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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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mögen’s bizarr? Darauf wollen Sie hinaus?»
    Jury hielt sich die Flasche an die Stirn und lachte. Sie dachte immer nur an das eine.
    «Ich wollte mich doch nur revanchieren», sagte sie. «Dafür, daß Sie mir mit den Möbeln und dem ganzen Kram geholfen haben, wissen Sie.»
    «Herrgott noch mal, Carole-anne, kann Ihnen ein Mann nicht mal helfen, ohne daß Sie dafür gleich mit ihm ins Bett gehen müssen?»
    Darüber sann sie nach, während sie an dem Etikett auf der Flasche zuppelte. Dann zuckte sie mit den Schultern. «Ich dachte – wenn Sie mir beim Einziehen geholfen haben, helfe ich Ihnen beim Ausziehen.»
     
    Um das Sammelsurium an Möbeln herzutransportieren, war kein Möbelwagen nötig gewesen, sondern nur ein Typ mit einem alten Pritschenwagen. Ihre irdischen Güter hatte sie immer bei sich. Sie war hinreißend.
    Blitzblaue Augen, taillenlanges Haar, eine Figur, die sich auch noch in einem Kartoffelsack sehen lassen konnte. Er hatte ihr geholfen, sich einzurichten, die winzige Wohnung in so was wie ein Heim zu verwandeln, und sie dann zu einem Happen in eine der umliegenden Kneipen eingeladen.
    An dem für September warmen Umzugstag hatte sie leuchtendblaue Satinshorts getragen, die oberhalb der Linie, wo sich Beine und Po treffen, abgeschnitten waren, und darüber, wie aus Bescheidenheit, einen kurzen Rock aus dem gleichen Material. Die Bescheidenheit hielt sich allerdings in Grenzen, denn der Rock hatte an beiden Seiten großzügige Schlitze, was die Bewegungen ihrer Beine eher unterstrich als verbarg. So warm war es nun auch wieder nicht gewesen, aber Jury zweifelte, ob Carole-anne mit Mänteln viel im Sinn hatte.
    Ob man nun bei den sexy Sandalen anfing und sich mit den Augen einen Weg nach oben bahnte oder sich von den Spaghettiträgern des knappen Tops herunterarbeitete, die Männer am Tresen reagierten unisono. Die Köpfe drehten sich vollkommen synchron, wie in einer perfekten Revue.
    Carole-anne studierte an der Theke die Tafel mit den Tagesgerichten und beobachtete die Blicke der Möchtegern-Grapscher nicht weiter. «Cottage Pie, schottische Eier, Fritten, Salat.» Als Jury Würstchen bestellte, fügte sie hinzu: «Von denen auch noch ’n Paar.» Sie überließ es Jury, dafür zu sorgen, daß ihre Teller gefüllt wurden, und schlenderte geräuschvoll zu einem kleinen Tisch, der vor eine Polsterbank gequetscht war. Als Moses das Rote Meer teilte, hatte er sich wahrscheinlich nicht so viel Raum verschafft wie dieses Wunderwesen in blauem Satin.
     
    « Was sind Sie?» sagte Jury, der gerade an einem Würstchen kaute und zusah, wie Carole-anne sich ihren Cottage Pie reinstopfte.
    «Sie brauchen sich nicht gleich so aufzuspulen. Oben-ohne-Tänzerin.» Sie deutete mit einer Schulter irgendwo hin. «Drüben im ‹König Arthur›. Nie dagewesen?»
    «In der Klitsche? Nur, als ich mir mal einen Langfinger geschnappt habe, der in der Camden Passage sein Unwesen trieb.»
    «Sie? Als Superintendent? Sie lassen sich ganz schön weit herab, stimmt’s?»
    «Es ging um eine persönliche Angelegenheit. Hören Sie, so was sollten Sie nicht machen. Was zum Teufel sagen Ihre Eltern dazu? Die wissen wahrscheinlich gar nichts davon.»
    «Hör sich das nun einer an!» Sie schien mit dem Ei auf ihrem Teller zu sprechen. «Meine Mutter ist tot. Und mein Va–» Sie zuckte mit den Schultern. «Wer weiß? Ich kann mich ja nicht mal an ihn erinnern», sagte sie beiläufig.
    «Tut mir leid. Aber Sie müssen doch irgendwelche Verwandten haben.»
    Ihre tiefblauen Augen sahen auf, etwas verwirrt. «Warum? Viele Leute haben keine Verwandten. Haben Sie welche?»
    «Eigentlich auch nicht. Einen Cousin. Wohnt in Newcastle. Wie haben Sie sich denn bisher durchgeschlagen, Carole-anne?»
    Carole-anne blitzte ihn an: «Was wollen Sie damit sagen?»
    Jury sagte nichts.
    Sie seufzte. «Schon gut. So eine bin ich nicht. Ich will Tänzerin oder Schauspielerin werden.»
    «Ich dachte, das wären Sie schon», sagte er.
    «O Gott, Sie sind schlimmer als tausend Mütter zusammen. Ich meine, eine echte Schauspielerin. Hab mich bei Chorus Line vorgestellt. Fast ’ne Rolle gekriegt.»
    «Also, wenn Sie da keine gekriegt haben, sollte sich der Regisseur mal einen Blindenhund anschaffen.»
    Sie zögerte und lachte dann. «Besten Dank.»
    «Dahin geht also Ihr Streben. West-End-Musicals.»
    «Diese blöden West-End-Musicals? Na ja, für den Anfang nicht schlecht. Aber wissen Sie, richtig gut bin ich in ernsten Rollen. Vielleicht wie Judith

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