Invasion 01 - Der Aufmarsch
einem für ihn ungewöhnlichen Grinsen. »General Taylor hat gesagt, ich soll zusehen, dass Bobby-Boy mich nicht zu sehen bekommt.«
Sergeant Major Mosovich, ein dreißigjähriger Veteran von verdeckten Spezialeinsätzen, war einen Meter und achtundsechzig groß, wog triefend nass zweiundsiebzig Kilo und war fast völlig kahl, wobei die eine Hälfte seines kahlen Schädels von Narbengewebe bedeckt war, seine grüne Uniform zeigte jedoch so gut wie keine Abzeichen oder Auszeichnungen. Er besaß nur wenige Dekorationen für Mut im Einsatz, und seine offene Militärakte, die Akte 201, gab lediglich Aufschluss über eine Hand voll Kampfeinsätze: ein paar Einsätze in Grenada, Panama, Desert Storm und Somalia. Trotz alledem und obwohl keinerlei Purple Hearts erwähnt waren, die für Verwundungen im Kampfeinsatz verliehen wurden, war sein Gesicht – Pockennarben vergleichbar – von schwarzen Narben durchzogen, die auf nicht entfernte Splitter hindeuteten, und sein Körper zeigte an vielen Stellen die Narben, die Metall hinterlässt, wenn es den menschlichen Körper beschädigt. Seine ärztliche Akte enthielt im Gegensatz zu seiner 201 so viele Einzelheiten über an ihm vorgenommene Reparaturarbeiten, dass man sie gut und gerne als medizinisches Lehrbuch hätte verwenden können. Er hatte seine gesamte Laufbahn mit Ausnahme eines halben Jahres bei der 82nd Airborne auf Sondereinsätzen verbracht, ursprünglich bei den Special Forces, dann bei der Delta Force und am Ende wieder bei den Special Forces. Ganz gleich, wo er sich gerade offiziell aufhielt, schien er sich stets woanders zu befinden und war ständig von der tropischen Sonne gebräunt. Im Laufe der Jahre hatte er sich mit Sondereinsätzen einen nicht unbeträchtlichen Pensionsfonds aufgebaut und verzichtete auch schon lange auf jede Art von Einsatz, wenn dafür nicht maximale Tagesspesen angesetzt waren.
Die Notwendigkeit, dem Sergeant Major der Army aus dem Wege zu gehen, war auf einen unglücklichen Zwischenfall im Jahr zuvor beim Jahreskongress des Verbandes der US Army im Washington Sheraton zurückzuführen.
Sobald ein Unteroffiziers-Dienstgrad eine bestimmte Rangstufe erreicht hat, sind alle Positionen formal gleich. Es liegt freilich nahe, dass die Position eines Command Sergeant Major beispielsweise der Third Army einen Prestigevorteil gegenüber der Third Brigade Infantry Division Fort Carlson, Colorado, hat. Aber derartige Prestigepositionen gehen nicht automatisch an Sergeant Majors, die die meiste Zeit in einem gewissen Dienstgrad verbracht haben oder besonders viel Kampferfahrung vorweisen können, sondern eher an Sergeant Majors, die bereit sind, genügend Zeit und Energie auf den Erwerb von politischem Einfluss und Ämterpatronage zu verwenden.
Bei dem augenblicklichen Sergeant Major der Army handelte es sich um Command Sergeant Major Robert McCarmen. Sergeant Major McCarmen war ein Altersgenosse von Sergeant Major Mosovich und hatte wie dieser eine Laufbahn in den Special Forces hinter sich. Während aber Sergeant Major Mosovich ständig irgendwo in Übersee mit Einsätzen befasst zu sein schien, die irgendwie seltsam waren und jedenfalls nicht näher erwähnt werden durften, war Sergeant Major McCarmen, wenn man einmal von Ausbildungseinsätzen absah, in Fort Bragg, North Carolina, Fort Louis, Washington, oder Fort Carlson, Colorado, gewesen. Er war allerdings auch in Grenada, Panama und im Golfkrieg eingesetzt gewesen. Irgendwie hatte Sergeant Major McCarmen es geschafft, obwohl bei diesen Einsätzen nur minimaler Anlass für den Kampfeinsatz von Special Operations Einheiten gewesen war, eine beeindruckende Anzahl von Orden anzusammeln. Silver Star, Bronze Star und selbst das Distinguished Service Cross, die zweithöchste Auszeichnung, die es im militärischen Pantheon überhaupt für Mut gab, zählten dazu. Jede dieser Auszeichnungen war einwandfrei autorisiert, und wenn einem die dazugehörigen Belobigungen etwas vage vorkamen, dann verwunderte das ja bei einem »schwarzen Krieger« nicht sonderlich. Die Tatsache, dass die Belobigungen ohne Ausnahme von Vorgesetzten verfasst waren, zu denen der Sergeant Major jeweils eine besonders enge persönliche Beziehung unterhalten hatte, war dabei ohne Belang: die Auszeichnung musste vom persönlichen Vorgesetzten beantragt werden, und McCarmen hatte stets besonders gute Beziehungen zu seinen Offizieren gehabt.
Seine vielen Belobigungen sowie die Fähigkeit, gut und reibungslos mit Vorgesetzten und
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