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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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nach unten, bevor sie wieder fest auf dem abgewetzten Steinboden landeten. Die Gruppe läutete eine halbe Stunde lang und begab sich dann wie gewohnt in die Sakristei, um sich eine Erfrischung zu gönnen.
      Avis Jennings, die Frau des Arztes, stellte den Kessel auf eine alte elektrische Kochplatte. Der Pfarrer öffnete eine Packung Pfeilwurzkekse. Eigentlich mochte die niemand besonders, aber Mrs. Bream bestand darauf, daß diese Kekse gereicht wurden, weil sie irgendwo gelesen hatte, daß Pfeilwurz nicht nur nahrhaft, sondern auch beruhigend für die Nerven sei.
      Kurz vor Weihnachten hatte Avis eine Schachtel selbstgebackener Haselnußplätzchen mitgebracht. Irgendwer hatte das, zweifellos vom Überschuß an Protein beschwingt, ausgeplaudert. Das Pfarrhaus hatte mit eindeutiger Ablehnung reagiert, und Avis Jennings’ Name erschien drei Monate lang nicht mehr auf der Liste der Leute, die die Kirche turnusgemäß mit Blumen schmückten.
      Nun wurden Becher mit stark gezuckertem Tee herumgereicht. Alle saßen mehr oder weniger bequem zwischen Rollen feinmaschigen Hühnerdrahts und grünen Blumen-steckschwämmen, Chorhemden für die Sängerknaben, Farben und Pinseln von der Sonntagsschule, Büchern mit Geschichten aus der Bibel und riesigen Türmen verstaubter Gesangbücher.
      Der Pfarrer nippte an seinem Tee, der für seinen Geschmack viel zu stark war, und lenkte das Gespräch erneut auf die Abwesenheit von Mrs. Hollingsworth.
      »Sie haben sie heute also noch gar nicht gesehen, Elfrida?«
      »Nein, hab ich nicht«, sagte Mrs. Molfrey mit gepreßter Stimme, weil sie sich gerade hinunterbeugte, um die Schnürsenkel ihres Turnschuhs fester zu ziehen.
      »Du vielleicht, Cubby?«
      Cubby Dawlish wurde rot und zupfte an seinem kurzen weißen Bart, der eher wie ein Wattestreifen aussah, der ordentlich von einem Ohrläppchen zum anderen verlief. Dann räusperte er sich schüchtern, um schließlich zu sagen, daß er ebenfalls keine Ahnung habe, wo Mrs. Hollingsworth steckte. »Aber sie kann nicht weit sein. Ich hätte bestimmt gesehen, wenn Charlies Taxi bei ihr vorgefahren wär. Ich war fast den ganzen Tag draußen.«
      Cubby wohnte ebenfalls neben Alan und Simone Hollingsworth, und zwar in einem ihm freundlicherweise kostenlos überlassenen Wohnwagen, der diskret zwischen den Obstbäumen in Mrs. Molfreys Garten verborgen war. Als Ausgleich für die Miete und aus Dankbarkeit für ihre Güte arbeitete er viel im Garten.
      »Ich bin mir nicht sicher«, begann der Pfarrer und reichte dabei den Teller mit den faden Beruhigungsplätzchen wenig erfolgreich herum, »ob es viel Sinn hat, daß sie morgen kommt. Sie kennt die Läutfolge nicht so richtig, und wir wollen doch nicht, daß jemand einen Schnitzer macht.«
      Mrs. Molfrey stieß bei dieser guten Nachricht einen Freudenschrei aus und schlug sich auf die schmalen Hüften, bis Staubwolken aus ihrem rostfarbenen Chenillerock aufstiegen.
      »Besonders«, fügte Reverend Bream mit strenger Miene hinzu, »bei einer Beerdigung.«
      So schnell war Mrs. Molfrey jedoch nicht einzuschüchtern, sie gluckste schon wieder vor sich hin und stieß Cubby so fest an, daß er fast umgefallen wäre. Er fuchtelte mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und stieß dabei eine Gießkanne um, worauf er noch röter wurde als vorher.
      »Ich schau bei den beiden vorbei, wenn ich hier abgeschlossen habe«, sagte Reverend Bream. »Wenn sie noch nicht zurück ist, wird Alan sicher eine Erklärung dafür haben.«
      »Die Mühe würde ich mir sparen«, sagte Avis Jennings. »Er ist ein Workaholic. Simone hat erzählt, er sei nie vor acht zu Hause. Und das sei noch früh.«
      »Es ist keine Mühe«, sagte der Pfarrer. »Ich muß sowieso bei der alten Mrs. Carter vorbeischauen, es liegt also praktisch auf dem Weg.«
      Nightingales war eins von drei Häusern, die etwas abseits von der St. Chad’s Lane auf einem Areal lagen, das weder groß genug noch klar genug abgegrenzt war, daß die Post es als eigenständig betrachtete. Links neben den Hollingsworths stand ein verputztes Haus aus den dreißiger Jahren, komplettiert durch eine Haustür mit bonbonfarbenen Glaseinsätzen. An den Wänden waren Stücke aus unterschiedlich geflecktem Holz befestigt, die im Wechsel ein Muster aus Y-förmigen Gebilden und auf dem Kopf stehenden Winkeln bildeten. Diese hatten nach Ansicht von Avis Jennings, die aus dem Norden stammte, weder einen Zweck, noch

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