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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Prolog
    Sarawak, 1960
    E s war das dunstige, vom Blätterdach des Regenwalds gefilterte Licht, das sie faszinierte. Grün illuminiert ragten die Bäume, von Kletterpflanzen umschlungene lebende Säulen, wie Wolkenkratzer gen Himmel. Es herrschte Stille.
    Die Frau saß, Kamera und Notizblock griffbereit, in Hemd und robusten Baumwollhosen bequem auf einer Schicht von moderndem Laub. Neben ihr spross frisches Grün aus einem uralten Baumstumpf. Sie fühlte sich nicht mehr wie eine Fremde in diesem Dschungel, und sie hatte auch keine Angst, hier allein zu sein.
    Während sie emporblickte, wo hoch über dem Waldboden riesenhafte Farne, Orchideen und Flechten auf den Bäumen wucherten, um einen Platz an der Sonne zu ergattern, staunte sie über die hundertfachen Grünschattierungen, die vielfältigen Blattformen, die zum Platzen reifen Samen und Früchte und die Heerscharen von Insekten, Vögeln und Tieren, die, ob groß oder klein, wie jeden Tag mit ihrem Überleben beschäftigt waren.
    Sie wartete auf das leichte Zittern der Äste, Blätterrascheln, das Knacken eines Zweigs hoch über ihr, das ihr sagte, dass sie hier nicht vergeblich ausharrte. Stattdessen vernahm sie unvermutete Geräusche. Sie kamen vom Fluss her, von dem kleinen Pfad zum Zelt- und Palmenhüttenlager. Mit angehaltenem Atem horchte sie, in der Hoffnung, dass es sich doch um eins der erwarteten Geschöpfe handelte oder um ein umherstreifendes Zwergrhinozeros, einen Malaienbär oder einen wilden Eber.
    Doch dann sah sie zwei Männer, die sich fast lautlos zwischen den Bäumen bewegten. Der eine war ein Europäer, der andere kleiner und dunkler, mit dem typischen Profil und Haar eines Einheimischen. Doch er gehörte nicht zum hiesigen Iban-Stamm.
    Gerade als sie aufstehen wollte, hörte sie ein Rascheln in den schwankenden Baumkronen.
    Die beiden Männer hielten ebenfalls abrupt inne und schauten nach oben, wo sich ein Orang-Utan-Weibchen mit einem Baby, das sich an die Mutter klammerte, von einem Baum zum nächsten schwang.
    Beglückt von diesem Anblick, sprang die Frau auf, doch im selben Moment erstarrte sie vor Schreck.
    Der Europäer hob ein Gewehr und zielte nach oben. Der andere Mann ergriff ein Blasrohr und wollte offenbar einen Giftpfeil in die Baumkrone schicken.
    »Halt! Was macht ihr da?«, rief sie auf Malaiisch.
    Erschrocken fuhren die Männer herum. Das Orang-Utan-Weibchen bahnte sich mit seinem Baby krachend einen Weg durch die Äste und verschwand.
    Verwirrt und wütend zugleich brüllte der Europäer die Frau an: »Verschwinde! Was hast du hier zu suchen?«
    Die Frau schritt auf die Männer zu, wobei sie den Wurzeln auswich und Schlingpflanzen und Äste beiseiteschob. »Ich bin aus dem Camp Salang. Wer sind Sie? Wie können Sie auf Orang-Utans schießen! Auf so wunderschöne Geschöpfe!«
    »Wer behauptet, dass wir auf Affen schießen? Wir jagen für unser Abendessen. Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram, Lady.«
    Von dem feindseligen, drohenden Ton eingeschüchtert, blieb sie stehen. Sie beobachtete, wie der Einheimische sich langsam davonmachte und binnen Sekunden verschwunden war. Der Europäer hingegen hielt die Waffe auf sie gerichtet und ließ sie nicht aus den Augen, bis er plötzlich blitzschnell seinem Gefährten in den Dschungel folgte.
    Aufgewühlt eilte die Frau auf ihrem Pfad zurück. Die beiden Männer hatten den Frieden und die Einsamkeit der Umgebung empfindlich gestört. Als sie sich schließlich dem kleinen Dschungelcamp näherte, das am Flussufer dem Wald abgetrotzt worden war, sah sie an der winzigen Anlegestelle lebhaftes Treiben. Der Klotok, das kleine Flussschiff der Siedlung, wurde beladen, um weiter flussabwärts Waren zu tauschen. Dahinter war das Motorboot festgemacht, mit dem sie und ihr Mann an diesen entlegenen Ort gekommen waren. Er unterhielt sich gerade mit dem Oberhaupt der Siedlung. Sie trat zu ihnen und wechselte leise ein paar Worte mit ihrem Mann, der ein besorgtes Gesicht machte.
    Er beendete sein Gespräch, so schnell es die Höflichkeit erlaubte. Dann gingen sie zusammen mit einem der Iban aus dem Langhaus zu dem Ort, wo die Frau auf die beiden Männer gestoßen war. Der junge Iban war in diesem Dschungel zu Hause und bewegte sich mühelos vorwärts, zu rasch für das Paar, das bald außer Atem geriet und zurückblieb. Von weitem sahen sie, wie der Iban im dämmrigen Licht zwischen den Bäumen innehielt und sich hinabbeugte.
    Die Frau erreichte ihn zuerst und stieß einen Schrei aus. Die Hand

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