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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wirkte.
      Kitty trocknete sich die Hände an einem Küchenhandtuch ab und lehnte sich an die Ofenklappe, wo es noch wärmer war. Dann wandte sie sich ihrer Besucherin zu. Sie hatte offensichtlich nicht vor, ihr einen Kaffee oder Tee anzubieten. Oder eine andere Stärkung. Kitty hielt ohnehin nicht viel von Frauenfreundschaften und mit Sicherheit erst recht nichts davon, sich mit einer Frau anzufreunden, die alt genug war, um ihre Mutter zu sein, und die zudem noch ihr eigenes Süppchen zu kochen hatte. Jetzt, da sie Rosas fettige, großporige Nase beobachtete, die Kitty deutlich unter dem Drang zittern sah, sich in etwas hineinzustecken, was sie nichts anging, wappnete sie sich gegen etwas, wovon sie ganz sicher war, es würde auf eine immens unangenehme Woge aus geheucheltem Mitgefühl und widerlichen Erinnerungen hinauslaufen.
      Rosa holte tief Luft und erschauerte unter ihrem gesprenkelten, zeltförmigen Gewand. Sie fühlte sich durch die Komplexität ihrer Gedanken wie gelähmt und sah nun ein, daß sie in dem Moment, in dem sie das Haus betreten hatte, den Grund ihres Besuchs hätte herausschreien sollen, ganz gleich, wie ergreifend oder emotional es auch immer geklungen hätte. Je länger sie in dieser anheimelnd unaufgeräumten Küche saß (nur ein hoher Stuhl fehlte noch, und das Bild wäre komplett gewesen), desto bizarrer kam ihr ihr eigener Wunsch vor. Und Kitty war ihr keine Hilfe. Sie hatte Rosa mit keiner Geste willkommen geheißen, noch nicht einmal mit der, die in jedem englischen Haushalt obligatorisch ist, wenn ein Besucher erscheint. Nachdem sie also eingesehen hatte, daß der Zug der sofortigen Frontenklärung abgefahren war, hatte Rosa gerade beschlossen, sich dem Thema in Windungen zu nähern, sich verstohlen heranzuschlängeln und mit einer förmlichen Beileidsbekundung zu beginnen, als Kitty ihr mit ihrer Frage zuvorkam.
      »Was liegt an?«
      Rosa sog ihre Lungen voll Luft, wagte es nicht, Kitty anzusehen und begann: »Ich dachte mir, jetzt, da Esslyn tot ist, würdest du dich vielleicht von dem Baby überfordert fühlen, und da habe ich mich gefragt, ob ich es nicht adoptieren könnte.«
      Schweigen. Rosa blickte furchtsam auf. Als sie das tat, senkte Kitty den Kopf und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sie gab einen kurzen Laut von sich, ein kleines, klagendes Stöhnen, und ihre Schultern bebten. In diesem Moment empfand Rosa, die im Grunde genommen ein Mensch mit einem weichen Herzen war, daß spontanes Mitgefühl in ihr aufwogte. Wie hartherzig und wie uneinfühlsam war es doch von ihr gewesen vorauszusetzen, Kitty sei sowohl von dem Umstand als auch von der erschreckenden Art und Weise, in der ihr Mann umgekommen war, völlig unberührt geblieben, und das nur, weil sie ihren Schmerz und Kummer nicht öffentlich gezeigt hatte. Jetzt aber, da sie die schmalen Schultern sah, die in ihrer Verzweiflung zuckten, schob Rosa ihren Stuhl nach hinten, breitete unbeholfen die Arme aus und unternahm einen etwas zaghaften und schwerfälligen Versuch, die schluchzende Gestalt zu umarmen. Aber Kitty weigerte sich, diesen Trost anzunehmen; sie ging zur offenen Tür hinüber, wo sie, mit dem Rücken zu Rosa, ein schreckliches hysterisches Kreischen und schrille Schreie auszustoßen begann.
      Rosa stand wie festgewurzelt da, gequält und beschämt, während sie sich selbst Vorwürfe machte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als einfach abzuwarten und die Handflächen beschwichtigend nach oben zu halten, um weiterhin Trost anzubieten, sollte doch noch Bedarf daran bestehen. Endlich hörten die furchtbaren Laute auf, und Kitty, deren tränen-überströmtes Gesicht geschwollen und rot war und deren Schultern immer noch zuckten, drehte sich um. Und in diesem Moment begriff Rosa mit einem gewaltigen Schock und einer Mischung aus Wut und Entrüstung, daß Kitty die ganze Zeit über gelacht hatte.
      Jetzt schüttelte Kitty ungläubig den Kopf über die kaum zu überbietende Komik dieser Situation, zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Tasche ihres Négligés, tupfte damit ihre tränenden Augen ab und warf es dann auf den Boden. Ihre Schultern zuckten jetzt nicht mehr, und auch ihr Atem hatte sich beruhigt. Sie starrte Rosa an, und Rosa, die zwar immer noch vor Entsetzen außer sich war, aber nun langsam anfing, sich in eine gesunde Wut hineinzusteigern, starrte zurück.
      Plötzlich trat absolute Ruhe ein. Eine Stille, die man fast hätte zerschneiden können. Ein Wasserhahn

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