Internat Lindenberg - Freundschaft in Gefahr
weit hatte kommen können. So eine plumpe Intrig e – und sie waren alle darauf reingefallen. Dass für Angelika und ihre Clique alles nur ein Spaß gewesen sein sollte, war zwar eine absolute Frechheit. Doch ihr eigenes Verhalten machte das kein bisschen besser. Vor allem Leonie machte sich immer noch bittere Vorwürfe. Sie verstand nicht mehr, wie sie darauf gekommen war, Sophies Flöte zu verunstalten. Wenn sie daran zurückdachte, war es, als ob das alles eine völlig andere Person gemacht hätte.
„Dein Gesicht, als diese Schweine auf dem Display erschienen sind, hätte ich schon gern gesehen“, riss Sophie sie aus ihren Gedanken.
Für Sekundenbruchteile sah es so aus, als würde Leonie in die Luft gehen. Doch dann stimmte sie in das Lachen ihrer Freundinnen ein.
„Aber eines würde ich gerne noch wissen“, fuhr Sophie fort.
Leonie blickte sie fragend an.
„Was war denn nun wirklich das Thema deines Aufsatzes?“
„Das glaubst du mir sowieso nicht“, seufzte Leonie. „Ich weiß nur eins, nach der Geschichte muss ich den Text gründlich umschreiben. Und wenn ich fertig bin, bist du die Erste, der ich den Aufsatz zeige, versprochen! Ist nur schade, dass der Fotowettbewerb von Angelika erfunden war. Ich glaube mittlerweile, ich würde da besser hinpassen. Komplett mit den Schweinefoto s …“
Nach den Ereignissen der letzten Zeit wurde Leonies Text zum Thema „Offenheit und Vertraue n – gib Mobbing keine Chance!“ also um ein paar wichtige Erfahrungen bereichert. Dass er es im Wettbewerb nicht unter die ersten drei schaffte und sie mit einem Buchpreis vorliebnehmen wusste, ärgerte Leonie nicht.
Sophies Abschlusskonzert wurde dagegen ein voller Erfolg. Ihr Auftritt riss das Publikum zu stehendem Applaus hin. Aber auch das fand sie nicht mehr so wichtig.
Hanna schaffte die Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe, das war etwas, was wirklich zählte. Die vier Freundinnen wussten es schon vor dem Konzert. Frau Behrens hatte unter der Hand eine kleine Andeutung gemacht.
„Aber wehe, das geht so weiter, Hanna“, hatte sie getadelt. „Nächstes Jahr will ich eine Verbesserung sehen, sonst kann ich für nichts garantieren.“ Hanna nahm es sich fest vor. Na ja, abwarte n …
Das wirklich wichtige Ereignis bei dem Konzert, wichtiger noch als Sophies Flötensolo, war ein sensationeller Auftritt von Überraschungsgästen. Ninas Eltern erschienen zum Konzert. Wie immer tauchten sie erst in allerletzter Sekunde auf. Immerhin pünktlich zum ersten Akkord betraten sie die Aula. Sie drängten sich auf der Suche nach einem freien Platz durch die Reihen und traten dabei unzähligen Konzertbesuchern auf die Füße oder gegen die Knie. Zum Glück ging das Gegrummel der anderen Eltern in der Musik unter. Trotzdem, Nina wäre vor lauter Peinlichkeit am liebsten im Boden versunken. Endlich fanden sie einen Platz direkt hinter ihrer Tochter. Nina nickte ihnen nur kurz zu und schaute sie während des ganzen Konzerts nicht mehr an. Ihre Mutter wollte ihr noch etwas zuflüstern, aber Nina warf ihr einen strengen Blick zu und brachte sie damit zum Schweigen. So mussten ihre Eltern bis nach dem Konzert warten, um ihr die schreckliche Neuigkeit zu überbringen: „Die Firma hat deinen Vater inständig gebeten, den Anschlussauftrag zu übernehmen, sodass er noch mindestens sechs Monate vor Ort bleiben muss“, rückte Ninas Mutter raus, während ihr Vater stumm und mit bedrückter Miene zu Boden blickte. Er hatte sich nicht getraut, seiner Tochter die schlimme Nachricht selbst mitzuteilen.
„Und was heißt das?“, fragte Nina nach.
„Na ja, dein Vater hat sich natürlich wieder breitschlagen lassen und angenommen“, fügte Ninas Mutter mit einem finsteren Seitenblick auf ihren Mann hinzu. Der versank fast im Boden. Gespannt warteten ihre Eltern auf eine Reaktion. Nina verzog keine Miene.
„Wenn man die Schwierigkeiten mit der Materialbeschaffung vor Ort einrechnet, sind acht bis neun Monate eher realistisch“, grummelte ihr Vater betrübt, ohne Nina in die Augen zu sehen. Ihre Mutter zuckte hilflos mit den Achseln.
„Das war das letzte Mal, versprochen! Nie wieder lasse ich mich von der Firma überreden“, behauptete ihr Vater. Seine Frau warf ihm einen skeptischen Blick zu. Sie hatten immer noch nicht gesagt, was sie ihrer Tochter damit eigentlich genau mitteilen wollten, aber Nina hatte schon begriffen und musste sich deshalb bemühen, eine fragende Miene aufzusetzen.
„Wir haben dem
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