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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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schweigsam. Nach einem erfolgreichen Zug öffnete sie die Lippen zu einem kühlen Lächeln, ließ sich aber bei einem Misserfolg weder Enttäuschung noch Verdruss anmerken.
      »Schachmatt!« Das Brett wurde umgekippt, und die Figuren aus dunkelblauem Harz in Form von Fabeltieren und Kriegern fielen klappernd auf den Tisch. Louise stand abrupt auf und wandte sich ab.
      »Nicht beleidigt sein, Lou. War doch alles ganz fair, oder nicht?«
      »Soweit das bei dir überhaupt möglich ist.«
      »Ich hätte nichts gegen einen kleinen Drink einzuwenden.«
      Man konnte nicht bestreiten, dass es eigentlich ganz gut war, Louise hier zu haben. Zunächst war Valentine ein bisschen beunruhigt gewesen, als sie ihn gefragt hatte, ob sie bei ihm wohnen könnte. Natürlich tat sie ihm Leid. Das Scheitern ihrer Ehe hatte sie schwer getroffen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie einen schmerzhafteren Verlust erlitten, als sie ihn anderen zugefügt hatte. Doch alles hatte sich sehr positiv entwickelt. Im Großen und Ganzen.
      Um seine Ängste zu zerstreuen und zu betonen, dass sie nur vorübergehend bei ihm einzog, hatte Louise nur zwei kleine Koffer mitgebracht. Einen Monat später holte sie den Rest ihrer Kleidungsstücke. Dann ihre Bücher und eine Kiste mit Sachen, die - wie man so schön sagt - nur von sentimentalem Wert waren. Diese Dinge einzupacken, hatte so weh getan (warum sagen die Leute bloß »nur«?), dass die Kiste ungeöffnet in der Garage stehen blieb.
      »Ein Gläschen Casa Porta wäre nett.«
      Louise fing an, die Vorhänge zuzuziehen. Sie waren ungeheuer lang und dicht und wogen trotzdem fast nichts, weil sie aus einem hauchdünnen Stoff waren, der mit blassen Sternen gemustert war. Zwischen dem oberen Stockwerk, das an Stahltrossen von einer riesigen Empore herabhing, und der Außenwand war eine Lücke, durch die der Vorhang fiel, so dass er vom Dach bis zum Boden des Hauses über dreißig Meter lang war. Wenn Louise ihn hinter sich herzog, kam sie sich immer vor wie zu Beginn eines Theaterstücks. Auf halbem Weg blieb sie stehen.
      »Da ist Charlie Leathers mit diesem armen kleinen Hund.«
      »Ooh...«
      »Warum musst du dich über alles lustig machen?«
      »Nicht über alles.«
      Nein, dachte Louise. Wenn's nur so wäre.
      »Frau, du wirst allmählich zu einer richtigen Landpomeranze. Durch die Gardinen zu schielen. Als Nächstes trittst du dem Frauenkreis bei.«
      Louise verharrte einen Augenblick und starrte auf die dunklen, schwankenden Silhouetten der Bäume. Und auf die Häuser, solide schwarze Klötze. Sie stellte sich vor, wie die Leute darin schliefen, träumten. Oder wach lagen, erfüllt von nächtlicher Angst vor Krankheit und dem letztlich unausweichlichen eigenen Verfall. Als sie schließlich weiterging - der weiche Vorhangstoff strich sanft über ihren Arm - rief ihr Bruder: »Moment noch.«
      Louise blieb stehen. Sie wusste, was kommen würde, und versuchte, sich nicht aufzuregen. Es gab wirklich nichts mehr dazu zu sagen. Sie hatten alle Argumente ausgeschöpft. In gewisser Weise, da sie die gleichen Höllenqualen durchlitten hatte, hatte sie sogar Verständnis für ihn.
      »Ist die blaue Tür offen?«
      »Kann man nicht sehen. Es ist zu dunkel.«
      »Ist denn Licht in der Wohnung?«
      Das alte Pfarrhaus war hinter Bäumen verborgen, doch die Garage, auf die man die Wohnung gebaut hatte, war ein Stück vom Haus entfernt und deutlich zu erkennen. »Nein.«
      »Lass uns noch mal gucken.«
      »Val, da gibt es nichts zu sehen.«
      »Komm schon, Darling.«
      Sie standen nebeneinander und starrten in die Nacht. Louise konnte die sinnliche Begierde und die überschäumende Zärtlichkeit, die ihrem Bruder deutlich ins Gesicht geschrieben standen, nicht mit ansehen. Sie verharrten eine Weile, dann nahm sie Vals Hand und drückte sie betrübt gegen ihre Wange. In diesem Augenblick schossen die hellen Scheinwerfer eines Wagens die Dorfstraße entlang und bogen in die Einfahrt zum alten Pfarrhaus.
     
    Ann Lawrence war noch auf. Doch als sie die Haustür zuschlagen und ihren Mann die Treppe hinaufsteigen hörte, sprang sie ins Bett, schloss die Augen und lag ganz still da und dankte Gott, dass sie in getrennten Räumen schliefen. Lionel öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, rief ihren Namen, ohne die Stimme zu senken, wartete einen Augenblick und stieß die Tür mit einem verärgerten Seufzer wieder zu.
      Ann stand wieder auf und begann

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