Invasion 03: Der Gegenschlag
Sechshundert nannte. Als die ersten Posleen gelandet waren, früher als erwartet, überraschend und in überwältigender Stärke, waren die grünen Einheiten, die man nach North Virginia geschickt hatte, um sie aufzuhalten, beim ersten Zusammentreffen vernichtet worden. Viele von ihnen, besonders aus den hinteren Bereichen, waren über den Potomac entkommen. Eine große Zahl dieser Versprengten hatte sich in Washington gesammelt, und als sich die Posleen den Übergang über den Fluss erkämpft hatten und auf der Washington Mall erschienen waren, hatten sich Tausende dieser Soldaten ihnen unmittelbar gegenüber gesehen. Alle, mit Ausnahme einer verschwindend geringen Hand voll, waren geflohen. Und diese winzige Handvoll, sechshundertdreiundfünfzig, um es genau zu sagen, hatte entschieden, dass es Dinge gab, für die es sich lohnte, in einer scheinbar sinnlosen Geste zu sterben. Und deshalb hatten sie sich auf dem Hügel des Washington Monument gesammelt, um dem Feind einen letzten selbstmörderischen Verteidigungskampf zu liefern.
Wie sich herausstellte, war dieser Kampf nicht ganz selbstmörderisch und ganz sicher nicht sinnlos gewesen. Ihr Widerstand und die Verwirrung unter den die Brücke überquerenden Posleen hielten den Feind lange genug auf, dass die gepanzerten Kampfanzüge eintreffen konnten. Und im Zusammenwirken der GKA und des Artilleriefeuers wurde die Posleen-Vorhut aufgehalten, besiegt und schließlich vernichtet.
Für diese sechshundertdreiundfünfzig LKW-Fahrer und Köche, Infanteristen und Artilleristen, Kabelleger und Wäscher, die dem Feind standgehalten und sich angeschickt hatten, wie Soldaten vor ihren Schöpfer zu treten, wurde eine spezielle Auszeichnung geprägt. Nach einer kurzen Zeremonie sollten sie über die ganze Armee verteilt werden, und nichts als die Auszeichnung sollte an jenen heldenhaften Kampf erinnern. Doch der Anführer des Widerstands setzte sich mit Erfolg dafür ein, dass es eine bessere Verwendung für sie gab, als sie einfach in alle Winde zu zerstreuen. Das war die Geburtsstunde der Zehntausend. Der größte Teil der Sechshundert wurde befördert und als Kern einer Truppe genutzt, die man anschließend mit erbeuteten und umgebauten Posleen-Waffen ausgerüstet hatte. Als diese Einheit schließlich stand, verfügte der Befehlshaber der Landstreitkräfte über eine schnelle, hervorragend ausgerüstete Eliteeinheit.
Aber schwärmende Posleen griffen die Zehntausend nicht an, das konnten nur die GKA überleben.
»Major«, sagte General Horner. Dass er O'Neal mit seiner Rangbezeichnung ansprach, war das einzige Anzeichen von Tadel wegen seiner Verspätung.
»Jack?«, antwortete O'Neal.
Horner lächelte. Die GKA waren keine amerikanische Einheit; sie gehörten Fleet Strike an, einem Teil der Streitkräfte der Galaktischen Föderation. Daher gab es keine Vorschrift, die O'Neal zwang, den General korrekt mit seiner Rangbezeichnung anzusprechen, nur schlichte militärische Höflichkeit. Aber dass O'Neal seinen Vornamen benutzte, war ebenso eine Art Verweis wie Horners Gebrauch der Rangbezeichnung. In besseren Zeiten hatte O'Neal ihn mit »Sir« oder »General« angesprochen oder sogar mit »Colonel«. Dass er ihn in der Öffentlichkeit »Jack« nannte, war so gut wie eine Ohrfeige.
»Wir haben eine … Situation«, fuhr der General fort.
»Das sagen die Leute ständig«, schnaubte O'Neal. »Was wir hier haben, ist ein mächtiger Haufen Scheiße, Sir. Ist General ›die GKA sind eine unnötige Verschwendung von Ressourcen‹ weg?«
»Gramns ist bereits abgelöst worden«, schaltete Cutprice sich ein. »Und Captain Keren ist im Augenblick dabei, seinem Stab zu erklären, was ›Artillerieunterstützung‹ und ›Gegenfeuer‹ bedeuten.«
»Haben wir einen Plan?«, fragte O'Neal. »Oder stürzen wir uns einfach mit Gebrüll auf sie?«
»Wir halten die Anhöhen auf dieser Flussseite«, antwortete erneut Cutprice. »Aber die Posleen drängen in die Stadt und den Kanal hinauf, und die Anhöhen auf ihrer Seite sind höher, also bekommen die auf dieser Seite Feuerschutz von den Truppen, die sich auf der gegenüberliegenden Seite sammeln. Die sind dabei, uns an der Brooks-Avenue-Brücke den Nachschub abzuschneiden. Ich würde gerne sehen, wenn Sie sich zwischen dem Fluss und der Brücke festsetzen könnten. Meine Jungs kommen dann nach, aber vorher müssen Sie mit Ihren Leuten ran.«
»Weshalb nageln wir sie nicht einfach fest und bepflastern sie mit Artillerie?«, fragte
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