Instrumentalität der Menschheit
Klippe schwang und von Angesicht zu Angesicht dem Marsianer gegenüberstand.
Dieses Mal war der Marsianer bereit. Er erinnerte sich an seine enttäuschende Begegnung mit dem Amerikaner, und er unternahm nichts, was seinen Besucher erschrecken oder das gesellige Beisammensein stören könnte. Als Farrer über den Klippenrand geklettert war, hatte der Marsianer bereits seine Gedanken durchforscht und wühlte so ausgelassen in Farrers Bewußtsein wie eine Maus in einem Berg Käse. Farrers Gedächtnis enthüllte ihm eine große Zahl angenehmer Erinnerungen. Sofort war er zurückgewichen und hatte diese Erinnerungen in wirklich erscheinende Phantome umgesetzt.
Farrer hatte sich bereits halb über die Felskante geschwungen, als er begriff, welches Bild sich ihm darbot. Mitten auf dem Plateau parkten zwei sowjetische Militärlaster in einer Niederung. Vor jedem Fahrzeug standen Tische. Einer der Tische war mit einem äußerst üppigen russischen Zakouska gedeckt (dem sowjetischen Gegenstück des Smörrebrod). Der Marsianer hoffte, diese Objekte stabil zu halten, während Farrer sie aß, aber er fürchtete, sie würden sich auflösen, sobald Farrer sie schluckte, denn der Marsianer war mit den Verdauungsprozessen der Menschen nicht sehr vertraut, und er wollte seinem Gast nicht heftige Bauchschmerzen bereiten, indem er gestattete, daß Objekte von extrem improvisierter und ungewisser Struktur in seinen Magen gelangten.
An dem ersten Lastwagen war eine große rote Fahne befestigt, auf der in weißen kyrillischen Buchstaben stand: W ILLKOMMEN BEI DEN H ELDEN VON B RYANSK .
Der zweite Lastwagen war eine noch bessere Schöpfung. Der Marsianer hatte bemerkt, daß Farrer sehr viel für Frauen übrig hatte, und so materialisierte er vier hübsche sowjetische Mädchen: eine Blonde, eine Brünette, eine Rothaarige und eine Albino, nur um die ganze Angelegenheit interessanter zu machen. Der Marsianer traute sich nicht zu, sie auf die korrekte weibliche und reizvolle Weise Russisch sprechen zu lassen, und so sorgte er dafür, daß sie sich in Lehnstühle setzten und einschliefen, nachdem er sie materialisiert hatte. Er hatte überlegt, welche Gestalt er annehmen sollte, und entschieden, daß es sehr gastfreundlich sein würde, wenn er sich in Mao Tse-tung verwandelte.
Farrer betrat nicht das Plateau. Er blieb, wo er war. Er starrte den Marsianer an, und der Marsianer sagte salbungsvoll: »Kommen Sie herauf. Wir warten schon auf Sie.«
»Wer, zum Teufel, sind Sie?« fauchte Farrer.
»Ich bin ein pro-sowjetischer Dämon«, erklärte der angebliche Mao Tse-tung, »und das hier ist materialisierte kommunistische Gastfreundschaft. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.«
In diesem Moment erschienen Kungsun und Li; Li zu Farrers Linken, Kungsun zu seiner Rechten. Alle drei verharrten mit offenem Mund.
Kungsun überwand als erster seine Verwirrung. Er erkannte Mao Tse-tung. Er hatte noch nie eine Gelegenheit ungenutzt gelassen, nähere Bekanntschaft mit den Führern der Kommunistischen Partei zu schließen. Mit zitternder, heiserer, zweifelnder Stimme fragte er: »Parteiführer Mao, ich hätte nie gedacht, dich hier oben in den Bergen zu treffen – oder bist du es nicht, und wenn du es nicht bist, wer bist du dann?«
»Ich bin nicht euer Parteiführer«, gestand der Marsianer. »Ich bin lediglich ein kleiner Dämon mit starken pro-kommunistischen Neigungen, und ich sehne mich nach der Gesellschaft solch umgänglicher Menschen, wie ihr es seid.«
In diesem Moment wurde Li bewußtlos und wäre den Hang hinuntergerollt und hätte die Soldaten und Träger umgeworfen, hätte der Marsianer nicht seinen linken Arm ausgestreckt, den linken Arm in eine Python verwandelt und mit der Python den ohnmächtigen Li gepackt und ihn neben einem der Lastwagen abgesetzt. Die schlafenden sowjetischen Schönheiten schliefen weiter. Aus der Python wurde wieder ein Arm.
Kungsun war kalkweiß geworden, und da seine Haut normalerweise eine helle elfenbeinerne Färbung besaß, erinnerte sein Gesicht an das einer Leiche.
»Ich glaube, dieser Wang-pa ist ein konterrevolutionärer Spion«, krächzte er, »aber ich weiß nicht, was wir mit ihm machen sollen. Ich bin froh, daß sich in der Volksrepublik China eine Vertretung der Sowjetunion befindet, um uns bei schwierigen Parteiproblemen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.«
Farrer fauchte: »Wenn er ein Geist ist, dann ist er ein chinesischer Geist und kein russischer. Du solltest ihn besser nicht mit diesem
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