Invasion 02 - Der Angriff
dass Duncan hetero war, hätte er kaum eine unwahrscheinlichere Wahl treffen können.
Schließlich putzte Stewart das verspritzte Bier auf, wischte sich die Augen und hörte auf zu trinken. »Glaubst du, der Alte weiß Bescheid?«, fragte er dann wieder ernsthaft.
Duncan schüttelte den Kopf. »Alle glauben, ich sei so etwas wie der Fachmann für Captain O’Neal, dabei war ich doch bloß ein paar Tage mit ihm zusammen. Ihr habt schließlich über ein Jahr lang mit ihm trainiert, also stell dir die Frage doch bitte selbst.«
Stewart überlegte. »Ja, wahrscheinlich schon. Ich habe noch nie erlebt, dass ihn irgendetwas überrascht hat.«
»Ich schon«, gab Duncan zu. »Aber nur, wenn der Feind ihm auf seine Gefechtspläne pinkelt. Dann wird er wirklich sauer. Wirklich sauer.« Er schüttelte den Kopf und leerte seine Flasche bis auf den letzten Tropfen. »Und wenn er wirklich sauer ist, solltest du einen weiten Bogen um ihn machen.«
23
No-Name-Key, Florida,
United States of America, Sol III
1440 EDT, 2. Oktober 2009
Mike gab sich alle Mühe, nicht wütend zu werden. »Mir ist schon klar, dass Sie nicht mehr im Hotelgeschäft sind. Ich habe auch Verständnis dafür, dass Sie für Touristen nichts übrig haben. Aber ich habe hier meine Frau und meine Tochter, und wir brauchen dringend eine Unterkunft.«
Der Mann hinter der Theke war Mitte fünfzig und trug sein langes, graues Haar in einem Pferdeschwanz. Er musterte den kleinwüchsigen, massiv gebauten Soldaten von oben bis unten und rümpfte angewidert die Nase. »Hören Sie, Freundchen, Sie haben Recht. Ich bin nicht mehr im Hotelgeschäft. Und Touristen gibt es nicht mehr. Mich würde interessieren, wie zum Teufel Sie es geschafft haben, Urlaub zu kriegen, wo doch alle anderen auf ihren Stützpunkten hocken und sich den Arsch aufreißen?«
Mike schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich habe an allen Fäden gezogen, die mir zur Verfügung standen. Ist es das, was Sie hören wollten?« Tatsächlich waren alle Fäden gezogen worden, die man sich denken konnte, wenn auch hinter seinem Rücken. Aber das ging diesen Kerl ja schließlich nichts an.
Im Gesicht des Motelbesitzers arbeitete es. »Schauen Sie …«
»Harry«, ließ sich aus dem Büro weiter hinten eine Frauenstimme vernehmen. »Beruhige dich.«
Das No Name Key-Fischercamp bestand aus acht uralten Bungalows, deren Holz die Sonne in einem halben Jahrhundert grau gebleicht hatte, ein paar baufälligen Bootsstegen Um eine kleine, aber tiefe Anlegestelle herum, einer nagelneuen etwa dreißig Meter langen Eishütte aus Fertigbauteilen und dem Büro, einem einstöckigen Bretterbau, der über den kleinen Hafen aufragte. Die einzelnen Gebäude umgaben einen mit zerstampften Muscheln bedeckten Parkplatz, mit einer bunten Sammlung von Fahrzeugen, hauptsächlich Pick-up-Trucks, die kreuz und quer herumstanden. Die meisten hatte man allem Anschein nach einfach dort, wo sie jetzt standen, stehen gelassen, teilweise, dem verkrusteten Sand und den braunen Palmwedeln nach zu schließen, die ihre Motorhauben bedeckten, schon vor einer ganzen Weile. Irgendwo hinter dem Eishaus war das Nageln eines großen Dieselaggregats zu hören, und der drückende Gestank von totem Fisch und verfaulendem Unkraut lag in der Luft.
Das Büro war ein wie ein T angeordneter Bau und diente zusätzlich als Laden. Im vorderen Teil wurden normalerweise Lebensmittel und Gemischtwaren verkauft, im hinteren Köder und Angelzeug. Auf einer Seite des Querbalkens standen die Registrierkasse und ein leerer Getränkekühlschrank, auf der anderen Seite war eine Tür mit einem Schild darüber, auf dem »Keep Out« stand. Hinter dieser Tür war die Stimme zu hören gewesen.
Beide Seiten waren praktisch leer. Das galt ebenso für die Köderbottiche wie für die Regale mit Angelzubehör. Auch in dem für Lebensmittel vorgesehenen Teil gab es kaum etwas zu sehen, ein paar Dosen Erdnussbutter und leere Einmachgläser stellten praktisch das ganze Sortiment dar. Der Laden wirkte wie leer gefressen, aber obwohl er beinahe verlassen wirkte, war alles sauber. Die leeren Regale waren mit Tüchern abgedeckt, um die Fliegen fernzuhalten, und der Boden war frisch geschrubbt.
Der Besitzer, der sich hinter seiner antiken Registrierkasse verschanzt hatte, verdrehte die Augen und sah zum Fenster hinaus, als jetzt die Besitzerin der Stimme den Raum betrat. Die Frau war um die vierzig und erinnerte O’Neal an Sergeant Bogdanovich. Sie hatte langes, blondes Haar,
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