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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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Kinn rieb. Er griff nach dem Becher und spuckte noch einmal hinein, ehe er ihn wieder abstellte.
    »Weißt du, man hofft ja immer, dass man es irgendwie schafft, die nächste oder auch übernächste Generation davon abzuhalten, dieselben Fehler zu machen, die man selbst gemacht hat. Das hat wohl mit dem Altwerden zu tun.« Er atmete tief und blieb dann eine ganze Weile stumm. »Würdest du mir erklären, was du dir dabei gedacht hast, als du zu dem Schluss kamst, dass das eine gute Idee wäre?«

    »Sicher, gar kein Problem. Während meines Urlaubs erfuhr ich, dass jemand auf unserer Liste von Ermessenszielen irrtümlich als inaktiv gekennzeichnet war, weil der Datenspeicher ihn zu diesem Zeitpunkt fälschlicherweise als verstorben erfasst hatte. Natürlich konnte er korrekterweise nicht als inaktiv betrachtet werden, da er ja tatsächlich am Leben war. Deshalb habe ich, da er ja auf der Liste der Ermessensziele geführt wurde, gemäß üblicher Organisationsdoktrin die Zielperson eliminiert und mich anschließend auf dem Stützpunkt gemeldet, um meinen Einsatzbericht zu Protokoll zu geben und mich auf den nächsten Einsatz vorzubereiten.«
    »Ich habe dich aber nicht als Advokaten großgezogen, junge Frau.«
    »Jung ist ja wohl übertrieben.« Sie blies einen perfekten Rauchring, der träge zu einer Abzugdüse in der Decke emporschwebte.
    »Aber so verhältst du dich.«
    »Du hast mich auch nicht dazu erzogen, einfach auf meine Verantwortung gegenüber meinen Teamkollegen zu scheißen.« Sie griff nach ihrem Plastikbecher mit Kaffee, blickte mit gerunzelter Stirn auf den braunen Kaffeesatz und schnippte ihre Zigarettenasche hinein.
    »Zum einen: Team Conyers war nicht dein Team. Zweitens: Glaubst du ehrlich, dass das Team die Eliminierung einer potenziell nützlichen Informationsquelle aus reinen Rachemotiven gebilligt hätte? Glaubst du das?«
    »Zum einen: Du hast Recht. Sie waren nicht mein Team, sie waren ein Kollegenteam. Zweitens: Ich habe Petane nicht auf die Liste der Ermessensziele gesetzt, und was ich getan habe, habe ich auch nicht aus Rachemotiven getan. Soweit mir bekannt ist, hat man ihn auf diese Liste gesetzt, weil es einfach schlechte Politik ist, Leute, die Feldagenten verraten und damit ihren Tod herbeigeführt haben, weiter atmen zu lassen. Dass man ihn nicht von der Liste entfernt hat, ist für mich ein Hinweis auf Folgendes: Irgendwo war sich jemand völlig darüber im Klaren, dass man einen Fehler gemacht hatte. Drittens hat
eine gründliche Befragung nicht immer ergeben, dass Petane bis zur Stunde keineswegs eine nützliche Informationsquelle war, sondern darüber hinaus auch, dass sein Potenzial für künftige Nützlichkeit als Informationsquelle unbedeutend war. Würdest du gerne meinen Bericht haben?«, erbot sie sich dann kühl.
    »Cally, du hast ganz genau gewusst, dass dies oberhalb deiner Gehaltsstufe war. Ist es dir nie auch nur durch den Kopf gegangen, dass es vielleicht richtig sein könnte, den Stützpunkt aufzusuchen, das Thema zu diskutieren und eine formelle und offizielle Neubewertung des Status dieses wertlosen Kotzbrockens vorzuschlagen? Ist dir das auch nur durch den Kopf gegangen? Sag mir doch: Worin, glaubst du, besteht deine Rolle in dieser Organisation?«
    »Ich sehe mich gern als das Chlor in der Leitung.«
    »Wenn du meinst, dass dies der richtige Augenblick für flapsige Bemerkungen ist, haben wir ein wesentlich größeres Problem, als ich angenommen hatte.«
    »Okay, genau das glaube ich nicht. Ich glaube, dass es eine sehr fragwürdige Entscheidung war, einen Verräter am Leben zu lassen, der durch seinen Verrat den Tod von Agenten herbeigeführt hat. Und das sage ich selbst für den Fall, dass er eine Informationsquelle von hoher Qualität gewesen wäre. Aber wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich ihn auch am Leben gelassen, und er hätte dann lediglich geglaubt, dass meine Befragung routinemäßig erfolgt ist – ein Test, den er bestanden hatte. Ich hätte ihn leben lassen, und dies trotz meiner festen Überzeugung, dass dies eine falsche Entscheidung war.«
    »Was, du bist also jetzt aus eigener Machtvollkommenheit die Entscheidungsinstanz über den Wert eines Agenten? Wer hat gesagt, dass du der liebe Gott bist, Cally?«
    »Mir ist im gleichen Augenblick bewusst geworden, dass er nichts wert ist, als mir bewusst wurde, dass er am Leben ist. Die Befragung hat das nur bestätigt. Trotzdem, wenn er als Informationsquelle auch nur den geringsten Wert besessen

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