Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Artilleriebeschuss anfordern, Lieutenant Connors?«, erkundigte sich sein AID.
»Ja, tu das«, antwortete er und ärgerte sich. Daran hätte ich zuerst denken müssen. »Und zeig mir den Status des Platoons.«
Das AID projizierte mit Hilfe eines Lasers im Helm des Anzugs unmittelbar auf Connors’ Netzhaut eine Grafik. Er hatte den Einsatz mit siebenunddreißig Mann begonnen. Es schmerzte ihn, sehen zu müssen, dass sieben dieser Männer schwarz markiert waren, tot oder jedenfalls so schwer verwundet, dass sie nicht mehr am Kampf teilnehmen konnte. So wie die Dinge lagen, waren sie beinahe mit Sicherheit tot.
Er wandte seine Aufmerksamkeit einer speziellen Markierung der Grafik zu. »Zeig mir Einzelheiten über Staff Sergeant Duncan.«
Sofort baute sich eine andere Karte auf, die die Lebensdaten und eine Zusammenfassung bisheriger Aktivitäten von einem von Connors’ Gruppenführern zeigte. Die Zusammenfassung
brauchte er nicht, er kannte seine Männer. Aber die Lebensdaten waren etwas ganz anderes.
Scheiße, Duncan war überladen.
Um das zu erkennen, brauchte es einen erfahrenen Blick. Der erste Hinweis war die von dem AID projizierte Silhouette des Soldaten. Duncan hätte auf dem Boden liegen oder zumindest irgendwo in Deckung sein sollen. Das war er nicht; er kniete und tauschte sein Feuer Schuss für Schuss mit den Posleen. Gegen Normale war das durchaus in Ordnung; die waren gewöhnlich nur leicht bewaffnet. Aber sieht dieser Idiot die gottverdammten HVMs nicht, mit denen sie auf ihn schießen?
Bei näherem Hinschauen wurde es noch schlimmer. Sein Adrenalinpegel war hoch, aber das war normal. Allerdings war die Hirnaktivität verzerrt.
»AID, Frage. Analysieren: Staff Sergeant Robert Duncan. Korrelation für ›Kampfmüdigkeit‹, manchmal auch als ›nervliche Hysterie‹ bekannt.«
AIDs dachten sehr schnell, wenn auch im Allgemeinen nicht sehr kreativ.
»Duncan ist überreif für einen Kollaps, Lieutenant«, antwortete das AID. »Er hat jetzt vierundvierzig Tage ständigen Kampf – und ohne Ruhepause. Insgesamt hat er über dreihundert Tage. Er hat aufgehört zu essen und in den letzten sechsundneunzig Stunden weniger als vier Stunden Schlaf gehabt. Der Verlust wichtiger Kameraden im Verlauf der letzten achtzehn Monate nähert sich der Hundert-Prozent-Grenze. Und gebumst hat er in letzter Zeit auch nicht.«
»Scheiße … Duncan, runter, verdammt«, befahl Connors. Die Silhouette auf seiner Netzhaut regte sich nicht.
»Beschuss«, verkündete das AID ausdruckslos. Dann ging freundliches Artilleriefeuer auf die Aliens nieder, die die Kompanie umgaben. »Passe an.«
Mit Hilfe der Artillerie gelang es, den Angriff abzuwehren. Es machte keinen Unterschied. Die Posleen schwärmten zwischen
der Kompanie und ihrem Ziel aus, schwärmten in deutlich mehr als Regimentsstärke aus. Viel mehr.
Duncan war ein Problem. Sie konnten ihn nicht zurücklassen; da waren noch Tausende von Posleen, die ihn sofort überwältigt und gegessen hätten, wenn er allein auf sich gestellt gewesen wäre. Connors hatte den Mann ablösen und dem Führer seines Alpha-Teams den Befehl über die Gruppe geben müssen. Und was noch viel schlimmer war: Dem Sergeant waren bloß zusammenhanglose, einsilbige Wörter zu entlocken.
Und ich kann keinen zurücklassen, um auf ihn aufzupassen. Ich kann nicht einmal den Anzug auf Auto-Programm schalten, um ihn zum Stützpunkt zurückzubringen; so auf sich allein gestellt, würde er das niemals überstehen.
Wenigstens war der Sergeant imstande, einfache Befehle zu befolgen: rauf, runter, nach vorne, zurück, schießen, Feuer einstellen. Während des langen, erbitterten und blutigen Kampfes bis zum Erreichen der Furt hielt Connors ihn in seiner Nähe. Sie erreichten sie natürlich zu spät. Captain Roberts’ Funkgerät war längst verstummt, ehe der erste Soldat der Kompanie den Fluss erreichte.
Zu dem Zeitpunkt musste Connors feststellen, dass er der einzige Offizier war, der in der ganzen Kompanie verblieben war. Nicht weiter schlimm; die Kompanie hatte sich ohnehin auf nicht viel mehr als Platoonstärke verringert.
Connors hörte, wie sein Platoon Sergeant – nein, er ist ja jetzt First Sergeant, oder nicht? – schrie: »Duncan, was zum Teufel bildest du dir eigentlich ein, wo du hingehst?«
Der Lieutenant drehte sich um und sah, wie sein stark beschädigter Sergeant anfing, sich mit dem Körper eines Kameraden in den Armen aus der unmittelbaten Gefahrenzone zurückzuziehen. Ein
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