Invasion 01 - Der Aufmarsch
schildern, und Sie sagen mir, wen ich brauche. Außerdem, aber das sollte ohnehin klar sein, da ich mich weit außerhalb aller Dienstvorschriften bewege, ist diese Operation so ›schwarz‹, wie man sich das nur gerade vorstellen kann. Sind wir uns darüber einig?«
»Schwarze« Operationen waren so geheim, dass sie manchmal überhaupt nicht stattfanden. Es gab keinerlei Aufzeichnungen und auch keine Berichte, nur Resultate. Politiker, selbst Präsidenten, hassen schwarze Operationen.
» Capisco , Sir«, erwiderte der Kommandant und fragte sich, was das Theater eigentlich sollte. Derartige Einsätze waren schließlich ihr täglich Brot. »Welche Vorstellungen haben Sie denn von diesem ach so speziellen Individuum?«, fragte er. Er griff nach dem Brieföffner, der vor ihm in der Schale lag, und versuchte ihn auf der Spitze seines Zeigefingers zu balancieren.
»Unteroffiziers-Dienstgrad oder Offizier«, fuhr Trayner fort, »der ein Team aus einer oder mehreren Waffengattungen für nicht näher spezifizierte Aufklärung in feindlichem Territorium und Umgebung außerhalb der kontinentalen Vereinigten Staaten zusammenstellen soll.«
Taylor kratzte sich im Nacken, und sein Blick wanderte zu einem Foto auf seinem Schreibtisch, das eine tropische Strandlandschaft zeigte. Auf dem Bild war ein wesentlich jüngerer, braun gebrannter Taylor zu sehen, der einer schlanken, lachenden Blondine den Arm um die Hüfte gelegt hatte. »Das ist verdammt vage, General, mit Ausnahme von ›feindlich‹.« Er schnippte den Brieföffner in die Luft, worauf er mit der Spitze voraus in einer Korkzielscheibe links von seinem Bildschirm landete, die offensichtlich zu diesem Zweck dort angebracht war. Er sah überhaupt nicht hin, weil er offenbar davon ausging, dass der Brieföffner selbst wusste, wo er hin sollte.
»Versuchen Sie gar nicht erst mich auszuhorchen, Jim«, herrschte sein Gesprächspartner ihn an. »Die Operation ist schwarz wie die Mitternacht, der Befehl kommt von ganz oben, vom obersten Befehlshaber, dem Präsidenten. Nicht einmal der Verteidigungsminister weiß Bescheid. Der Präs hat mir den Auftrag persönlich erteilt.«
»Du großer Gott, das stinkt ja zum Himmel«, schnaubte Taylor. Er überlegte kurz und lachte dann. »Okay: Mosovich.«
»Scheiße, ich hab doch gleich gewusst, dass Sie das sagen werden«, knurrte der andere General. »Der Sergeant wird einen mächtigen Aufstand machen.«
»Er ist Ihr Sergeant, Major, nicht meiner.« Wieder lachte Taylor. »Wenn Sie schwarze Aufklärung in feindlichem Territorium haben wollen, ist Mosovich dafür der Mann. Ich stelle fest, dass Sie nicht Bobby-Boy vorschlagen«, fuhr General Taylor mit einem selbstgefälligen Schmunzeln fort.
»Er mag es gar nicht, wenn man ihn so nennt«, erwiderte sein Gesprächspartner resigniert. Das war nicht das erste Mal, dass sie diese Auseinandersetzung hatten. »Okay, okay, sehen Sie zu, dass er schleunigst hier antanzt. Sagen Sie ihm, er soll sich am Sergeant Major vorbeischleichen, wenn er sich auf so etwas schon so gut versteht.« Taylor hörte das Klicken in seinem Hörer, als der andere auflegte.
»Sie wollten mich sprechen, General?«
Als der stellvertretende Stabschef diese mit leiser Stimme gesprochenen Worte hörte, flog der Bericht, den er gerade gelesen hatte, in die Höhe, als ob ihn ein Blizzard erfasst hätte. In den drei Tagen seit seinem Telefonat mit dem Kommandanten von JSOC hatte Trayner sein Büro kaum verlassen. Wann Command Sergeant Major Jacob »Jake the snake« Mosovich sein Büro betreten hatte oder wie lange er schon ohne einen Laut von sich zu geben auf seiner Besuchercouch gesessen hatte, würde wohl immer sein Geheimnis bleiben. Die Verblüffung und zu viele am Schreibtisch verbrachte Stunden ließen Trayner hochgehen.
»Verdammt noch mal, Sie Mistkerl! Wie lange sitzen Sie eigentlich schon hier?«, brüllte er und hieb mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch. Das Einzige jedoch, was er damit erreichte, war, dass sein Handgelenk schmerzte; der mit diesem Ausbruch angedeutete Tadel glitt von Mosovich ab wie Regen von einem Dach. »Und haben Sie eigentlich je davon gehört, dass man sich ordentlich meldet?«, knurrte der Offizier. Er fing an, die einzelnen Blätter des Schriftstücks wieder zu ordnen, als wären sie die zerfetzten Überreste seiner Duldsamkeit.
»Ich war seit nullfünfnullnull hier, Sir, etwa zwanzig Minuten, ehe Sie hier ankamen.« Jakes von Narben gezeichnetes Gesicht verzog sich zu
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