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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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hätte Billy nie auf sein Essen getan. Laut Mrs. Jessup hasste er Tomaten in jeglicher Form. Jemand anderes hat sich an dem Essen zu schaffen gemacht.«
    Wiggins runzelte die Stirn. »Aber warum?«
    »Damit es so aussieht , als hätte Billy es gegessen.«
    Wiggins’ Stirnrunzeln vertiefte sich. »Aber wieso das? Hat es mit der Tatzeit zu tun? Geht es um ein Alibi?«
    Jury ließ sich gegen die Rückenlehne der Sitznische fallen. »Damit es so aussah, als wäre jemand gekommen und hätte ihn unterbrochen.«
    »Aber die Kaffeebestellung – wir wissen, die war für zwei Leute gedacht, wir wissen, dass er jemanden erwartete.«
    »Viel schwächer, der Punkt. Der Kaffee wurde doch nie serviert.« Jury stützte die Stirn in die Handinnenfläche, als wollte er auf diese Art seinem Gedächtnis nachhelfen.

    »Versuchen Sie sich bloß nicht als Privatdetektiv, wenn Sie mal in Pension gehen« , sagte Harry Johnson.
    »Glauben Sie etwa, ich bin so dumm?«
    »Ja. Sie sind, sagen wir, ›detektivdumm‹, wogegen der Rest von Ihnen recht helle ist.«
    Jury hielt zwei Finger in die Höhe, zum Zeichen für Trevor, entweder ihn schnell zu retten oder noch ein Glas Wein zu bringen, was an diesem Abend einen Première Côtes de Bordeaux bedeutete, nein, einen St.-Emilion Figeac – nein, einen Médoc –, aber welchen? Es gab ja so viele.
    »Sagen wir« , schmückte Harry seine zuvor gemachte Bemerkung aus, »Sie haben ein Foto und ein Negativ. Zwei separate Dinge und doch gleich. Sie, mein freundlicher Detektiv, können sie nicht zur Übereinstimmung bringen. Sie liegen immer ein Stückchen daneben, also so gut wie meilenweit. Obwohl es das gleiche Bild ist, das gleiche Sujet, alles gleich –«
    »Warten Sie, warten Sie, einen Moment. Ich habe das Gefühl, jetzt kommt gleich Schrödingers Katze dazu.«
    »Nein, um Himmels Willen. Die Katze ist tot, die Katze lebt – das sind einander genau entgegengesetzte Pole –, diese beiden Zustände sind verschieden. Ihre beiden Zustände sind gleich. Sie haben das Opfer, das Abendessen, den Kellner, den Kaffee und den zweiten Kellner. Aber Sie haben auch diesen anderen Spieler – wie eine Schachfigur. Welche ist es? Der Turm? Der Springer, der sich auf dem Brett frei bewegen kann? Dann ist da noch das vom Opfer nicht verzehrte Abendessen. Jemand anderes hat es gegessen. So viel ist sicher. Dieser Jemand ist ziemlich offensichtlich der Mörder …«
    Die Stimmen wurden schwächer und schwächer, wie der flirrende, flimmernde helle Fleck auf dem Bildschirm, wenn man den Fernseher ausschaltet.
    Jury schaltete ihn wieder ein: »Und Sie wissen, wer es ist.«
    Harry Johnson schaute ihn erstaunt an. »Nur ein Idiot wüsste das jetzt noch nicht.«
    »Verpiss dich, Harry.«
    Jury schaltete sein Hirn aus, wälzte sich im Bett auf die andere Seite und versuchte zu schlafen.

49
    Ich werde einfach ganz ich selbst sein. Nun, nicht direkt ich selbst , dachte sich Melrose, während er den Klingelknopf an der weißen Säule des Hauses in Mayfair drückte. Er brauchte nicht lange zu warten.
    Angela Riffley kam an die Tür, in paillettenbesetztem Grün und sonnigem Gelb, und warf bei Melrose’ Anblick einen raschen Blick über die Schulter, als würde ihr jemand folgen.
    Gefahr im Verzug? Melrose hätte am liebsten losgelacht. »Mrs. Riffley? Angela Riffley?«
    Ihre Augenbrauen gingen eine Idee in die Höhe, überrascht, dass ein Fremder ihren Namen wusste.
    »Es geht um einen Freund von Ihnen, Billy Maples.«
    Überraschung verwandelte sich in Argwohn, wobei sämtlichen Reaktionen eine tiefe Sinnlichkeit innewohnte. Der Künstler in »The Real Thing« von James könnte mit ihrem Gesicht ein Vermögen machen und sich wirklich ins Zeug legen. Nicht nur, dass sie nicht das Wahre, Echte war, »The Real Thing« eben, sie war auch, da mochte er wetten, niemals dieselbe.
    »Mein Name ist Digby Plant. Ich bin Privatdetektiv und habe gehört, dass Sie Billy Maples besser kannten als irgendjemand sonst.«
    Das gefiel ihr (wie er sich schon gedacht hatte), und sie trat beiseite und winkte ihn herein.
    Was er im Eingangsbereich sah, war eine eklektische Mischung aus etwas, was auf den ersten Blick wie Gerümpel wirkte. Er nahm an, es würde sich auf den zweiten und dritten Blick für Uneingeweihte immer noch wie Gerümpel ausnehmen. Doch dabei drängte sich einem der Gedanke auf, dass Mrs. Riffley überall bewandert zu sein schien. Zumindest würde man die Person, die dies alles zusammengestellt hatte, für weitgereist

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