Internetpiraten
raten. Was anderes blieb mir nicht übrig. Ich fürchte, wir haben unseren Gegner unterschätzt.« Bob nickte zustimmend. »Ich bin mir immer noch unsicher, ob es einer oder mehrere sind. Auf jeden Fall haben der oder die Typen das nicht zum ersten Mal gemacht. Die Frage ist nur, was wir jetzt noch unternehmen können?« »Nachdenken!«, sagte Justus und stopfte sich einen Keks in den Mund. »Wir sollten einmal alles sammeln, was wir bisher an Hinweisen haben.« Bob fasste zusammen. »Also, da ist zunächst der Zettel hinter dem Scheibenwischer. Die Schrift war aber so krakelig – das hat bestimmt einer extra mit der linken Hand gekritzelt. Selbst die Polizei könnte mit dieser Schriftprobe keine Handschrift wiedererkennen. Dann gibt es noch das Handy.« »Und das ist garantiert geklaut«, warf Peter ein. Justus stimmte ihm zu. »Hundertprozentig. Damit kommen wir nicht weiter. Wir haben aber noch die Spur im Internet.« »Das kannst du genauso vergessen, Just«, unterbrach Bob. »Eine Spur im Internet zurückzuver folgen ist unmöglich – für uns sowieso. Die Gangster können sich von jedem Ort der Welt ins World Wide Web einloggen. Vielleicht saßen sie sogar in einem anonymen Internetcafé?« Justus schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Die Diebe haben uns im Chat ein einziges Mal etwas Persönliches mitgeteilt: Magellan. Wir nannten uns Rocky, weil wir aus Rocky Beach kommen. Vielleicht gibt es bei Magellan auch irgendeine Verbindung?« Jetzt nahm sich Peter auch einen der trockenen Kekse. »Magellan kommt mir bekannt vor. Da muss ich irgendwie an Schule denken.« »Bitte nicht an die Schule erinnern, Peter! Wir haben Wochenende«, lachte Bob. Doch im gleichen Moment schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Moment, wir haben doch alle Informationen der Welt bei uns. Der Laptop von meinem Vater. Mit dem Computer kann man von überall ins Internet gehen.« Schnell war der kleine Rechner aus dem Ruck-
sack geholt. »Ich werde mal eine Suchmaschine anschmeißen.« Bob war in seinem Element. »Ich gebe jetzt Magellan ein und schon wird in der ganzen Welt nach dem Begriff gesucht. Da kommt schon was: Also, hier habe ich gleich mehrere Einträge. Erstens: Fernando Magellan. Ein portu giesischer Seefahrer. Geboren 1480. Er hat mit einem Segelschiff die Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik entdeckt.« »Wusste ich – doch Schule«, murmelte Peter dazwischen. »Genau. Der Weg um Feuerland wurde nach ihm benannt: Die Magellanstraße. Zum Zweiten gibt es auch eine Firma unter dem Namen. Nautische Geräte und Seekarten, steht hier. Dann seh ich noch ein paar unsinnige Einträge … und hier – Magellan heißt sogar ein Schiff.« »Ein Schiff?«, wiederholte Justus interessiert. »Bei unserem Fall dreht es sich erstaunlich oft um Wasser. Am Strand wurden wir beklaut, das Geld im Schuhkarton landete im Meer und jetzt haben wir plötzlich ein ganzes Schiff.« Bob tippte eifrig auf der Tastatur. »Hier gibt es eine Seite im Internet mit lauter Schiffseinträgen. Die Magellan war ein riesiger Frachter. Gebaut 1982. Letzter Heimathafen San Francisco. Mehr finde ich aber nicht dazu.« Justus dachte lange nach und knetete dabei wie immer seine Unterlippe. »Ich habe irgendwie das Gefühl, dass uns dieses Schiff entscheidend weiterbringen kann. Man sucht sich so einen Namen nicht zufällig aus.« »Und was ist mit dieser komischen Firma?«, fragte Peter. »Das könnte auch eine Spur sein.« »Richtig, wir sollten jeder Spur nachgehen«, stimmte ihm Justus zu. Bob klappte den Laptop zu. »Das ist alles, was wir zur Zeit über das Internet herausbekommen. Wenn wir noch mehr Informationen haben wollen, müssen wir direkt zum Hafenbüro. Mein Vater hat mir mal erzählt, dass es dort alle aktuellen Daten über sämtliche Schiffe der Welt gibt. Er musste zu der Zeit eine Reportage über moderne Seeräuberei machen.« Justus klatschte in die Hände. »Na, worauf warten wir noch?«
Schiffgeschichten
Der kleine Fischereihafen von Rocky Beach lag weiter im Norden. Nach einer halben Stunde gabelte sich die Küstenstraße und der Weg führte in engen Kurven steil bergab. »Endlich Schluss mit dem Gestrampel«, freute sich Justus und hob die Beine von den Pedalen. Mittlerweile war es spät am Nachmittag und die Sonne wurde von dichten Wolken verdeckt. Im Hafenbecken dümpelten die Boote der Fischer und Hobbykapitäne. »Das gelbe Gebäude neben der großen
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