Invasion 05 - Heldentaten
dem Stützpunkt der Kleckse; mit ein bisschen Glück sollte es dort drüben keine Kleckse geben. Er arbeitete sich vorsichtig den Abhang hinauf, ständig geduckt und darauf bedacht, dass zwischen ihm und dem offenen Grab seiner ehemaligen Kameraden Bäume waren.
Wie die örtliche Fauna wohl die Leichen verarbeiten würde, überlegte er. Das sollte interessant sein. Würden sie zuerst die Augen fressen, wie Aasfresser auf der Erde das taten? Die Leichen in den Uniformen bis auf die Knochen abnagen? Oder gab es etwas hier, was Schakalen entsprach und gleich die Knochen zermalmte? Und was würde mit ihrer Ausrüstung geschehen? Vergraben, als Trophäen oder Kuriositäten weggeschleppt, wie Ratten es machen würden, oder einfach liegen bleiben, dass dann irgendeine andere Rasse in tausend Jahren das Zeug als neue »Artefakte« fand?
Aber die Frage war nicht interessant genug, um dafür eine Box im Wert von einer Milliarde Credits zu riskieren. Später einmal, in Mußestunden, konnte er sich ja daran amüsieren. Vielleicht würde er sogar einen Film finanzieren. Oder, zum Teufel auch, auf Kali konnte er es sich leisten, das ganze Geschehen mit Gefangenen nachspielen zu lassen und zusehen, wie sie verrotteten. Er konnte ja eine Wagenladung Käfer importieren und irgendwelche Drinks mixen.
Dagger erreichte einen kleinen Felsvorsprung in etwa zweihundert Metern Entfernung, der gute Sicht bot. Die Sonne ging dahinter gerade auf und brannte den Dunst weg, der sich erst vor ein paar Minuten gesammelt hatte, und machte diesen Wettkampf noch interessanter. Bei Tageslicht würde es dem Elf leichter fallen, Bewegung zu entdecken. Und Ferret auch, auch wenn der keine große Bedrohung darstellte. Und natürlich auch Dagger. Aber dafür machte es einige seiner Instrumente, wie zum Beispiel die Wärmesensoren, unbrauchbar. Dieser kürbisfarbene Ball würde in Kürze eine Sonne sein, fast so hell wie die der Erde – und war das auch, als er schließlich die Lichtung passiert hatte. Um diese Tageszeit wanderte sie schnell am Himmel empor.
Er machte es sich unter einem Haufen Blätter bequem, und sein Chamäleondress ließ ihn mit seiner Umgebung eins werden. Erneut suchte er mit seinem Sichtgerät die Umgebung ab, aber da war nirgends eine Spur des Elfs. Gut. Na ja, eigentlich schlecht, aber darum würde er sich gleich kümmern. Von Ferret keine Spur. Der Knirps verstand sich ganz gut auf das Schleichen. Auch nicht gut. Aber vielleicht lag er auch schon irgendwo tot im Gras. Wichtig war das nicht, aber es wäre ganz nett gewesen, Gewissheit zu haben.
Tirdal war ganz offensichtlich in die andere Richtung gegangen. Also war es jetzt Zeit, wieder hinunterzugehen und sich nach seinen Spuren umzusehen. Das würde so ähnlich sein, als verfolgte man ein Rhinozeros durch eine Ausstellung von Keramikgegenständen. Der Elf hatte wirklich keine Ahnung vom Wald. Leise war er schon, aber wenn Ferret nicht hinter ihm war, würde er eine Menge Spuren hinterlassen.
Was Ferret anging, war der, wenn er bis jetzt nicht aufgetaucht war, entweder verletzt oder er hatte den Anstand gehabt, sich zum Sterben zu verkriechen. Kein Problem.
Tirdal hätte es keine Mühe bereiten sollen, den Kontakt abzubrechen. Womit er nicht gerechnet hatte, war das Ausmaß der Beschädigung seiner Brustplatte. Sein Anzug war aufgerissen, und aus dem kleinen Loch rann Blut.
Die Brustplatte der Darhel war nicht bloß ein Ersatz für Rippen. Sie hatte sich zugleich als Schutz für Herz, Lunge und einen Nervenknoten entwickelt, den die Darhel etwa an der gleichen Stelle wie die Menschen hatten, wie auch als ein funktionsfähiges Zwerchfell. Tirdal kam zunächst recht flott von der Stelle, aber nach ein paar Kilometern explodierte der prickelnde Schmerz in seiner Brust förmlich zu glühender Qual. Er nahm einen schnellen Scan vor, dessen Ergebnis seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte. Was er – von der Hoffnung erfüllt – für einen Haarriss gehalten hatte, war in Wirklichkeit ein Sprung fast über die ganze Breite der Platte. In diesem Zustand so zu atmen, wie es bei schnellem Lauf erforderlich war, war unmöglich. Er konnte schon von Glück sagen, wenn er sich so schnell wie der Scharfschütze bewegen konnte, geschweige denn schneller sein als der. Und die Box, die er sich auf die Schultern geladen hatte, zog die Platte seitlich hoch, sodass sie mit jedem Schritt noch mehr schmerzte. Er wechselte die Seiten, nahm die Punch-Gun in die Linke und hielt das
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