Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
Polizeichef machte einen alles andere als glücklichen Eindruck, zwei FBI-Leute in seinem Revier zu haben, selbst
wenn sie ihn jetzt vielleicht der Lösung seines Falles einen Schritt näher bringen würden. Aber er wirkte auch resigniert und schluckte ihre Geschichte über den Ex-Boyfriend völlig unkritisch.
»Wir haben Anweisung, mit Ihnen zu kooperieren und unsere Erkenntnisse mit Ihnen abzustimmen«, sagte Cally und ließ unter ihrer professionellen Maske erkennen, dass ihr das nicht so ganz passte. »Genau genommen haben wir noch keine belastbaren Beweise, dass die Grenze eines Bundesstaates überschritten worden wäre, und deshalb ist es eigentlich auch noch Ihr Fall, aber Sie werden sicher begreifen, wie stark man uns von oben unter Druck setzt.«
Es gab überhaupt keine Beweise, dass die Grenze eines Bundesstaats überschritten worden wäre. Oder, genauer gesagt, jedenfalls keine, die die Bane Sidhe den zivilen Polizeibehörden überlassen würden.
»Offen gestanden haben wir ihn hauptsächlich deshalb hierher gebracht, weil wir einen Vorwand brauchten, ihn drei Stunden durch die Gegend zu kutschieren, damit er müde und hungrig wird«, gab Sands zu. Und in diesem Augenblick fing ihr Magen wie aufs Stichwort zu knurren an.
»Okay, was haben Sie also?«, fragte er.
»Ein ehemaliger Boyfriend von der Highschool. Es heißt, die beiden hätten sich im Streit getrennt. Der hier hat früher in einem Supermarkt gearbeitet. In der Fleischabteilung«, sagte Cally.
Der Chief wurde ein wenig grün im Gesicht.
»Sie haben die Leiche gesehen«, sagte sie und war sichtlich nicht überrascht, als er nickte und dann schluckte und George mit zusammengekniffenen Augen musterte.
»Und jetzt wollen wir ihn ein wenig schütteln, bis seine Zähne anfangen zu klappern.« Die »FBI Agentin« wartete die Antwort des Chief nicht erst ab, sondern drehte sich um, ging in den Verhörraum und knallte die Tür hinter sich zu.
Das Verhör, das sich dem anschloss, war ein Sketch, den sie ausschließlich für den Chief aufführten. Die Personen der Handlung waren der nette Cop, der böse Cop und der Verdächtige. Besagter Sketch dauerte so lange, bis das Buckley an Callys Hüfte sie durch sein Vibrieren darauf hinwies, dass Teil zwei des Einsatzes eingesetzt hatte und die Notrufleitungen jetzt am Glühen waren.
Das Schöne an der ganzen Aufführung war, dass sich keiner von ihnen um eine besonders gute schauspielerische Leistung zu bemühen brauchte. George konnte sich damit begnügen, die völlige Unschuld vorzuschützen, was ihn hinreichend bösartig erscheinen ließ, während Cally und Sands bloß ein wenig zu übertreiben brauchten. Sie spielten FBI-Agenten, die wiederum den guten und den bösen Cop spielten . Cally konnte daher einfach so tun, als würde sie die Beherrschung verlieren und wütend den Raum verlassen, als Sands sie mit beherztem Eingreifen daran hinderte, den »Verdächtigen« zu misshandeln.
Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare, als sie in den Beobachtungsraum ging, wo der Chief zusah. »Mich macht das immer ganz fertig. Ich brauche wirklich eine Pause«, sagte sie.
Wie auf ein Stichwort hin tönte eine angenehme weibliche Stimme aus der Hüfttasche des Beamten. »Chief, Anruf für Sie. Chief, Anruf für Sie. Einzelheiten sehen Sie auf dem Bildschirm«, sagte das Buckley.
Er zog es aus der Tasche und warf einen gelangweilten Blick auf den Bildschirm, fuhr dann aber zusammen. »Oh, Scheiße«, sagte er.
»Falls Sie irgendetwas erledigen müssen, meine Kollegin wird dem Kerl noch mindestens in den nächsten fünf Minuten keine echten Fragen stellen, sondern sich bemühen, sich ein wenig bei ihm einzuschleimen«, erklärte Cally. »Ich werde ein paar Schritte gehen und zusehen, dass ich mich wieder in den Griff bekomme, ehe wir dann noch mal richtig anfangen.«
»Hey, schon gut, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Der Chief sah sie nicht einmal an, als er fast im Laufschritt in sein Büro eilte. Stufe eins erledigt. Jetzt hatte sie das Revier für sich.
Sie vergeudete keinen Augenblick, sondern setzte sich sofort in Richtung der Asservatenkammer in Bewegung. Es gab da mehrere Möglichkeiten, weil sie sich nur nach dem Bauplan des Gebäudes orientieren konnte. Unglücklicherweise befanden sich in dem kleinen Raum auf dieser Seite eine Besenkammer und diverser Kram, bei dem es sich ganz offensichtlich nicht um Asservate handelte, es sei denn man betrachtete es als Beweismaterial dafür, dass jemand einen
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