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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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verständigen.
    Der Krieg endete, als der Truppenkommandeur sah, wie Sergeant Lansdale, den er persönlich nach oben geschickt hatte, einen Ausfall aus der Frauenabteilung machte – und direkt auf seinen eigenen Kommandeur zustürmte!
    Der Offizier behielt einen klaren Kopf.
    Er ließ sich auf den Boden fallen und rollte zur Seite, während es um ihn herum zu flackern begann und die Strahlen von Lansdales Waffendraht all die winzigen Bakterien in der Luft töteten. Er stellte die manuellen Kontrollen seines Helmphons auf VOLLE KRAFT und NUR FÜR UNTEROFFIZIERE und rief in einer plötzlichen Anwandlung brillanten Mutterwitzes: »Gute Arbeit, Lansdale!«
    Lansdales Stimme klang so leise, als hätte er den Planeten verlassen. »Wir werden sie auf jeden Fall zurückschlagen, Sir!«
    Der Truppenkommandeur erwiderte sehr laut, aber gelassen und ohne auch nur im geringsten zu verraten, daß er seinen Sergeanten für psychotisch hielt: »Alles in Ordnung. Halten Sie durch. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Er schaltete auf einen anderen Kanal und wies seine Männer an: »Stellt das Feuer ein. Bleibt in Deckung und wartet ab.«
    Ein wilder Schrei drang aus seinem Empfänger.
    Es war Lansdale: »Sir! Sir! Ich habe gegen Sie gekämpft, Sir. Jetzt begreife ich endlich. Oh, es geht schon wieder los. Seien Sie vorsichtig.«
    Das Surren und Summen der Waffen brach plötzlich ab.
    Der wilde Aufruhr im Krankenhaus nahm seinen Fortgang.
    Ein großer Arzt mit hohen Rangabzeichen näherte sich gelassen dem Truppenkommandeur und sagte: »Sie können aufstehen und Ihre Soldaten mit nach draußen nehmen, junger Mann. Der Kampf war ein Irrtum.«
    »Ich stehe nicht unter Ihrem Befehl«, schnappte der junge Offizier. »Ich unterstehe dem Lord Crudelta. Er hat diese Truppen von der Regierung der Menschenheimat angefordert. Wer sind Sie?«
    »Sie können vor mir salutieren, Captain«, brummte der Arzt. »Ich bin Colonel General Vomact von der Irdischen Medizinischen Reserve. Aber es wäre besser, wenn Sie nicht auf den Lord Crudelta warten würden.«
    » Wo ist er?«
    »In meinem Bett«, informierte ihn Vomact.
    »In Ihrem Bett? « schrie der junge Offizier in völliger Verwirrung.
    »In meinem Bett. Er ist bis zu den Haarspitzen voller Drogen. Ich habe mich um ihn gekümmert. Er war erregt. Schaffen Sie Ihre Männer hinaus. Wir werden die Verwundeten auf dem Rasen behandeln. Die Toten können Sie sich in ein paar Minuten unten in den Kühlräumen anschauen – bis auf jene natürlich, die direkt getroffen worden sind und sich in Rauch aufgelöst haben.«
    »Aber der Kampf …?«
    »Ein Irrtum, junger Mann, oder …«
    »Oder was?« brüllte der junge Offizier, entsetzt von seinem völligen Versagen als Soldat.
    »Oder eine Waffe war dafür verantwortlich, von der kein Mensch je zuvor etwas geahnt hat. Ihre Truppen haben sich gegenseitig bekämpft. Ihre Befehle wurden blockiert.«
    »Das habe ich erkannt«, schnappte der Offizier, »sobald ich Lansdale auf mich zustürmen sah.«
    »Aber wissen Sie, was dafür verantwortlich war?« fragte Vomact mild, während er den Offizier am Arm nahm und ihn aus dem Krankenhaus hinausführte. Der Captain begleitete ihn folgsam, ohne zu bemerken, wohin es ging, so begierig lauschte er den Worten des anderen Mannes.
    »Ich glaube, ich weiß es«, fuhr Vomact fort. »Es waren die Träume eines Menschen. Träume, die gelernt haben, sich selbst in Elektrizität oder Plastik oder Stein zu verwandeln. Und auch in alles andere. Träume, die aus dem Weltraum hoch drei zu uns kommen.«
    Der junge Offizier nickte benommen. Das war zuviel. »Der Weltraum hoch drei?« murmelte er. Es war, als ob man ihm gesagt hätte, daß die wahren außerirdischen Invasoren, auf die die Menschheit seit vierzehntausend Jahren gewartet hatte, ohne ihnen jemals zu begegnen, jetzt dort draußen im Gras auf ihn lauerten. Bis jetzt war der Weltraum 3 lediglich eine mathematische Abstraktion gewesen, Tagtraum von Schriftstellern, aber keine Tatsache.
    Der Sir und Doktor Vomact bat den jungen Offizier nicht einmal um Erlaubnis. Er strich dem jungen Mann sachte über den Nacken und gab ihm eine Beruhigungsspritze. Dann geleitete Vomact ihn hinaus auf den Rasen. Der junge Captain stand einsam da und pfiff glücklich beim Anblick der Sterne am Himmel. Hinter ihm sortierten seine Sergeanten und Korporale die Überlebenden aus und kümmerten sich darum, daß die Verwundeten behandelt wurden.
    Der Zwei-Minuten-Krieg war vorbei.
    Rambo hatte zu träumen

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