Invasion 05 - Heldentaten
plötzlich auftauchen würde.
Nachdem diese Entscheidung getroffen war, wandte Tirdal sich nach Norden. Er würde diesen Fluss sofort überqueren und sich vom Rendezvouspunkt entfernen müssen, Dagger hinter sich her locken, um dem Szenario ein Ende zu machen, ehe die Kapsel den nächsten Treffpunkt im Norden aufsuchte.
Für den Augenblick würde er auf den Chamäleoneffekt seines Anzugs verzichten, entschied er. Das kostete nur Energie, die er besser für Sensoren und die Protonenentladung aufsparen sollte, für den Fall, dass es zu weiteren Hornissengeschossen kam.
Er watete in den Strom, der an diesem Punkt etwa hundert Meter breit war. Die Strömung war schwach, aber stetig, zog und zerrte an ihm und trieb ihn stromabwärts. Er passte Tempo und Winkel an, wobei er sorgfältig auf die Masse achtete, die er auf den Schultern trug, und die sein Gleichgewicht beeinträchtigte, und zog weiter. Das Wasser stieg ihm bis zur Hüfte und behinderte ihn stark beim Gehen. Dann erreichte es Brusthöhe, und die Strömung verstärkte sich. Jetzt den Hals. Er atmete tief ein, schritt weiter aus und nahm hin, dass die Wellen über seinem Kopf zusammenschlugen.
Das Wasser war ziemlich klar, die Sedimente von stromaufwärts waren vor den Stromschnellen abgelagert worden, und was seine Füße aufwühlten, verschwand schnell wieder. Gelegentlich trieben Muscheln, aalähnliche lokale Fische und aller mögliche Unrat an ihm vorbei. Er trottete weiter, spürte den leichten Wellenschlag an den Händen, die die Box hielten. Nach menschlichen Normen war das Wasser ziemlich kalt, nach den seinen erfrischend; Darhel war eine kühle Welt. Das Wasser war nur zwei Meter tief, aber Druck und Strömung setzten seiner verletzten Brust zu – ein Problem, das er nicht so schnell loswerden würde.
Bald hatte er auch die Hände unter Wasser, was gut für die Tarnung, aber schlecht für seinen zunehmenden Sauerstoffbedarf war. Eine Weile konnte er freilichnoch durchhalten, und das Flussbett stieg jetzt auch wieder an, Felsen wichen einem glatten, sandigen Ufer. Jetzt hatte er den Kopf wieder dicht unter der Wasserfläche, sprang hoch und füllte seine Lungen mit Luft, was seiner Brustplatte freilich überhaupt nicht gefiel. Er wurde ein paar Meter stromabwärts gerissen, ehe seine Füße wieder Grund unter sich hatten. Dann setzte er seinen Weg fort. Das Flussbett stieg weiter an, fiel dann aber plötzlich ab, sodass er ins Straucheln kam. Ein tiefer Einschnitt. Aber war dieser Einschnitt nahe der Mitte oder nach einer Seite geneigt?
Erneut fand er festen Boden, wurde zweimal von der Strömung zur Seite gedrückt und stand dann fest. Er fühlte mit seinem Spürsinn und seinen regulären Sinnen nach festem Grund und fand ihn. Der Boden stieg in einer Richtung schnell an, das würde das Ufer sein. Gut. Er brauchte wieder Luft und war zu schwer, um durch Schwimmen an die Oberfläche zu kommen. Tatsächlich brauchte er sogar dringend Luft, der Druck in seinen Lungen schmerzte mehr als seine verletzte Brustplatte. Er zwang sich weiter zu gehen, drückte die Füße in den schlammigen Boden, zog sie wieder heraus, verzweifelt darauf bedacht, bald wieder an die Oberfläche zu kommen.
Und dann war es geschafft, das Wasser wirbelte um seinen Hals, und er holte keuchend Luft. Seine Muskeln schmerzten von den Nachwirkungen des Tal, der Anstrengung und dem Sauerstoffmangel, aber er war draußen, lag ausgestreckt am Ufer und konnte sich ausruhen.
Nur dass er das in Wirklichkeit natürlich nicht konnte. Dagger würde nicht weit hinter ihm sein und vielleicht die Spuren im Gesträuch richtig deuten. Er stemmte sich auf Knie und Ellbogen, stand auf, sog die Luft in langen Zügen in sich hinein, um sich zu heilen, und packte das Artefakt, von dem er gar nicht in Erinnerung hatte, dass er es fallen gelassen hatte. Es war Zeit, den Abstand zwischen sich und dem Feind zu vergrößern. Er verschwand im Wald, überlegte dabei, wie er es anstellen sollte, Verwirrung zu erzeugen und Daggers Pläne zu durchkreuzen.
Ferret nahm einen Schluck Wasser aus dem Rohr an seinem Kinn, zwang sich, ein paar gummiartige Stücke Hühnchen aus seinem Rattenpack zu kauen, und wartete, bis der Schmerzstiller wirkte. Er hatte auch ein Wundennano geschluckt, um Infektionen vorzubeugen, obwohl die Nanos eigentlich dafür gedacht waren, kleine Schnitte und Wundblasen zu heilen. Was das Zeug gegen massives neurales Trauma ausrichten konnte, wusste er nicht. Aber vielleicht half es, das
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