Intelligenzquotient 10000
sie?«
»Das Geld wurde bereits überwiesen, Sir. Viertausendfünfhundert Dollar, Sir.«
Leigh blieb wie erstarrt stehen. Wieso wollte das Bürschchen ihn so beeindrucken? Nein, es mußte etwas anderes dahinterstecken.
»Wo ist Ihr Telefon?« fragte er das Mädchen.
Eine Minute später erkundigte er sich bei der Dachorganisation der Universitäten und Colleges: »Würden Sie mir bitte sagen, ob ein Mr. Patrick eines Ihrer hiesigen Colleges besucht, und wenn ja, ob er von einer der Collegezeitungen den Auftrag und die Genehmigung erhielt, William Leigh vom Planetendienst zu interviewen. Ich bin Leigh.«
Schon nach sechs Minuten kam die bündige Antwort: »In unseren siebzehn Bildungsanstalten sind drei männliche und vier weibliche Patricks eingeschrieben. Wir haben uns umgehend erkundigt. Sie befinden sich gegenwärtig alle zu Hause. Keiner der sieben arbeitet an einer Studentenzeitung mit. Benötigen Sie Hilfe bei der Ergreifung des Betrügers?«
»Nein, danke«, erwiderte Leigh zögernd. Er hatte das dumpfe Gefühl, daß er sich hier auf etwas Gefährliches einließ. Er befand sich nur dieser Morde wegen in der Stadt, und er kannte hier so gut wie niemanden. Es schien sehr unwahrscheinlich, daß ein Fremder ihn aus einem anderen Grund als dem, der ihn hierhergeführt hatte, sprechen wollte. In Gedanken versunken ließ er sich zur Privatsuite drei bringen, zu der fünf luxuriös eingerichtete Räume gehörten, mit einem pompösen Eßzimmer und einer Bar mit hunderterlei Spirituosen.
»Ich freue mich, daß Sie nicht klein und dünn sind wie manche Reporter«, ertönte eine Stimme hinter ihm, die auf bestimmte Weise anders klang als die des jungen Mannes am Videophon. Und es war auch zweifellos eine Frau, die ihm, als er sich umdrehte, in einem Herrenanzug gegenüberstand. Sie war knabenhaft schlank und sehr jung, und hätte sie ihre Weiblichkeit jetzt nicht betont, wäre es ihm vermutlich gar nicht aufgefallen, wenn sie weiterhin den halbwüchsigen Burschen gespielt hätte.
»Stimmt«, sagte sie, als habe sie seine Gedanken erraten. »Ich wollte, daß es Ihnen klar ist. Und nun wissen Sie soviel, wie Sie wissen müssen. Hier ist ein Revolver. Das Raumschiff ist unter dem Hotel vergraben.«
Leigh griff nicht nach der Waffe. Er hatte seinen ersten Schock überwunden. Bewußt bedächtig setzte er sich in einen Sessel. »Betrachten Sie mich als etwas schwerfälligen Reporter, der erst genau wissen muß, worum es geht. Weshalb überhaupt dieser bisherige Hokuspokus?« Und er dachte: ich habe mich, seit ich erwachsen bin, in nichts Hals über Kopf hineinreißen lassen, und ich Fange auch jetzt nicht damit an.
»Ich habe Sie auserwählt«, sagte sie, »weil in jeder Zeitung, die ich heute las, Ihre Reportage über die Morde abgedruckt war, und weil ich mir dachte, jemand, der bereits an dem Fall arbeitet, würde schnell das Wesentliche begreifen. Was den Hokuspokus, wie Sie es nennen, betrifft, nun, ich hielt ihn für überzeugender als Erklärungen. Ich sehe, ich habe mich getäuscht.« Sie stand jetzt vor ihm und legte den Revolver – zumindest sah es aus wie ein Revolver – auf das Tischchen daneben. »Das ist eine äußerst wirkungsvolle Waffe. Sie schießt zwar keine Kugeln, aber sie wird genau wie ein Revolver bedient. Sollten Sie doch noch eine Spur von Mut entwickeln, dann kommen Sie mir so schnell wie möglich in den Tunnel nach. Aber lassen Sie sich nicht von den Leuten sehen, mit denen ich sprechen werde. Greifen Sie überhaupt nur ein, wenn man mich bedrohen sollte.«
Tunnel, dachte Leigh verblüfft, als sie mit federnden Schritten aus dem Zimmer verschwand. Ein Tunnel hier in dieser Luxussuite! Entweder ist sie verrückt, oder ich bin es!
Er ärgerte sich über ihren psychologischen Trick, ihn einfach alleinzulassen, damit er von der Neugier gepackt würde. Wäre er nicht Reporter, würde er ihr schon zeigen, daß sie damit bei ihm kein Glück hatte. Gereizt griff er nach der Waffe und folgte ihr. Sie stand im Schlafzimmer, wo sie gerade ein Stück des dicken Teppichs zurückrollte und eine Falltür mit einer komplizierten Verschlußvorrichtung öffnete.
Unsicher schaute sie in die Tiefe. Sie sah nun gar nicht mehr so selbstbewußt und sicher aus wie zuvor. Aber dann bemerkte sie ihn. Sofort änderte sich ihre Haltung. Sie legte stolz den Kopf zurück und stieg, ohne ihn zu beachten, durch die Öffnung. Ihre kurze Unentschlossenheit, ihre flüchtige Angst, trieben ihn an. Er kletterte die
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