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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vierzehn war«, sagte Banks mit Blick auf die Lichter im Hafen, »verschwand ein enger Schulfreund von mir. Er wurde nie wieder gesehen. Niemand wusste, was mit ihm passiert war. Er war wie vom Erdboden verschluckt.« Banks sah Alex lächelnd an. »Es ist komisch, weil damals ständig diese Musik lief, der Sirtaki aus Alexis Sorbas. War damals ein Riesenhit in England. Marcello Minerbi. Komisch, an welche Kleinigkeiten man sich erinnert, was?«
      Alex nickte. »Das Gedächtnis ist wirklich ein Wunder der Natur.«
      »Aber oft ist ihm nicht zu trauen.«
      »Stimmt, manchmal ist es so, als würde unsere Erinnerung so was wie eine ... Metamorphose durchlaufen.«
      »Ein schönes griechisches Wort: Metamorphose.«
      »Ja. Man denkt sofort an Ovid.«
      »Nun, so ist es nun mal mit der Vergangenheit, mit dem Gedächtnis, nicht wahr?«
      »Ja.«
      »Wie dem auch sei«, fuhr Banks fort, »damals gingen alle davon aus, dass mein Freund, er hieß Graham, von einem Pädophilen entführt und umgebracht worden war. Noch ein griechisches Wort, nur nicht so nett.«
      »Gut vorstellbar, in Anbetracht des Stadtlebens. Aber konnte es nicht sein, dass er einfach von zu Hause fortgelaufen ist?«
      »Das haben auch einige vermutet, aber Graham hatte keinen Grund dazu, soweit bekannt war. Er war nicht unzufrieden und hatte nie davon gesprochen, auszureißen. Egal«, fuhr Banks fort, »alle Anstrengungen, ihn zu finden, verliefen im Sande, er tauchte nie wieder auf. Nun war mir aber ungefähr zwei Monate vorher etwas passiert: Ich hatte unten am Fluss gespielt, und plötzlich kam ein Mann, hielt mich fest und versuchte, mich hineinzuschubsen.«
      »Und?«
      »Ich war gelenkig und wendig, deshalb konnte ich mich losreißen und weglaufen.«
      »Aber du hast es keinem erzählt?«
      »Ich hab's nicht mal meinen Eltern gesagt.«
      »Warum nicht?«
      »Du weißt doch, wie Kinder sind, Alex. Zum einen durfte ich nicht am Fluss spielen. Es war ziemlich weit weg von zu Hause. Außerdem hatte ich geschwänzt. Ich hätte in der Schule sein müssen. Und wahrscheinlich dachte ich, ich wäre selbst schuld. Ich wollte mir einfach keinen Ärger einhandeln.«
      Alex schenkte noch einen Ouzo ein. »Und als dann dein Freund verschwand, dachtest du, es wäre derselbe Mann gewesen?«
      »Ja.«
      »Und mit diesem Schuldgefühl läufst du schon all die Jahre herum?«
      »Glaub schon. Ich hab noch nie richtig darüber nachgedacht, aber hin und wieder, wenn ich so überlege, hab ich das Gefühl ... es ist wie eine alte Wunde, die nie richtig heilt. Keine Ahnung. Vielleicht war das auch mit ein Grund, weshalb ich ...«
      »Was?«
      »Ach, nichts.«
      »Weshalb du Polizist geworden bist?«
      Banks sah ihn erstaunt an. »Woher weißt du das?«
      Alex grinste. »Du bist nicht der einzige, den ich kenne. Ich habe irgendwann festgestellt, dass alle Polizisten ähnliche Charakterzüge haben.«
      »Zum Beispiel?«
      »Ach, Wachsamkeit, Neugier, eine gewisse Art, zu gehen und zu sitzen. Kleinigkeiten.«
      Banks lachte. »Hört sich an, als würdest du selbst keinen schlechten Polizisten abgeben, Alex.«
      »Oh, nein. Glaub ich nicht.«
      »Warum nicht?«
      »Ich glaube, ich wäre mir nie ganz sicher, auf der richtigen Seite zu stehen.«
      »Bist du denn jetzt auf der richtigen Seite?«
      »Ich versuche es wenigstens.«
      »Ich auch«, entgegnete Banks.
      »Du bist bestimmt ein guter Polizist. Aber du darfst nicht vergessen, dass wir in Griechenland ... na ja, so manche Regierung mitgemacht haben. Aber erzähl weiter!«
      Banks tippte auf die zusammengefaltete Zeitung. »Jetzt haben sie ihn gefunden«, sagte er. »Verscharrt an einer Straße ungefähr zwölf Kilometer entfernt von der Stelle, wo er zuletzt gesehen wurde.«
      Alex pfiff durch die Zähne.
      »Die Todesursache ist noch unbekannt«, fuhr Banks fort, »aber von selbst ist er da nicht gelandet.«
      »Also waren die alten Theorien doch richtig?«
      »Ja.«
      »Und deswegen hat sich dein schlechtes Gewissen wieder gemeldet, was?«
      »Es ist furchtbar. Was ist, wenn ich wirklich schuld bin, Alex? Was ist, wenn es wirklich derselbe Mann war? Wenn ich was gesagt hätte ...«
      »Selbst wenn du es gemeldet hättest, heißt das noch lange nicht, dass man ihn gefasst hätte. Solche Männer können sehr gerissen sein, das hast du im Laufe der Jahre bestimmt selbst schon erfahren.« Alex

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