Invasion der Fliegen
doch nicht aus dem Schrott.«
»Siehst du. Das hab ich dir von Anfang an gesagt. Wir haben heute Nachmittag jedes einzelne Stück hochgehoben und nirgends ein Fliegennest entdeckt«, triumphierte Onkel Titus.
Justus goss Milch in seinen Becher und dachte laut nach: »Aber es muss doch einen Grund für die vielen Fliegen geben.«
»Mir ist es egal, wo die herkommen«, sagte Tante Mathilda. »Für mich ist nur wichtig, wie wir sie wieder loswerden. Die Nachbarn fangen schon an über uns zu reden.« Dann stand sie auf und zog die Vorhänge zu. »Justus, bitte geh gleich morgen früh zu Mister Porter ins Kaufhaus und besorg Fliegennetze und Fliegenleim. Ich lege mich jetzt hin, denn noch so einen Tag kann ich nicht gebrauchen. Ach ja, nimm nur ordentlich von der leckeren Wurst, die du mitgebracht hast, sonst wird die uns nachher noch schlecht.«
Aber Justus hatte für diesen Tag genug Wurst gegessen. Er trank den letzten Schluck Milch und ging in sein Zimmer.
Glücklicherweise hatte Tante Mathilda heute alle Fenster geschlossen gelassen, so dass nur ein paar Fliegen im Raum herumschwirrten. Justus war viel zu müde, sie zu jagen, und sackte erschöpft auf sein Bett.
Von draußen strahlte jetzt kalt und hell das Mondlicht herein. An der Scheibe tummelten sich zahllose Fliegen und führten einen verrückten Tanz auf. Es schien, als versuchten sie um jeden Preis ins Zimmer zu gelangen. Was die wohl hier drin wollen, dachte Justus. Eine Fliege lauerte bereits auf seiner Bettdecke und wartete darauf, ihm den Schlaf zu stehlen. Er beobachtete, wie sie unentwegt mit einem der Beine über ihre beiden großen Augen strich. Facettenaugen, das wusste er aus der Schule. Viele kleine Augen, die zusammen wie ein großes wirkten, starrten ihn an und kontrollierten gleichzeitig den Raum. Die Fliege mit der Hand zu fangen war somit fast unmöglich. Justus beobachtete sie noch eine Weile, doch langsam fielen ihm die Augen zu.
Er war weder wach noch schlief er, als die Fliege unmerklich zu ihm aufrückte. Träumte er oder war es Wirklichkeit? Sie schien plötzlich sehr schnell zu wachsen und starrte ihn unaufhörlich an. Lange Zeit geschah nichts, dann aber vernahm er hinter sich ein leises Geräusch. Es hörte sich an, als würde jemand Sandkörner auf Papier rieseln lassen. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was geschah: Tausende von Fliegen belagerten die Scheibe und fraßen Stück für Stück den Fensterkitt weg. Nach wenigen Minuten hielt die Glasscheibe nur noch an einigen Stellen. Plötzlich erhob sich die große Fliege auf seiner Bettdecke, flog direkt auf die Scheibe zu und drückte das Glas in einem Stück aus dem Rahmen. Justus hörte, wie sie auf dem Boden zerschellte und blickte panisch zum Fenster. Wie eine schwarze Wand flogen die Fliegen davor hin und her.
Die Riesenfliege thronte mittlerweile auf dem Schrank und in ihren Facettenaugen spiegelte sich das weiße Mondlicht. Auf ein Zeichen kamen die Fliegen von draußen hereingeschwebt. Gleichmäßig und dicht gedrängt flogen sie mit einem ohrenbetäubenden Brummen langsam durch das offene Fenster. Wie eine zähe, schwarze Masse füllten sie den Raum.
Justus wollte schreien, doch sein Hals schien wie zugeschnürt. Langsam formierte sich die Fliegenan sammlung. Immer deutlicher konnte er erkennen, wie sich Millionen einzelner Fliegen zu einem Ganzen zusammenschlossen. Unaufhaltsam strömten weitere Insekten herein und schlossen sich dem Gebilde an. Und dann war es zu erkennen. Vor ihm stand, wie aus einem Puzzle zusammengesetzt, regungslos eine riesige Fliege. Das war zu viel für Justus. Er bäumte sich auf und wollte aus dem Bett springen.
Als er mit dem Kopf auf den Boden prallte, wachte er auf. Schweißgebadet rappelte er sich hoch, tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe und war froh, alles nur geträumt zu haben. Weit und breit war nichts von einer Riesenfliege zu sehen. Er beschloss das Licht anzulassen und verkroch sich wieder unter seine Bettdecke.
Später in der Nacht träumte er noch von merkwürdigen Insekten, die ihn mit einem Spinnennetz jagten, aber das war alles Kinderkram gegen seine Monsterfliege.
Kassenschlager
Am nächsten Morgen wurde Justus von Tante Mathilda geweckt.
»Aufwachen, Justus. Es ist schon spät und du musst unbedingt die Sachen bei Mister Porter besorgen!«
Justus rieb sich verschlafen die Augen.
»Nun guck dir das an: Deine Nachttischlampe brennt. Wahrscheinlich hast du wieder stundenlang gelesen. Na ja,
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