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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Pier. Gestern sei er am Royal Pavilion gewesen. «Hat den östlichen Säulengang gemacht. Letzte Woche hat er schon den Haupteingang gemacht. Er macht alles, wissen Sie, auch innen», fügte sie hinzu, als verlege Swann Fußböden.
     
    Paul Swann saß auf einem Klappstuhl und sah den Strand hinab Richtung West Pier. Skizzenbuch und Farben lagen zu seinen Füßen, ein Aquarell stand vor ihm auf der Staffelei. Er war ein Mann undefinierbaren Alters mit hagerem Gesicht und wasserblauen Augen. Nachdem Jury sich vorgestellt hatte, schlug Swann vor, sich auf eine nahe Bank zu setzen, von der aus er sein Bild im Auge behalten könne. Ein Gespräch an der frischen Luft, so klar sie auch sein mochte, brachte Wiggins nur zum Husten.
    Paul Swann sagte mitfühlend: «Sie sind doch nicht krank, Mr. Wiggins?»
    «Noch nicht, danke der Nachfrage.» Wiggins verkroch sich in seinen Mantel.
    Nachdem sie sich auf die Bank gesetzt hatten, erwiderte Swann auf Jurys Frage nach David Marr: «Ich sehe David eigentlich nicht sehr oft und befürchte daher, daß ich Ihnen nicht viel helfen kann, Superintendent. Obwohl er ein sehr netter Kerl ist», fügte er eilig und nachdrücklich hinzu, als sei er besorgt, seine mangelnde Vertrautheit mit Marr könne so ausgelegt werden, als wolle er ihn der Polizei ausliefern.
    «Mr. Swann, Sie waren doch am besagten Abend im Running Footman?»
    «Stimmt. Ich habe auch schon darüber nachgedacht und versucht, mich genau zu erinnern, wann er gegangen ist, was Ivy gemacht hat und an andere Einzelheiten.» Er schüttelte den Kopf. «Aber ich war nicht mehr ganz nüchtern und habe nicht besonders darauf geachtet. Ich glaube, sie hat ihren Mantel geholt und ist gegangen, als sie dazu aufgefordert wurde.»
    «Hat sie nichts zu Ihnen gesagt?»
    «Nein, nichts.»
    Wiggins war gerade lange genug aus seinem zitternden Kokon aufgetaucht, um zu fragen: «Wie gut kannten Sie diese Ivy Childess, Mr. Swann?» Wie eine Schildkröte zog er den Hals wieder zurück in den Schal, um der Antwort zu lauschen.
    «Im Haus in Knightsbridge fand mal eine Cocktailparty statt. Ich ging mit David hin, der die Childess im Schlepptau hatte.» Er hielt inne und blickte zum Himmel hinauf. «Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.» Swann lief über den Kiesstrand, um seine Staffelei und die Palette zu holen. «Hoffentlich stört es Sie nicht. Ich muß nur noch ein paar Striche machen, ehe das Licht weg ist.» Er sprach weiter und sagte ihnen, was er von Ivy Childess hielt. «Was David in diesem kleinen Fratz sah, ist mir völlig schleierhaft. Ich weiß, daß er weder dumm noch sexbesessen ist – oh, sie war natürlich recht drall und nicht ohne –, und mit all den wilden Saufereien und so weiter hat er den anderen doch nur Sand in die Augen gestreut.» Als wolle er ein wenig von diesem Sand wegschnipsen, wischte er rasch mit dem in blassestes Gelb getunkten Pinsel über das Bild vom West Pier.
    «Warum sollte er das denn tun, Mr. Swann?»
    «Weiß nicht. Wir alle haben etwas zu verbergen, Superintendent. Unter anderem die Person, die wir in Wirklichkeit sind.»
    Jury lächelte. «Vor Ihnen läßt sich das allerdings schwer verbergen. Ich habe Ihr Porträt der Winslows gesehen.»
    Swann blickte von seinem Bild auf und lächelte. «Das ist ein großes Kompliment, würde ich sagen. Na ja, ich bin eben ein sehr guter Porträtist, male allerdings auch nur bestimmte Leute. Wenn ich jeden Auftrag annehmen würde, wäre ich ein reicher Mann. Aber die meisten Angebote lehne ich ab. Ich empfinde die meisten Menschen als viel zu oberflächlich und affektiert und narzißtisch, als daß ich mich mit ihnen abgeben will.»
    «Die Winslows aber nicht?»
    Er lächelte. «Nein, die Winslows ganz bestimmt nicht.» Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte so gespannt auf sein Aquarell, als erwarte er, daß sich das Pier in Bewegung setzen und sich der Nebel verziehen würde. «Es war das einzige Mal, daß ich Hugh Winslow begegnet bin, auf dieser Party in Knightsbridge. Er fällt doch irgendwie aus der Reihe, nicht wahr?»
    Jury sah ihn an. «Aus der Reihe?»
    «Trägt nicht diesen Winslow-Stempel. Ich wollte Hugh auf dem Porträt haben. Dachte, er würde es abrunden. Aber als ich ihn dann kennenlernte oder vielmehr beobachtete, wie er mit den anderen umging – vor allem mit Marion und Edward –, merkte ich, daß es einfach nicht geht. Diese interessante Beziehung, die zwischen ihnen besteht, Mr. Jury. Vielleicht ist sie Ihnen

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