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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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durch den Kopf geschossen; zwischendurch verschwand er zwar mal, kehrte jedoch immer wieder zurück, setzte sich fest, trieb Wurzeln und blühte mit einer solchen Kraft auf, daß sie jetzt den Punkt erreicht hatte, an dem sie es pragmatisch als ein fait accompli betrachtete.
      Bis sie nach dem Telefonhörer griff. Jetzt wurde nämlich ihre vormalige Heiterkeit durch eine Flut von Zweifeln überschwemmt. Darunter war der Gedanke vorrangig, Kitty könnte sich zu einer Abtreibung entschlossen haben. Nachdem sie schon die ersten drei Ziffern der Nummer von White Wings gewählt hatte, legte Rosa den Hörer wieder auf und dachte über diese alarmierende Ahnung nach. Die Vernunft zwang sie zuzugeben, daß Kitty dieser Schritt als eine naheliegende Lösung in den Sinn gekommen sein mußte. Und sie hatte gewiß auch das Geld, um es privat machen zu lassen, so daß sie keine Verzögerung in Kauf nehmen mußte. Das Ganze würde sich einfach von selbst regeln. Rein und raus: Problem gelöst. Das Baby, so leicht zerstörbar wie eine Eierschale, ein für allemal verloren. Vielleicht vereinbarte sie gerade jetzt, in diesem Moment, den Termin! Rosa riß den Hörer wieder von der Gabel und wählte erneut. Als Kitty sich meldete, fragte Rosa, ob sie auf ein kurzes Gespräch vorbeikommen dürfe, und Kitty, so lakonisch, als wäre diese Anfrage eine ganz alltägliche Angelegenheit, entgegnete nur: »Sicher. Komm, wann du magst.«
      Als sie ihren Panda aus der Garage zurücksetzte und vor lauter Nervosität die Gänge krachen ließ, kämpfte Rosa damit, eine Strategie auszuarbeiten, die dem Argument, das sie Kitty vortragen wollte, Gestalt geben würde. Wenn es überzeugend sein sollte, mußte sie die gesamte Situation aus dem Blickwinkel der jungen Frau betrachten. Wieso, könnte Kitty verständlicherweise fragen, sollte sie die nächsten Monate herumhängen, Tag für Tag schwerer werden, immer weniger in der Lage sein, das Leben zu genießen, und dann auch noch die gesamte Dauer einer vielleicht extrem schmerzhaften Geburt aushalten, bloß um letztlich das Ergebnis der ganzen Plackerei an eine andere Frau abzutreten? Was (Rosa konnte ihre scharfen, berechnenden, kleinen Augen, die nach dem Haken an der ganzen Geschichte suchten, förmlich vor sich sehen) sprang für sie dabei heraus?
      Während der zehnminütigen Fahrt nach White Wings formulierte Rosa eine Antwort auf diese Frage, von der sie glaubte, daß sie Kitty zufriedenstellen würde. Zunächst würde sie die psychischen und physischen Schäden erwähnen, die durch eine Abtreibung verursacht werden können. Dann würde sie Kitty fragen, ob sie denn auch an die Kosten gedacht hätte, die das Großziehen eines Kindes mit sich brächte. Das kostete Tausende. Gören lagen einem auf der Tasche, bis sie achtzehn waren, und selbst dann hatte man sie, falls man den Beschwerden von Ernests Schwestern Glauben schenken durfte, immer noch mindestens für die nächsten drei Jahre am Hals, in denen sie die Universität besuchten und man für sie aufkommen mußte. »Aber du hättest mit dieser finanziellen Belastung nichts zu tun«, hörte Rosa sich selbst sagen, »weil ich nämlich dafür aufkäme.«
      Andererseits würde sie Kitty versprechen, das Kind, wann immer sie wollte, sehen zu können, jedenfalls wenn die Adoption erst einmal rechtskräftig war. Ohne Zweifel, dachte Rosa, als sie viel zu schnell die Carradine Street hinunterraste, würden diese drei Aspekte (enorme Ersparnis, keine Verantwortung, prinzipielles Besuchsrecht) ausreichen, um den Erfolg des Unternehmens zu garantieren. Bei diesen Überlegungen hatte sie jedoch ihre bisherige Unterstellung - nämlich, daß Kittys Mutterinstinkt weit unter Null lag - völlig verdrängt und bemerkte daher nicht, daß Aspekt Nummer drei eigentlich keine Überzeugungskraft besaß.
      Es sollte sich ohnehin schnell zeigen, daß die gesamte Dialektik völlig sinnlos war. Denn schon in dem Augenblick, als sie auf den Klingelknopf drückte und den so vertrauten Klang der Türglocke im Wohnzimmer hörte, lösten sich Rosas sorgfältig zurechtgelegte Argumente in Luft auf, und sie stand zitternd und von der Dringlichkeit ihres Wunsches sowie von heftigen Emotionen überwältigt draußen vor der Tür. Und als Kitty diese dann öffnete, Rosa mit »Hallo« begrüßte und in ihren flauschigen Pantöffelchen zur Küche geleitete, war Rosas Mund ausgetrocknet, und ihre Lippen bebten vor Unsicherheit.
      Die Küche sah genauso aus wie

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