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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Menschen, daß sie sich von Strahlung ernährten. Zur Fortpflanzung teilten sie sich einfach und zwar in schrecklicher Menge. Auf eine törichte Art war es lustig, sie herumzuschubsen, aber das war auch alles, was man mit ihnen tun konnte.
    Niemals reagierten sie wie intelligente Wesen.
    Einmal, vor langer Zeit, hatte ein Loudie, der sich zu Experimentierzwecken in einem Laboratorium befand, eine fehlerfreie Botschaft auf der Schreibmaschine getippt. Die Botschaft lautete: »Warum kehrt ihr Erdenmenschen nicht zur Erde zurück und laßt uns in Ruhe? Wir kommen auch allein zurecht …«
    Und das war alles, was man in dreihundert Jahren aus ihnen herausbekommen hatte. Das beste Ergebnis eines Labortests besagte, daß sie eine sehr hohe Intelligenz besaßen, falls sie sich jemals entschließen würden, sie zu benutzen, aber ihre Bewußtseinsprozesse unterschieden sich so grundlegend von denen menschlicher Wesen, daß es für einen Loudie unmöglich war, wie die Erdenmenschen auf Streß zu reagieren.
    Der Name Loudie entstammte der alten chinesischen Sprache. Er bedeutete die »Uralten«. Da die Chinesen die ersten Stützpunkte auf der Venus errichtet hatten, auf Befehl ihres obersten Führers, des Waywonjong, behielt man sie bei.
    Dobyns und Terza schubsten Loudies herum, kletterten auf die Berge und blickten hinunter in die Täler. Es war unmöglich, von hier oben aus Flüsse und Sümpfe voneinander zu unterscheiden. Sie waren vollkommen durchnäßt, ihre Atemmasken waren verdreckt, und Schweiß rann über ihre Wangen. Da während ihres Aufenthaltes im Freien weder Essen noch Trinken möglich war – zumindest nicht, ohne sich einer Gefahr auszusetzen –, konnte man den Ausflug nicht als Picknick bezeichnen. Es hatte etwas Erfrischendes an sich, wie ein Kind mit einer sehr schönen Kindfrau zu spielen – aber Dobyns wurde des Ganzen allmählich überdrüssig.
    Terza spürte seine Stimmung. Schnell wie ein empfindsames Tier wurde sie wütend. »Niemand hat dich gezwungen, mit mir nach draußen zu gehen!«
    »Ich wollte es ja«, erwiderte er, »aber jetzt bin ich müde und möchte nach Hause.«
    »Du behandelst mich wie ein Kind. In Ordnung, spiel mit mir. Oder behandle mich wie eine Frau. In Ordnung, dann benimm dich wie ein Mann. Ich beginne gerade, ein wenig Freude zu empfinden, und du stehst da, ein Mann mittleren Alters, und behandelst mich von oben herab. So etwas kann ich nicht ertragen.«
    »Dein Vater …«, begann er, und kaum hatte er es ausgesprochen, erkannte er, daß es ein Fehler gewesen war.
    »Mein Vater hier, mein Vater dort. Wenn du vorhast, mich zu heiraten, dann sorge selbst dafür.« Sie blickte ihn an, streckte ihm die Zunge heraus, rannte eine Düne hinauf und verschwand.
    Dobyns Bennett war verblüfft. Er wußte nicht, was er unternehmen sollte. Ihr drohte keine Gefahr. Die Loudies taten niemandem etwas. Er entschied, ihr eine Lehre zu erteilen und allein zurückzukehren, es ihr zu überlassen, nach Hause zu gehen, wann es ihr gefiel. Die Gebietsrettungsgruppe würde sie leicht finden, sollte sie sich tatsächlich verirren.
    Er wanderte zurück zum Tor.
    Als er die Tore verschlossen und die Notlampen erleuchtet vorfand, wurde ihm klar, daß er den schlimmsten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
    Mit Furcht im Herzen rannte er die letzten Meter und hämmerte mit den bloßen Händen gegen das Keramiktor, bis es sich einen Spalt weit öffnete, einen Spalt, der gerade groß genug war, um ihn hindurchschlüpfen zu lassen.
    »Was ist los?« fragte er den Torwächter.
    Der Torwächter murmelte etwas, das Dobyns nicht verstehen konnte.
    »Rede, Mann!« brüllte Dobyns. »Was ist geschehen?«
    »Die Goonhogo kehrt zurück und übernimmt die Macht.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Dobyns. »Sie kann doch nicht …« Er dachte nach. Konnte sie?
    »Die Goonhogo übernimmt die Macht«, beharrte der Torwächter. »Man hat ihr alles zugesprochen. Die Behörden der Erde waren damit einverstanden. Der Waywonjong hat beschlossen, sofort die ersten Siedler loszuschicken. Sie sind bereits unterwegs.«
    »Was wollen die Chinesen mit der Venus? Man kann keinen Loudie töten, ohne gleichzeitig tausend Hektar Boden zu verseuchen. Man kann sie nicht fortstoßen, ohne daß sie zurückkehren. Man kann sie nicht fortkarren. Niemand kann hier leben, solange wir nicht dieses Problem gelöst haben. Und von einer Lösung sind wir noch weit entfernt«, schloß Dobyns in zorniger Verwirrung.
    Der Torwächter schüttelte den

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