Internat Lindenberg - Freundschaft in Gefahr
trocken. Die beiden bogen sich vor Lachen. „Und wenn es dir trotzdem zu viel wird, musst du eben die Spülung laufen lassen.“
„Genau, vielleicht führen sie dann ja nächstes Jahr das Wasserkonzert von Händel auf!“
Obwohl sie mit Nina und Sophie in letzter Zeit fast nur herumgestritten hatten, war die Stimmung im Zimmer von Leonie und Hanna gedrückt. Dass es so weit kam, hatten sie bestimmt nicht gewollt. Jetzt saßen sie schweigend auf ihren Betten. Beide taten so, als würden sie lesen. Aber in Wirklichkeit hielten sie nur die Bücher in den Händen und lauschten zum Nebenzimmer. Von dort konnten sie genau hören, wie Stühle hin- und hergerückt und Schränke ausgeräumt wurden.
„Ich gehe rüber“, beschloss plötzlich Leonie. Hanna folgte ihrer Freundin seufzend. Auch sie hielt es nicht mehr aus.
Neben ein paar Schülerinnen aus ihrer Klasse war auch Frau Behrens erschienen, um Nina und Sophie zu helfen. Angelika, Nadine und Jennifer waren natürlich besonders hilfsbereit. Außerdem war das eine tolle Gelegenheit für sie, mal in Ninas und Sophies Kleiderschränken herumzuwühlen.
„Sollen wir euch was tragen helfen?“, bot sich Leonie an.
„Ihr könnt uns wohl gar nicht schnell genug loswerden“, bemerkte Nina spitz. „Nein danke, auf eure Hilfe können wir verzichten!“
„Oder wollt ihr was von unseren Sachen klauen?“, meinte Sophie. „Versucht es gar nicht erst, wir passen diesmal genau auf.“
Leonie wollte noch etwas sagen, aber Hanna zog sie weg.
Im gleichen Augenblick nahm Frau Behrens den Stapel mit Sophies Notenheften, um ihn ins neue Zimmer zu tragen. Doch sie hatte sich ein bisschen zu viel aufgeladen. Noch nicht einmal auf halber Strecke kam der Stapel ins Rutschen. Die Hefte glitten auf den Boden.
Fluchend sammelte Frau Behrens die Hefte wieder ein. Ein einzelner Zettel war aus einem der Hefte gerutscht und die Lehrerin hatte keine Ahnung, in welches er gehörte. Sie warf einen Blick darauf und erstarrte. Sie las noch ein zweites Mal, was darauf geschrieben stand. Was sie da gefunden hatte, war ganz bestimmt nicht für ihre Augen gedacht. Es war ein reiner Zufallsfund, und wenn Sophie gewollt hätte, dass sie es zu sehen bekommt, hätte sie es ihr gezeigt. Aber trotz dieser Bedenken beschloss Frau Behrens, die Übeltäterin zur Rede zu stellen. Als Lehrerin durfte sie ihre Wut nicht so offen zeigen, wie sie das gerne getan hätte. Deshalb zwang sie sich zur Ruhe. Doch sie konnte nicht anders. Sie konnte jetzt nicht einfach so tun, als hätte sie die Entdeckung nicht gemacht.
„Eigentlich sollte ich mich bei euren Streitereien ja raushalten“, wandte sie sich an Leonie. „Man sollte meinen, ihr wäret alt genug, um das selber zu klären. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Findest du nicht, das geht ein bisschen zu weit? Findest du das fair?“ Sie hielt ihr das Schreiben unter die Nase. Leonie starrte ungläubig darauf.
„Was ist das?“, beharrte Frau Behrens.
„Woher soll ich das wissen?“, versetzte Leonie missgelaunt und nahm das Blatt entgegen. Es handelte sich um den Ausdruck eines Laserdruckers, wie er im Hausaufgabenraum stand. Entsetzt las sie, was darauf stand.
Hallo, Sophie!
Diesmal bist du mit deinem blöden Blechrohr noch mit einem blauen Auge davongekommen. Schade, dass es so schnell wieder repariert war. Ich hatte zwar wenigstens ein paar Stunden Ruhe, aber das war viel zu wenig. Beim nächsten Mal kommst du nicht mehr so glimpflich davon. Ich kann noch ganz anders. Danach herrscht dann ewige Ruhe, darauf kannst du dich verlassen!
Eine Feindin der Blasmusik
Der Skandal des Jahrhunderts
„Willst du vielleicht abstreiten, dass das von dir stammt?“, fragte Frau Behrens kalt. Leonie starrte auf den anonymen Brief. Sie sah ihn wirklich zum ersten Mal. Aber sie konnte nicht verhindern, dass sie knallrot anlief.
Inzwischen kümmerte sich niemand mehr um den Umzug. Alle standen im Kreis um Frau Behrens und Leonie und beobachteten, wie die Lehrerin versuchte, die Sache aufzuklären. Auch Angelika und ihre Clique, die beim Umzug geholfen hatten, drängten sich um die besten Plätze.
„Da steckst doch du dahinter!“, fuhr plötzlich Hanna Angelika an. „Das hört sich eindeutig nach dir an.“ Hanna wollte ihrer Freundin Leonie zu Hilfe kommen, aber Angelika wehrte sich lautstark.
„Iiiich?“, entgegnete sie entrüstet. „Das ist ja wohl die Unverschämtheit überhaupt. Zieht mich gefälligst nicht in eure Privatstreitereien mit
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