Invasion 02 - Der Angriff
das sie wie ihr Mann zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, der ihr über den Rücken hing, und trug ausgebleichte Jeans und eine bunte Bluse. Mike hatte noch selten jemand so Braungebrannten gesehen, und dieses sonnengebräunte Gesicht hellte sich jetzt lächelnd auf.
»Sie dürfen meinem Mann nicht böse sein«, sagte sie, trat hinter die Theke und schubste ihre bessere Hälfte mit einer kleinen Hüftbewegung weg. »Er eignet sich am besten für ein Eremitendasein.«
»Tut mir Leid, wenn ich Ihnen Umstände mache …«, sagte Mike.
»Sie machen mir keine Umstände«, fiel ihm die Besitzerin ins Wort und lächelte wieder. »Harry hat bloß eine Menge im Kopf, das ist das ganze Problem. Und dazu gehört auch der Zustand unserer Bungalows, und da muss ich ganz offen sagen …«
»Wracks sind das«, fiel ihr Harry mit finsterer Miene ins Wort. »Wir hatten fast ein Jahr lang keine Besucher mehr. Die Dächer sind mit Ausnahme von einem einzigen Bungalow alle undicht!« Er dachte kurz nach und verbesserte sich dann. »Na ja, zwei.«
»Und die bieten wir an«, erklärte die Besitzerin mit einem verkniffenen Lächeln.
»Den größten Teil unserer Wäsche haben wir anderweitig benutzt!«, sagte Harry.
»Wir werden improvisieren«, erklärte die Besitzerin.
»Und Elektrizität gibt es auch nicht!«, donnerte der Besitzer.
»Aber wir haben ein Dieselaggregat«, lächelte die Frau.
»Das ist für das Eis !«
»Das hier sind Gäste«, sagte die Besitzerin ruhig, ließ dabei aber ihre Zähne sehen.
»Nein! Für Gäste kriegen wir keine Benzinzuteilung !«
»Wir improvisieren.«
» Wir haben nichts zu essen! «
»Ach, Unsinn. Schließlich gibt es Fisch, Hummer, Krabben …« Sie drehte sich zu Michael herum, der die Auseinandersetzung amüsiert verfolgte. »In Ihrer Familie ist doch hoffentlich niemand auf Schalentiere allergisch, oder?«
»Nein«, erklärte Mike lächelnd. »Hören Sie, lassen Sie mich auch mal was sagen.« Er begann an den Fingern aufzuzählen. »Erstens, wir brauchen keine Elektrizität. Wir waren darauf vorbereitet, irgendwo auf einen Campingplatz zu gehen, und haben deshalb unsere eigenen Laternen mit.« Er überlegte kurz. »Zweitens, wir haben unsere eigenen Schlafsäcke, brauchen also keine Bettwäsche. Wenn wir ein Bett kriegen, dann ist das besser als auf dem Boden zu schlafen, und ein Dach ist besser als ein Zelt. Wir wollen bloß ein paar Tage auf den Keys verbringen und dabei vielleicht ein wenig fischen und Schnorcheln.«
Mike wandte sich dem Besitzer zu, der gerade den Mund aufklappte, um Einwände vorzubringen. »Hören Sie, ich kann Sie wirklich gut verstehen. Aber lassen Sie mich ein paar Dinge klarstellen. Wir sind bereit zu bezahlen, und zwar gut zu bezahlen. Falls Sie keine FedCreds nehmen, dann haben wir Dinge mitgebracht, von denen es heißt, dass sie hier drunten knapp sind. Tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich stelle fest, dass Ihre Regale leer sind. Ich habe Monofilament, und zwar fünfzig und fünfundzwanzig Pfund, Gummi für Harpunen, fünf Taucherbrillen und zwei Kartons große Haken.«
Mike schob eine Augenbraue hoch, als Harry hörbar den Mund zuklappte. Als der andere es dabei beließ und nichts sagte, fuhr Mike fort: »Wir haben auch noch ein paar andere ›Annehmlichkeiten‹. Wir kommen also ohne die üblichen Feinheiten aus.« Sein Blick wanderte zwischen Besitzer und Besitzerin hin und her. Die beiden wechselten Blicke, und dann zuckte Harry die Achseln.
»Also«, sagte die Besitzerin und lächelte, »willkommen im No-Name-Key Fish Camp.«
O’Neal erwiderte das Lächeln. »Sagen Sie ruhig Mike zu mir.«
Der Bungalow war klein und alt und roch aufdringlich nach Schimmel, der auf den Keys etwa ebenso häufig vertreten ist wie Moskitos. Ein Chamäleon hatte die Verfolgung eines großen, an eine Ameise erinnernden Insekts abgebrochen, als Mike die Tür öffnete. In dem Bungalow gab es zwei Betten für die Erwachsenen und ein weiteres, das man für Cally bereitgestellt hatte. Er war in zwei Räume aufgeteilt, die dem Parkplatz zugewandte Seite stellte eine Kombination aus Wohnzimmer, Küche und Esszimmer dar, während die hintere, dem Meer zugewandte Seite das Schlafzimmer und das Bad enthielt.
Das Mobiliar stammte vermutlich aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die im Licht der verblassenden Nachmittagssonne gelb schimmernden Stühle bestanden aus Stahlrohr und aufgesprungener Plastikpolsterung. Boden und Arbeitstheke waren
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