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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Stammgast zu unterhalten, mit dem er sich zwischenzeitlich angefreundet hatte. Dann merkte er, dass er keine Lust auf Gesellschaft hatte; ihm ging zu viel durch den Kopf: der Tod von Terence Payne, der Verbleib von Leanne Wray und die Enthüllungen über Lucys Vergangenheit. Seit er die Chamäleon-Ermittlung übernommen hatte, war er immer mehr zum Einzelgänger geworden, immer weniger geneigt, an der Theke Belanglosigkeiten auszutauschen. Zum Teil lag das bestimmt an der Last der Verantwortung, aber es steckte noch mehr dahinter; vielleicht war es die Nähe zu solcher Verderbtheit, die ihn irgendwie selbst verdarb und dazu führte, dass er belanglose Gespräche als absolut unangemessen empfand.
      Die Nachricht von Sandras Schwangerschaft belastete ihn zusätzlich und brachte Erinnerungen zurück, die er zu vergessen gehofft hatte. Er wusste, dass er im Moment keine angenehme Gesellschaft abgab, aber genauso wenig würde er früh einschlafen können. Er ging ins Haus und goss sich noch etwas Whisky ein, dann nahm er seine Zigaretten und trat wieder nach draußen. Er lehnte sich gegen die feuchte Mauer und erfreute sich am letzten Abendrot. Im fernen Moor trällerte ein Brachvogel, und Mahalia Jackson sang und summte die Melodie noch lange, nachdem ihr die Worte ausgegangen waren.
     
     

* 10
     
    Der Freitagmorgen begann schlecht für Maggie. Die ganze Nacht war sie von nebulösen, beunruhigenden Albträumen gequält worden, die sich im Dunkeln verkrochen, sobald sie schreiend aufwachte und versuchte, ihrer habhaft zu werden. Wieder einzuschlafen war schwierig, nicht nur wegen der schlechten Träume, sondern auch wegen der unheimlichen Geräusche und Stimmen, die von der anderen Straßenseite herüberhallten. Ging die Polizei denn nie ins Bett?
      Einmal war sie aufgestanden, um sich ein Glas Wasser zu holen. Da hatte sie aus dem Schlafzimmerfenster geschaut und uniformierte Polizeibeamte gesehen, die Pappkartons in eineh mit laufendem Motor wartenden Einsatzwagen luden. Dann trugen einige Männer etwas durch die Haustür, das wie ein elektronisches Gerät aussah, und kurz darauf vermeinte Maggie ein seltsames geisterhaftes Licht zu sehen, das hinter den zugezogenen Gardinen durch das Wohnzimmer von Nr. 35 strich. Geschützt hinter Segeltuchplanen, wurde im Vorgarten weitergegraben, und die Lampen warfen die vergrößerten, verzerrten Schatten der Männer auf die Plane. Die Schemen erschienen ihr in ihrem nächsten Albtraum, und am Ende wusste Maggie nicht mehr, ob sie wach war oder schlief.
      Um kurz nach sieben stand sie auf und begab sich in die Küche, wo sie ihre strapazierten Nerven mit einer Tasse Tee beruhigte. Das war ein englischer Brauch, den sie sich schnell angewöhnt hatte. Sie hatte vor, heute wieder an Grimms Märchen zu arbeiten, vielleicht an »Hänsel und Gretel«. Jetzt hatte sie ja zufrieden stellende Skizzen für »Rapunzel«. Wenigstens für ein paar Stunden wollte sie Nr. 35 aus ihrem Kopf verbannen.
      Dann kam der Zeitungsjunge und ließ die Zeitung durch den Briefkastenschlitz auf die Matte im Flur fallen. Schnell holte Maggie sie in die Küche und breitete sie auf dem Tisch aus.
      Lorraine Temples Artikel prangte groß auf der Titelseite. Daneben stand noch fetter die Schlagzeile über Terence Payne, der gestorben war, ohne noch einmal das Bewusstsein zu erlangen. Sogar ein Foto von Maggie vor ihrem Gartentor war abgedruckt, ohne ihr Wissen aufgenommen. Da musste sie gerade zum Pub gegangen sein, um mit Lorraine zu sprechen, vermutete Maggie, denn auf dem Bild trug sie die Jeans und die leichte Baumwolljacke, die sie am Dienstag angehabt hatte.
      PAYNES HAUS DER PEIN: NACHBARIN PACKT AUS lautete die Überschrift. Der Artikel schilderte genauestens, wie Maggie verdächtige Geräusche auf der anderen Straßenseite gehört und die Polizei gerufen hatte. Anschließend berichtete Lorraine Temple ausführlich, was Maggie, die als Lucys »Freundin« bezeichnet wurde, über Lucy gesagt hatte. Sie sei ein Opfer ehelicher Gewalt und habe unheimliche Angst vor ihrem Mann gehabt. So weit alles schön und gut. Aber das dicke Ende kam zum Schluss. Quellen in Toronto zufolge, plauderte Lorraine Temple weiter, sei Maggie Forrest selbst auf der Flucht vor einem gewalttätigen Ehemann, dem Anwalt William Burke aus Toronto. Der Artikel beschrieb bis ins Detail Maggies Krankenhausaufenthalt und all die erfolglosen Gerichtsbeschlüsse, die verhindern sollten, dass Bill sich ihr näherte.

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