Intimitaet und Verlangen
noch?«
Ich bekam einen fürchterlichen Lachanfall und wäre fast von meinem Stuhl gefallen. Ich konnte kaum noch atmen! Nach einigen Minuten fand ich schlieÃlich die Fassung wieder, und ich antwortete: »Ja. Und wie steht es mit dir?«
»Nein«, antwortete mein Freund. »Jedenfalls nicht mehr so wie früher. Ich nehme zu viele Medikamente. Meine gesundheitlichen Probleme haben ihren Tribut gefordert, und ich werde allmählich alt. Aber ich kann dir sagen, ich vermisse es! Du solltest noch ein Buch schreiben, eines über das Ficken. Das ist der Punkt, an dem so viele Paare Hilfe brauchen.«
Diese ganze Szene erschien mir als so kurios und komisch, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lachen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein ganzes Buch über das Ficken schreiben kann, aber ich schreibe gerade etwas Neues, und vielleicht kann ich ein Kapitel über dieses Thema verfassen.«
»Tuâ das«, sagte er und lächelte. »Es gibt so viele Menschen, die nicht wissen, was sie verpassen. Ich weià es!«
Dies war ein kleiner Teil einer wunderbaren Begegnung beim Lunch, eines Gesprächs mit vielen wichtigen und auch komischen Aspekten. Als wir uns schlieÃlich verabschiedeten, kam mein Freund noch einmal auf das Thema zurück. Mit groÃem Ernst flehte er mich an: »Schreibe über das Ficken. Schreibe es für junge Paare. Sie verlieren so viel Zeit!«
Wieder musste ich lachen. Doch diesmal blieb mein Freund ernst.
»Dir ist es ernst«, stellte ich fest.
»Ganz bestimmt«, antwortete er unverblümt.
Daraufhin wurde auch ich ernst: »Könntest du etwas genauer erklären, was du meinst? Meinst du, ich soll über Sex schreiben, also über Liebemachen, oder meinst du wirklich Ficken ?«
»Ich meine Ficken ! Das habe ich doch gesagt. Ficken. Das vermisse ich heute. Es ist einfach zu wichtig, um es sang-und-klanglos verschwinden zu lassen.«
»Okay, ich schau mal, was sich machen lässt.«
Wir wussten beide, dass dies vielleicht unsere letzte Begegnung sein würde â und so war es dann auch tatsächlich. Wir brachten einander unsere Liebe zum Ausdruck. Er küsste meinen Kopf. Seine letzten Worte beim Abschied waren: »Paare verlieren so viel Zeit. Bringe ihnen bei zu ficken. Das wird vielen Ehen ungeheuer viel Kummer ersparen!«
Dieses Kapitel habe ich ihm zu Ehren geschrieben.
Nicole und Philipp
Mein Freund meinte Paare wie Nicole und Philipp, die mich wegen ihrer Probleme bezüglich des sexuellen Verlangens aufsuchten. Sie hatten nur noch einmal im Monat Sex. Nicole hatte das schwächere sexuelle Verlangen. Sie sagte, sie sei nicht an Sex interessiert, wisse aber nicht warum. Im Grunde fühle sie sich nicht asexuell. Philipp war sicher, dass er Sex wollte und brauchte; sein Problem war, dass er nicht genug davon bekommen konnte.
Schon bald offenbarte Nicole, dass ihr die Art, wie ihre sexuellen Begegnungen abliefen, nicht gefiele. Daraufhin ging Philipp deutlich in die Verteidigungshaltung. Nicole erklärte, sie empfinde den Sex mit Philipp als langweilig . Sie würden immer das Gleiche wiederholen. Es sei völlig voraussehbar, wie die Situationen ablaufen würden. Philipp erreiche zu schnell den Orgasmus. Der Sex mit ihm sei nicht romantisch und nicht befriedigend, im Grunde nicht der Mühe wert. Nicole gab zu, dass ein Teil der Schuld bei ihr liege. Auch sie sei faul. Sie investierte nicht so viel Energie in den Sex, wie sie es eigentlich tun müsste.
Philipp war es sichtlich unbehaglich, während Nicole erläuterte, worüber sie unzufrieden war. Es gelang ihm mit Mühe, sich zurückzuhalten. Um Philipps gespiegeltes Selbstempfinden zu stärken, hätte ich Nicole fragen können, was ihr am Sex mit Philipp gefalle. Doch vielleicht wäre ihr nichts eindeutig Positives eingefallen, und ich wollte sie auch nicht ermutigen, ihn zu unterstützen.
Stattdessen forderte ich sie auf zu beschreiben, welche Art von Sex ihr gefalle. Mir erschien es im Interesse beider besser, dem Gespräch diese Wendung zu geben. Nicole zögerte zunächst, beantwortete dann aber meine Frage. Während sie beschrieb, was sie sich wünschte, hellte sich ihr Gesicht auf. Ihre Beschreibung war ziemlich detailliert und anschaulich. Als sie damit fertig war und ihr klar wurde, dass ich sie anschaute und lächelte, errötete sie.
»Warum lächeln Sie mich an?«, fragte
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