Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
eingenommen.
»Ein Drink dürfte helfen«, setzte Guy die Unterhaltung fort.
»Im Kühlschrank steht Zitronentee.«
»Ich meinte einen richtigen Drink. Ich werde gleich in mein Hotel fahren und dort einchecken. Vielleicht könnten wir dort etwas trinken.«
»Ohhhh...« Dieser Vorschlag überrascht mich nun doch, sagten der beschleunigte Atem und das Klimpern der Wimpern. »Ich weiß nicht so recht.«
Trixies Verwirrung, die Guy auf der Stelle als weibliches Getue abtat, war nicht nur gespielt. Als sie sich schnell ein paar Klamotten übergeworfen hatte und zur Terrasse hinuntergelaufen war, hatte sie nur den kindischen Wunsch gehabt, einen reichen und berühmten Mann aus der Nähe zu sehen. Kaum daß sie sich ihm vorgestellt hatte - sie hatten sich inzwischen etwa zehn Minuten miteinander unterhalten, hauptsächlich über Suhami -, registrierte sie eine ihr nicht gänzlich unbekannte physische Reaktion. Ihre halb im Ernst, halb im Spaß dahingeworfene Bemerkung über Geld und welche Wirkung es auf einen hatte, erwies sich nun als verblüffend zutreffend.
Die Redewendung, daß die Reichen sich von ihren Mitmenschen nur dadurch unterschieden, daß sie mehr Geld besitzen, war Trixie bislang nicht zu Ohren gekommen, und wäre dem so gewesen, hätte sie vehement Einspruch erhoben. In ihren Augen war Guy ein durch und durch geheimnisvolles Wesen. Die Verkörperung eines Charakters, den man eigentlich nur aus Seifenopern kannte. Immer in Bewegung, immer am Geschäfte machen, stets damit beschäftigt, Leute aufzubauen und zu vernichten und in sultanischem Prunk an der Spitze eines atemberaubenden Familienclans zu stehen.
Sie spazierten zu seinem Wagen. Mit großen Augen musterte Trixie das auf Hochglanz polierte, funkelnde, fuchsrote Chassis, die großen Scheinwerfer, die umwerfenden Weißwandreifen und die Motorhaube, die dem gespannten Segel einer Yacht glich. Sie kam nicht mal auf die Idee, ihre Ehrfurcht zu verbergen, und sagte: »Wie wunderschön. Sie müssen sehr reich sein.«
Worauf Guy schlicht erwiderte: »Ich bin so reich wie Gott.«
Furneaux, der sie näher kommen sah, legte seinen Evening Standard weg, setzte seine spitze Samtkappe auf und sprang aus dem Wagen, um die Hintertür aufzureißen. Trixie stieg ein und nahm ganz vorsichtig auf dem Rand Platz, als wäre die Rückbank aus Glas gefertigt. Nachdem sie losgefahren waren, lehnte sie sich Stück um Stück zurück, und als sie durch Causton glitten, hatte sie es sich in einer Ecke bequem gemacht. Ein Arm lag lässig auf dem Fensterrahmen, damit sie - sollte sie einen echten oder falschen Bekannten sehen - gleich winken konnte.
Wie gewöhnlich dem Prinzip folgend, daß man sich nicht auf eine Sache konzentrierte, wenn man gleichzeitig mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, tastete sich Guy näher an Trixies Knie heran, schaute ihr tief in die Augen und stellte ihr weitere Fragen über die Kommune.
»Wie ist er denn nun - dieses strahlende Licht?«
»Der Meister? In Ordnung. Das heißt, nett und... Sie wissen schon... nun, gut.« Jetzt, wo sie gefragt wurde, überraschte es Trixie, wie wenig sie zu diesem Thema zu sagen wußte. Guy warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu. Sie zerbrach sich den Kopf, was sie ihm sonst noch erzählen konnte. »Man kann sich prima mit ihm unterhalten.« Das behaupteten alle, also mußte es stimmen, wenngleich sich Trixie nach jenen seltenen Zweiersitzungen weniger beruhigt, denn entblößt und nervös gefühlt hatte. »Er verbringt eine Menge Zeit mit Meditation.«
Guy kicherte höhnisch. Für Menschen, die sich nicht mit voller Kraft ins chaotische Treiben der Arbeitswelt stürzten, brachte Guy nur Verachtung auf. Er selbst arbeitete achtundvierzig Stunden pro Tag, wie er immer wieder gern verkündete. Laut Felicity klang das, als verdinge er sich in einem Steinbruch.
Trixie interessierte sich mehr dafür, etwas über Guys Leben zu erfahren, als von ihrem eigenen zu sprechen, doch ehe es ihr gelang, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben, sagte er schon: »Sie müssen doch noch mehr über ihn wissen.«
»Nein, ehrlich nicht.«
»Kommen Sie - Sie sind ein intelligentes Mädchen.« Guy lächelte in das ausdruckslose, fragende Gesicht. »Zum Beispiel - gehört ihm das Haus?«
»Das weiß ich nicht. Es gibt ein Komitee, das sich um alles kümmert.« Seine Hand streichelte ihr Knie. »May, Arno. Leute, die schon länger dort leben.
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