Invasion der Fliegen
Titelseite.«
Kaum war er durch das Tor gefahren, stürzte Tante Mathilda auf sie zu. »Da seid ihr ja endlich! Diese Fliegen machen mich noch verrückt. Wo man hinguckt, saust einem so ein Biest um den Kopf herum. Ich wette, die kommen alle hier aus dem Schrott gekrabbelt.«
»Wertstoff, Mathilda, Wertstoff und Antiquitäten!«, berichtigte Onkel Titus.
Jetzt kam sie richtig in Fahrt: »Wertstoff? Und was ist das hier, Titus?« Sie hielt einen verrosteten Gegenstand in die Luft.
»Sei vorsichtig damit! Das ist der original Feuerwehrhelm von Fred Fireman aus dem Jahre 1902. Dem heldenhaften Retter von Rocky Beach.« Schnell nahm ihr Onkel Titus den Helm aus den Händen und versteckte ihn unter seiner Jacke.
»Für mich ist das ein Fliegennest«, schimpfte sie. »Aber, na schön, wenn der Schrottplatz sauber ist und die Fliegen sind immer noch da, entschuldige ich mich und backe allen einen Kirschkuchen.«
Das war ein faires Angebot, denn Tante Mathildas Kirschkuchen war berühmt in Rocky Beach.
»Okay, Mister Jonas, wo sollen wir anfangen?«, fragte Bob und spuckte in die Hände.
»Erst mal gebe ich jedem ein Paar Handschuhe. Wir werden so tun, als ob wir ordentlich am Aufräumen sind. Je mehr ihr herumklappert, desto zufriedener ist Mathilda. Ich bringe als Erstes den Helm in Sicherheit.« Onkel Titus ging zu einem kleinen Schuppen neben dem Haus.
»Hier bewahrt er seinen Lieblingsschrott auf«, flüsterte Justus seinen beiden Freunden zu.
Sein Onkel öffnete die morsche Holztür und pustete den Staub von dem Feuerwehrhelm. »So, ich glaube, hier vorn hat er einen angemessenen Platz. Ich stelle ihn genau neben den Propeller.«
»Ist das ein bestimmter Propeller, Mister Jonas?«, fragte Peter neugierig.
Onkel Titus nahm bedächtig seine Brille ab. »Mein Junge, das ist der Originalpropeller der Flyer.«
»Der Flyer?«, fragte Peter nach.
»Ja, wisst ihr nicht, wer die Flyer war? Es war das erste Flugzeug der Welt. Genau zwölf Sekunden blieb die Flyer in der Luft. Am 17.12.1903 schrieben die Gebrüder Wright damit Luftfahrtgeschichte. Menschenskinder noch mal, was lernt ihr denn in der Schule?« Onkel Titus war jetzt richtig aufgeregt.
Bob betrachtete den Propeller. »Und warum befindet der sich nicht in einem Museum, Mister Jonas?«, forschte er nach.
»Weil … weil die mir das nicht glauben. Ich kann es nicht beweisen. Genauso wenig wie dieses Ding hier.« Er zeigte auf einen Haufen zerbeulten Metalls.
»Ist das ein abgestürztes UFO?«, fragte Peter erstaunt.
»Nein, das ist ein Druckluftbehälter der Titanic. Irgendwann trieb er an die Oberfläche und verfing sich in den Netzen eines Fischers. Dem hab ich das abgekauft.«
»Ich hätte dem das nicht abgekauft. Weder die Geschichte noch den Klumpen da vorn«, meinte Bob und musste grinsen.
»Ach, ihr habt ja keine Ahnung. Dinge sind doch nicht das, was sie sind. Sie sind das, was man über sie erzählt.« Mit diesen Worten stapfte er aus dem Schuppen und blinzelte in die Sonne.
Den ganzen Nachmittag räumten die vier Schrott hin und her. Tante Mathilda hatte Recht. Es waren wirklich erstaunlich viele Fliegen in der Luft. Sie schwebten in kleinen Wolken flach über dem Boden und man hörte unentwegt ein gleichmäßiges Brummen.
»Das müssen Tausende von Fliegen sein«, bemerkte Justus.
»Wenn nicht sogar Millionen«, erhöhte Peter und verscheuchte eine aus seinem Gesicht.
Onkel Titus rollte eine alte Blechtonne aus dem Weg. »Es sind tatsächlich ungewöhnlich viele. Aber Mathilda redet Unsinn. Fliegen vermehren sich nicht auf altem Eisen. Sie legen ihre Eier im Misthaufen ab. Alles, was stinkt und vergammelt, lieben sie. Eine Fliege legt bis zu 2000 Eier. Diese 2000 können nach drei Wochen wieder Eier legen. Wenn sie keine natürlichen Feinde hätten, würden die Fliegen in kurzer Zeit die Sonne verdunkeln. Apropos, es ist spät geworden. Ich glaube, Tante Mathilda kann mit uns zufrieden sein. Wir machen Feierabend.«
Er gab jedem mehr Geld, als er versprochen hatte, und Peter und Bob verabschiedeten sich. Bevor Justus ins Haus ging, drehte er sich noch einmal um. Die Fliegen waren jetzt überall und schienen nur darauf zu warten, allein zu sein. Schnell zog er die Tür hinter sich zu.
Der Traum von Fliegen
Tante Mathilda hatte schon das Abendbrot vorbereitet und Justus setzte sich an den Tisch neben Onkel Titus.
»Ich denke, ich muss mich bei euch beiden entschuldigen«, begann sie. »Ihr habt mich überzeugt, die Fliegen kommen
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