Invasion 01 - Der Aufmarsch
Erprobungsphase?«
»Meine Hoffnung richtet sich darauf, dass wir dann beide ein Frontkommando bekommen. Sie haben sich eine Kompanie verdient. Aber meiner Karriere hat es geschadet, dass ich mich während der Konstruktions- und Beschaffungsphase recht massiv eingesetzt habe. Wahrscheinlich wird man mich irgendwo in die Etappe stecken.«
»Das ist doch dämlich. Wo die all die alten Schlachtrösser verjüngen, sollten die doch jemanden an die Front schicken, der Vietnam noch am eigenen Leib miterlebt hat.«
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Mike. Sie und ich, wir sind Krieger. Wenn die Geschichte uns etwas lehrt, dann dies: Am Anfang von Kriegen teilt man die Berufsoffiziere in zwei Lager: die Manager und die Krieger, und die Manager haben das Sagen. Das war noch in jedem Krieg so; Halsey war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Captain und Kusov ein Colonel. Im Laufe des Krieges wandern die Manager dann in die Personalabteilungen und in die Logistik zurück, und die Krieger übernehmen den Befehl. Unser Stern wird wieder leuchten, sobald die Kacke am Dampfen ist. Darauf können Sie sich verlassen.«
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San Diego, Kalifornien, Sol III
0822, 5. November 2006
Ernie Pappas, ein im Territorium American Samoa zu Welt gekommener amerikanischer Staatsbürger, war 1966 als Achtzehnjähriger als gemeiner Soldat in das United States Marine Corps eingetreten. Samoaner sind in den Streitkräften der Vereinigten Staaten selten und sehr gefragt. Selten, weil sie von meist hünenhafter Gestalt sind und aus einem Meer mittelgroßer, schwarzer und weißer Kameraden mit ihren auffälligen polynesischen Gesichtszügen hervorstechen. Und gefragt, weil der schon erwähnte hünenhafte Körperbau meist mit scharfem Verstand und ausgeprägter Persönlichkeit gepaart ist. Samoaner steigen schnell auf, und jeder Truppenführer, der das Glück hat, samoanische Unteroffiziersdienstgrade in seinem Kommandobereich zu haben, gibt sich alle Mühe, sie nicht zu verlieren. Ihre Wiederverpflichtungsrate ist hoch.
1969 heiratete Lance Corporal Pappas die sechzehnjährige Priscilla Walls aus Yemassee, South Carolina. In den Augen von Mister und Misses Walls verletzte diese Eheschließung mehrere Tabus. Zum einen war Lance Corporal Pappas zwar kein Neger, aber »farbig«. Weiße Mädchen in Yemassee, South Carolina, heirateten im Jahre 1969 keine Farbigen, auch nicht Mädchen aus den unteren Einkommensklassen. Zum Zweiten war Missy Priscilla, ihr Baby Prissy, für solche Dinge noch nicht alt genug – obwohl unter ihresgleichen und auch unter den Eltern ihresgleichen häufig schon mit fünfzehn geheiratet wurde. Zum Dritten war der junge Mann ein einfacher Marine. Obwohl Priscilla der Ansicht war, damit einen Schritt nach oben zu tun – ihresgleichen konnte man nur äußerst großzügig als »ländliche unterste Einkommensschicht« bezeichnen – waren ihre Eltern da völlig anderer Ansicht. Ihre Gesellschaftsklasse war für ihren Großvater, einen Kleinbauern, und ihren Urgroßvater, ebenfalls Kleinbauer, gut genug gewesen, und das war jedenfalls besser als einen »Chinamann« zu heiraten! Mr. Walls' Geographie-Kenntnisse, in diesem Fall speziell im Hinblick auf das Territorium American Samoa, standen etwa auf gleicher Höhe wie seine Kenntnisse in der Atomphysik.
Trotz dieser Bedenken unterzeichneten die Walls die erforderlichen Papiere und traten vor den Friedensrichter, wo Prissys Schwester als Brautjungfer und der Gunnery Sergeant von Lance Corporal Pappas als Trauzeuge agierten, weil Prissy bereits ihre zweite Periode verfehlt hatte und daher mutmaßlich in anderen Umständen war.
Jetzt schrieb man den 5. November 2006, und der inzwischen im Ruhestand befindliche Master Gunnery Sergeant Ernest Pappas saß in seiner eigenen Küche, nahm immer wieder einen Schluck heißen, schwarzen Kona-Kaffee und schien mit der Lektüre der Samstagsausgabe der San Diego Times beschäftigt. Hie und da blies er die Wangen auf und blies dann die Luft mit einem Geräusch aus, das an das eines Verbrennungsmotors erinnerte.
Mrs. Ernest Pappas war dabei, das Frühstücksgeschirr abzuräumen und beurteilte nach zweiundvierzig Jahren Erfahrung seine Laune völlig korrekt als ziemlich düster. Sie kannte sogar die Gründe seiner schlechten Stimmung.
Die Gründe waren zweierlei. Obwohl er ihnen drei gut aussehende Enkel geschenkt hatte, die alle mit Erfolg das College absolviert hatten, nie die Hand gegen ihre Tochter erhoben hatte, ihr stets treu gewesen war
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