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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Eine große wasserdichte Folie, die den Garten am Vortag vor dem Regen geschützt hatte, lag aufgerollt wie ein Teppich vor der hinteren Mauer.
      Es war eine knifflige Angelegenheit, das wusste Annie, denn sie hatte die Ausgrabung eines Skeletts im Dorf Hobb's End beobachtet. Alte Knochen konnten zu schnell beschädigt werden. Annie sah das ungefähr ein Meter tiefe Loch, aus dem eine Leiche geborgen worden war. Vor einem zweiten Loch standen zwei Männer, trugen die Erde mit Kellen ab und reichten sie an einen dritten weiter, der sie siebte, als suche er Gold.
      »Was ist das?«, fragte Annie von der obersten Treppenstufe.
      Einer der Männer schaute zu ihr hoch. Sie hatte Stefan Nowak nicht erkannt. Sie kannte ihn nicht besonders gut, da er noch nicht lange zur Western Division in Eastvale gehörte, aber Banks hatte sie einmal einander vorgestellt. Stefan war der Mann, von dem ACC Ron McLaughlin gesagt hatte, er würde die Polizei von North Yorkshire als Geburtshelfer ins einundzwanzigste Jahrhundert bringen. Er war ziemlich zurückhaltend, fast schon geheimnisvoll, als trage er ein schweres Geheimnis oder eine große Last mit sich herum. Äußerlich gab er sich fröhlich, aber Annie spürte, dass es oberflächlich war. Er war groß, über eins achtzig, und besaß eine klare, klassische Eleganz. Sie wusste, dass er polnischer Abstammung war, und hatte sich schon öfter gefragt, ob er ein Prinz oder Graf sei. Die meisten Polen, die sie kennen gelernt hatte, behaupteten, von Grafen oder Prinzen abzustammen, und die Körperhaltung von Stefan hatte etwas Adliges, Vornehmes.
      »Annie, stimmt's?«, sagte er. »Detective Sergeant Annie Cabbot?«
      »Jetzt Detective Inspector, Stefan. Wie geht's?«
      »Wusste gar nicht, dass Sie bei diesem Fall mitmachen.«
      »Bei einem dieser Fälle«, erklärte Annie. »Ich kümmere mich um Terence Payne. Ich bin jetzt im Dezernat Interne Ermittlungen.«
      »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Staatsanwaltschaft damit an die Öffentlichkeit geht«, sagte Stefan. »Das war doch wohl rechtmäßige Tötung im Strafvollzug, oder nicht?«
      »Ich hoffe, dass sie es so sehen werden, aber bei denen weiß man nie. Ich wollte mich hier einfach mal umgucken.«
      »Wir haben ein ganz schönes Durcheinander veranstaltet«, entgegnete Stefan. »Sieht aus, als hätten wir gerade noch eine Leiche gefunden. Wollen Sie mal sehen?«
      Annie tauchte unter dem Absperrband hindurch. »Ja.«
      »Vorsichtig!«, mahnte Stefan. »Auf dem markierten Weg bleiben.«
      Annie tat, wie ihr geheißen, und stand bald vor dem teilweise ausgehobenen Grab. Es war ein Skelett. Nicht ganz so fleckig und schmutzig wie das, das sie in Hobb's End gesehen hatte, aber dennoch ein Knochengerüst. Sie konnte einen Teil des Schädels, eine Schulter und etwas vom linken Arm sehen. »Wie lange liegt das hier schon?«, fragte sie.
      »Schwer zu sagen«, antwortete Stefan. »Mehrere Monate.« Er stellte die beiden Männer vor, die mit ihm am Grab standen, ein Botaniker und ein Insektenforscher. »Diese Männer können mir hoffentlich helfen. Außerdem kommt noch Dr. Ioan Williams von der Universität.«
      Annie kannte den jungen Arzt mit den langen Haaren und dem stark ausgeprägten Adamsapfel von dem Fall in Hobb's End. Sie erinnerte sich, wie er den Beckenknochen von Gloria Shackleton gestreichelt und Annie dabei lüsterne Blicke zugeworfen hatte.
      »Ist natürlich nicht mein Fall«, sagte Annie, »aber ist das nicht eine Leiche zu viel?«
      Stefan schaute zu ihr auf und legte die Hand über die Augen. »Ja«, bestätigte er. »Stimmt. Vermasselt uns ganz schön die Tour, was?«
      »Allerdings.«
      Annie kehrte zum Auto zurück. Es brachte nichts mehr, sich hier noch länger aufzuhalten. Außerdem musste sie noch zu einer Obduktion, stellte sie mit einem Blick auf die Uhr fest.
     
    »Was haben Sie sich dabei gedacht, mit der Presse zu reden?«, fragte Banks. »Habe ich Sie nicht gewarnt?«
      »Ich hab nicht gewusst, dass wir in einem Polizeistaat leben«, gab Maggie Forest zurück, die Arme vor der Brust verschränkt, die erzürnten Augen voller Tränen. Sie standen in der Küche, Banks wedelte mit der Post, und Maggie räumte das Frühstücksgeschirr weg. Nachdem Banks in Millgarth den Artikel gelesen hatte, war er sofort zu Maggie gefahren.
      »Kommen Sie mir nicht mit diesem pubertären Gequatsche über den Polizeistaat. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?

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