Instrumentalität der Menschheit
Becher reines Gift.
Auf der Erde perfektioniert man die Technik der Wiederverjüngung. Wohlstand geht einher mit Dekadenz, Luxus wird zur Last. Der berühmte Go-Kapitän Magno Taliano unternimmt an der Seite seiner geliebten Dolores Oh mit dem Planoformschiff Wu-Feinstein seine letzte Reise, die ihn in die Einsamkeit des Nichts-als-das-Nichts verschlägt und von der er nur auf Kosten seines Verstandes zurückkehren kann.
Die erste Begegnung mit außerirdischen Intelligenzen findet statt, mit den hochentwickelten Hühnermenschen von Gustibles Planeten, bei deren Anblick einem der Duft von Gebratenem und Gesottenem in die Nase steigt und der Mund so wäßrig wird, daß Kultur und Zivilisation der nackten, hungrigen Gier weichen.
Und irgendwann zu dieser Zeit erscheinen auch die Daimoni, die veränderten Menschen aus den Bereichen hinter den Sternen. Sie hinterlassen in der gesamten besiedelten Milchstraße unzerstörbare Bauwerke und errichten einen Erdhafen, der einem überdimensionalen Weinglas gleicht, so massiv, daß Stahl dagegen wie brüchiges Pergament ist, und so groß, daß er bis hoch hinauf in die Stratosphäre und bis tief hinunter in das glutflüssige Erdinnere reicht.
Macht und Einfluß der Instrumentalität wachsen unaufhörlich in diesen Jahrhunderten – auch wenn die ersten wirklichen Konkurrenten auftauchen. Raumsogs Reich zum Beispiel, das sich anschickt, die Erde zu erobern, und erst durch den Einsatz der goldenen Schiffe besiegt wird. Oder das Strahlende Imperium. Und in diese Epoche fallen auch Suzdals verhängnisvoller Kontakt mit Arachosia und die Erschaffung des Katzenlandes, die in dem großen Katzenskandal gipfeln.
Aus all diesen Auseinandersetzungen geht die Instrumentalität als Sieger hervor.
Aber der Preis für die Macht ist – wie zur Zeit der Jwindz – der Verlust der Vitalität. Zwar lebt die Menschheit in Frieden und Luxus, übernehmen Roboter und Untermenschen die Mühsal der Arbeit und wird das Kolonisationsprogramm weitergeführt, doch die Menschen versteinern innerlich. Jeglicher Fortschritt wird erstickt.
Wahre Humanität lebt nur noch in den verachteten, geknechteten, rechtlosen Untermenschen weiter.
Und sie, die Tierabkömmlinge, sind es, die die Alte Starke Religion des Gottes Hochgenagelt vor dem Vergessen bewahren und im Zeichen des Fisches die Heilige Verschwörung beginnen – eine Verschwörung, die Mensch und Untermensch schlußendlich miteinander versöhnen soll.
Da ist Elaine, die nur durch einen Irrtum des Menschenprogrammierers in An-fang erschaffen worden ist und in der Unterwelt von Clowntown auf H’jeanne trifft. Auf H’jeanne, das Hundemädchen, das ihr trauriges, glückliches Martyrium antritt und zeigt, was die Macht der Liebe bewirken kann.
Der erste aus der Linie der Jestocosts wird geboren, und unter der alten Erde erfüllt sich angesichts der Bedrohung durch die Douglas-Ouyang-Planeten das Schicksal des Lords Sto Odin und des Mädchens Santuna, der späteren Lady Alice More. Jener Alice More, die zu den führenden Köpfen bei der Wiederentdeckung des Menschen wird.
Vielleicht ist es kein Zufall, daß parallel zu diesem größten und wichtigsten Einschnitt in der Geschichte der Instrumentalität der Weltraum 3 seine Geheimnisse verliert – durch die Liebe zwischen Rambo und Elizabeth und durch den nüchternen, verrückten, amoralischen Plan des Lords Crudelta.
Die Wiederentdeckung des Menschen ist das bizarrste, hoffnungsvollste, sonderbarste Abenteuer in all den Jahrtausenden menschlicher Zivilisation.
Alte Rechte treten wieder in Kraft. Alte Sprachen, alte Gebräuche und alte Schrecken und Freuden bereichern das Leben und reißen die Menschheit aus ihrer Lethargie. Die Fürsorge der Instrumentalität, die mit ihrer Perfektion jeglichen Fortschritt verhindert hat, weicht dem Prinzip der Unsicherheit, dem Versprechen der Gefahr und dem Segen plötzlichen Todes. Von jetzt an ist das Dasein nicht mehr vorprogrammiert. Krankheiten bedrohen es, und Hoffnung versüßt es.
Aber noch gilt all das nur für die Wahren Menschen.
Die Untermenschen hingegen sind noch immer rechtlos und versklavt.
Und es ist das Katzenmädchen K’mell, das Girlygirl, das zärtlichste, lieblichste Geschöpf unter der Sonne, das den Tierabkömmlingen das Tor zur Freiheit öffnet.
Die Odyssee des Rod McBan endet, der Planet Shayol – eine Welt, die schlimmer ist als jede Hölle, die man sich vorstellen kann – verliert seine Schrecken als Strafkolonie, und über
Weitere Kostenlose Bücher