Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
noch viel, womit wir spielen können.«
Barnaby war sich da nicht so sicher. Obwohl sich bei der Premiere jede Menge Leute auf und hinter der Bühne befunden hatten, glaubte Barnaby, daß derjenige, der die Klinge manipuliert hatte, unter der Handvoll von Leuten zu finden war, die den Toten gut gekannt hatten. Er hielt es auch für höchst unwahrscheinlich, daß einer der jungen Schüler Esslyn einen üblen Streich hatte spielen wollen, obwohl er einige Aussagen in dieser Richtung aufgenommen hatte. Auch bei den Darstellern der Nebenrollen würde er wohl kein Glück haben, denn drei von ihnen hatten den Toten vorher nicht einmal gekannt, weil sie nur für Amadeus der Truppe beigetreten waren. Obwohl er seinen Geist für diese beiden möglichen Optionen offenhielt, beschloß er, die Reihe seiner Hauptverdächtigen genauer zu untersuchen. Ganz oben, vermutete er laut, müßte die Witwe stehen.
»Da haben wir es mit einem ganzen Berg von Selbstverbrennung zu tun, Sir.«
»Das können Sie wohl laut sagen.«
»Und ich wäre auch gar nicht überrascht, wenn das Kind nicht vom Ehemann wäre. Frauen sind treulose Wesen.« Troy sprach mit einiger Bitterkeit. Er hatte vor zwei Jahren sehr offen sein Interesse an Polizistin Brierley gezeigt, nur um dann mit ansehen zu müssen, wie sie sich in der folgenden Woche in einen neuen Rekruten verliebt hatte, der noch nicht ganz aus seinem Strampelhöschen herausgekommen war, und schon steckte er in ihrem. »Und bei all diesen Schauspielern - nun ja, da weiß man doch nie, woran man ist.«
»Können Sie das etwas genauer erklären?«
»Die Sache ist die«, fuhr Troy fort, »wenn man normalerweise mit Verdächtigen spricht, sagen sie die Wahrheit oder erzählen Lügen, wenn sie etwas zu verbergen haben. Alles in allem weiß man also immer, womit man es zu tun hat. Aber diese Typen... die übertreiben, geben an und stellen sich alle bloß selbst dar. Ich meine, nehmen Sie nur diese Frau, mit der er verheiratet war. Als die Ihre Fragen beantwortet hat, war es, als würde man Jeanne d’Arc den Scheiterhaufen besteigen sehen. Es war kaum zu erkennen, was sie wirklich gefühlt hat.«
»Meinen Sie nicht, daß sie wirklich verzweifelt war?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich bin verdammt froh, daß Sie die alle schon vorher gekannt haben.«
»Aber bloß, weil jemand sein Gefühl auf eine besonders eindrucksvolle oder sogar sehr elegante Art ausdrückt, bedeutet das doch noch lange nicht, daß er unehrlich ist. Vergessen Sie das nicht.«
»Klar, Chef.«
»Und mit Ausnahme von Joyce und Nicholas sollten Sie sie doch inzwischen wirklich alle durchschauen können. Es sind nämlich schrecklich schlechte Schauspieler.«
»Oh.« Troy behielt seine Meinung für sich. Er war tatsächlich der Meinung gewesen, die Aufführung sei ganz gut. Enttäuscht war er erst, als er sich die Szenerie aus der Nähe ansah. Alles altes Zeug, irgendwie zusammengeschustert, übermalt und durch etwas zusammengehalten, was wie klapprige alte Kleiderständer aussah. Erstaunlich, was man mit ein wenig Beleuchtung alles ausrichten konnte. Dieser Gedanke erinnerte ihn an etwas. »Ich denke, Doris und Daphne sind wohl ausgeschieden, Sir? Die beiden Ahnungslosen aus der Beleuchterkammer?«
»Ich neige auch zu dieser Annahme. Abgesehen von der Tatsache, daß es kein erkennbares Motiv gibt, waren sie auch nur sehr kurz in den Kulissen und der Garderobe - wie die Zeugenaussagen der Schauspieler bestätigen« - er tippte mit der Hand auf den Stapel Formulare »und das auch noch unmittelbar vor dem ersten Aufzug, so daß sie einfach keine Zeit gehabt hätten, an dem Messer herumzuhantieren. Dasselbe gilt für Harold. Ich bin zufällig gleichzeitig mit ihm und seiner Frau im Theater angekommen. Er hat seinen Mantel aufgehängt und gleich darauf seine Galanummer im Foyer abgezogen. Er war auch da, als Cully und ich der Besetzung Glück gewünscht haben...«
»Ein wunderschönes Mädchen übrigens, Chef. Einfach phantastisch.«
»... und ein oder zwei Minuten später bin ich wieder runtergekommen. Wir alle haben etwa zur gleichen Zeit die Bühne verlassen und uns auf unsere Plätze begeben.«
»Ging er denn nicht mal auf das stille Örtchen?«
Barnaby schüttelte den Kopf.
»Was war in der Pause?«
»Dasselbe in Grün: Harold hatte keine Zeit für die Tat. Er war kurz oben im Vereinsraum und ist dann gleich hinter die Bühne gegangen, um den
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