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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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die Schulbesichtigung ja auf ein halbes Stündchen beschränken?, denkt sie und nickt. „Na gut, von mir aus.“
    Papa steht auf und setzt sich neben sie auf das Sofa.
    „Klasse“, freut er sich. „Du wirst sehen, es wird dir gefallen.“
    „Ist doch ganz egal, wie ich das finde“, meint Carlotta. „Und überhaupt …, wir wollten doch über was ganz anderes reden, oder?“
    „Vielleicht hat das eine mit dem anderen zu tun.“ Papa macht ein geheimnisvolles Gesicht. „Ich hoffe es jedenfalls.“
    Carlotta versteht nur Bahnhof.
    Papa bemerkt ihren ratlosen Blick. „Da du nicht zu deiner Mutter ziehen möchtest“, sagt er, „hab ich mir den Kopf wegen einer Alternative zerbrochen.“
    „Was ist eine Alternative?“, fragt Carlotta.
    „Eine andere Möglichkeit“, erklärt Papa. „Wir müssen eine andere Möglichkeit finden, mit der alle zufrieden sind. Mama, ich und vor allem du.“
    Carlotta nickt. Da hat er ausnahmsweise mal Recht!
    Papa fährt fort: „Du weißt ja, wie pudelwohl ich mich auf Prinzensee gefühlt habe. Und ich könnte mir vorstellen, dass du dich dort auch ziemlich wohl fühlen könntest.“ Carlotta will etwas sagen, aber Papa spricht einfach weiter. „Du musst jetzt gar nichts sagen. Zuerst gucken wir uns das Internat mal an, und dann kannst du dich entscheiden. Hierbleiben kannst du jedenfalls nicht. Du hast also zwei Alternativen: Entweder du ziehst zu Mama und besuchst dort die Schule, oder du gehst nach Prinzensee, bis ich wieder da bin. Im Internat hättest du unheimlich viele Möglichkeiten. Du könntest Sport treiben, Fremdsprachen lernen, neue Freunde finden. Prinzensee ist eine internationale Schule, die Schüler kommen aus der ganzen Welt. Und dann die Gegend! Es ist wirklich ein kleines Paradies.“
    In Carlottas Kopf purzelt alles kunterbunt durcheinander. Papa will sie auf ein Internat schicken? Das ist ja fast noch schlimmer als zu Mama und den Zwergen! Mit allem hat Carlotta gerechnet, aber damit nicht! Am liebsten würde sie aufspringen und Katie anrufen. Aber da fällt ihr ein, dass die total für Internatsgeschichten schwärmt. Hanni und Nanni, Pferdeinternat Rosenberg, Burg Schreckenstein, Harry Potter … Katie liest überhaupt nichts anderes. Bestimmt würde sie es total romantisch finden, auf ein Internat zu gehen.
    Carlotta stöhnt auf. Gibt es vielleicht ein Naturgesetz, dass alle Mitglieder der Familie Prinz das Internat Prinzensee besuchen müssen? Nur weil sie zufällig Prinz mit Nachnamen heißt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie freiwillig auf dieses bescheuerte Internat geht! Nie im Leben! „Hab ich überhaupt eine Wahl?“, grummelt sie. „Abgesehen davon, dass ich beides nicht will?“
    „Ach, Carlotta“, sagt Papa leise. „Mach es mir doch nicht so schwer.“
    Carlotta sieht die Sorgenfalten in seinem Gesicht, den traurigen Blick in seinen Augen.
    „Na gut“, seufzt sie. „Angucken kann ich mir den ollen Kasten ja mal. Aber das heißt noch lange nicht, dass du mich da einfach so abliefern kannst, verstanden?“
    Papa zuckt zusammen, aber er lächelt.
    „Muss ich dann auch in den Ferien dableiben?“, fragt Carlotta. „Die ganze Zeit?“
    „Nein.“ Papa schüttelt den Kopf. „In den Ferien kannst du zu Mama. Oder zu Katie. Das entscheiden wir, wenn es so weit ist.“
    „Okay“, murmelt Carlotta. „Aber so ein Internat ist doch bestimmt ziemlich teuer, oder? Können wir uns das überhaupt leisten?“
    Zum ersten Mal seit Tagen lacht Papa. Er nimmt Carlotta in den Arm und drückt sie ganz fest.
    „Ach, Carlottchen …“, sagt er und gibt ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Das lass mal getrost meine Sorge sein.“

Gleich in der zweiten Ferienwoche geht es los. Carlotta hat ihren Vater schon lange nicht mehr so aufgeregt gesehen. Schon Tage vorher hat er seine Reisetasche gepackt und Carlotta immer wieder ermahnt, ja nichts zu vergessen.
    Meine Güte, denkt Carlotta. Wir machen doch keine Weltreise!
    Schloss Trostlos – wie sie Papas Internat insgeheim getauft hat – ist nur knapp zwei Autostunden entfernt. Trotzdem stellt Papa am Vorabend den Wecker und steht mitten in der Nacht auf, um das Auto mit dem wenigen Gepäck zu beladen, Frühstück zu machen und Carlotta zu wecken.
    Carlotta hat noch ganz kleine Augen, als sie ins Auto klettert.
    „Du kannst ja während der Fahrt weiterschlafen“, schlägt Papa vor.
    Carlotta macht es sich auf der Rückbank bequem, blinzelt in den beginnenden Tag und lehnt sich zurück.

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