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Inspector Jury bricht das Eis

Inspector Jury bricht das Eis

Titel: Inspector Jury bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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ihren Platz zu legen.
    Alex beförderte den Spielball über vier Banden hinter die Feldlinie in die Nähe der gelben Kugel. Er versenkte diese, dann die grüne, und die braune blieb dicht an der Bande liegen. Den nächsten Stoß, der die braune von der Bande in die Mitte und den Spielball über drei Banden hinter die Feldlinie in die Nähe der rosa Kugel beförderte, schien Alex einfach aus dem Handgelenk zu schütteln.
    Tommy schaffte es nicht, sich aus dieser Notlage zu befreien. Er versuchte es mit einem Sicherheitsstoß, der bei der unmöglichen Entfernung und dem unebenen Tisch einfach mißglücken mußte.
    Alex versenkte die blaue Kugel mit einem gewaltigen Effetstoß und räumte den Tisch innerhalb von zwei Minuten ab.
    Alle im Raum schienen die Luft anzuhalten.
    «Noch eine Runde?» fragte Alex und kreidete sein Queue neu ein.
    Tommy nickte sprachlos. Melrose klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. Darauf trat Tommy wieder an den Tisch, kreidete sein Queue ein, und jetzt trat jener wild entschlossene Ausdruck auf sein Gesicht, der damals auch Parmengers Züge verzerrt haben mußte, als sein Malzeug aus dem Fenster geflogen war.
    Er verlor.
    Vor- und Rückläufer, Effetstöße, Kopfstöße – das ganze Repertoire: Alex war nicht nur ein erstklassiger Spieler, er war auch schneller als Tommy. Die Kugeln schossen wie Schnellzüge über den Tisch.
    «Kaum zu fassen», sagte Jury. «Vor allem, wenn man bedenkt, daß er ‹rein zufällig› hier aufgetaucht ist. Wieviel hat Sie das gekostet?»
    «Ein paar Scheinchen.»
    «Ein paar Scheinchen ist gut. Wieviel genau?»
    Melrose antwortete nicht.
    «Ist das Ihr Geschenk?»
    Alex hatte den Tisch leergefegt. Dritte Runde.
    «Ein schönes Geschenk.» Jury leerte sein Glas. «Und was haben Sie für mich? Liebesgedichte?»
    Melrose lachte. «Was wollen Sie denn? Tommy ist doch begeistert. Es braucht sein ganzes Können, um sich an diesem Tisch zu behaupten. Endlich ein Gegner, der seiner würdig ist. Und wenn man bedenkt, was das für ein Gegner ist!»
    «Aber wie haben Sie es geschafft, ihn am Heiligabend hierher zu locken? Ich meine, der Mann wäre doch bestimmt lieber zu Hause bei Frau und Kindern …»
    Melrose warf Jury einen gequälten Blick zu. «Sind Sie etwa verheiratet und haben Kinder? Außerdem ist er Ire.»
    «Oh», sagte Jury, als erklärte das alles. «Aus Nord- oder Südirland?»
    «Lassen Sie die Haarspaltereien.»
     
    Tommy hatte drei rote Kugeln an der Feldlinie plaziert, was Alex einen Sicherheitsstoß unmöglich machte. Er konnte eigentlich nur den Spielball ans andere Tischende befördern und Tommy zu einem langen Stoß zwingen. Das Spiel stand 29 zu 30.
    Alex führte mit einem Punkt Vorsprung, und ein angespannter Ausdruck war in sein Gesicht getreten. 59 Punkte lagen noch auf dem Tisch.
    «Poesie im Zeitraffer», sagte Melrose, als der Effet, den Tommy dem Spielball gegeben hatte, eine Kugel in die Ecktasche beförderte und die weiße in eine günstigere Position zur blauen brachte. In schneller Folge versenkte er zuerst diese, dann eine rote, die grüne, wieder eine rote und schließlich die gelbe.
    Am anderen Ende lag dicht neben der schwarzen Kugel noch eine letzte rote. Er mußte irgendwie die schwarze wegbekommen.
    Er setzte den Stoß zu steil an. Die Zuschauer stöhnten auf. «Ruhe», brüllte Dickie, nachdem Mane ein paar Kraftausdrücke gemurmelt hatte.
    Die weiße Kugel lag in einem äußerst ungünstigen Winkel zur roten. Alex drückte seine Zigarette aus, trat an den Tisch und schaffte es trotzdem, die rote Kugel von der Bande wegzubefördern und zu versenken; die weiße hatte solchen Schwung, daß sie über drei Banden ging und die schwarze so mühelos in die Mitteltasche beförderte, als wäre eine unsichtbare Hand am Werk. Ein kolossaler Stoß. Aber an die Kugeln auf der Feldlinie kam er nicht heran. Er mußte auf Nummer Sicher gehen.
    Aus dem hinteren Teil des Raums war Beifall für Alex zu vernehmen. Nutter packte sofort einen Stuhl und wollte auf die Verräter los, doch Clive hielt ihn zurück.
    Dickie streckte begütigend die Arme aus; die Augen hielt er geschlossen wie ein Chorleiter, der seine Rangen zu bändigen versucht. Er war wie in Trance. «Vielen Dank, meine Dam’n un’ Herr’n, vielen Dank.»
    Vorsichtig nahm er die weiße Kugel vom Tisch und unterzog sie einer feierlichen Reinigung. Dann schlug er der Länge nach hin.
    Für Dickie war das genauso ein Ritual wie für Alex das Polieren der Kugel.
    «Mach du weiter,

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