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Irgendwann passiert alles von allein

Irgendwann passiert alles von allein

Titel: Irgendwann passiert alles von allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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hatte, lag zusammengefaltet in der Ecke. Der Glastisch glänzte, ein paar Magazine lagen darauf, der Fernseher war grau und still. Ich stieg die mit Holz verkleidete Treppe nach oben und öffnete Fabians Zimmertür. |203| Er saß auf seinem Bett, sein Cap tief in das kleine Gesicht gezogen und das Joypad in der Hand.
    »Gab’s Stress mit deinen Eltern? Deine Mutter hat mich gebeten, keine Kippen mehr in den Pflanzen auszudrücken.«
    »Wirklich? Dann hat die Putzfrau wohl geplappert.«
    Er konzentrierte sich auf das Spiel, erst als er verloren hatte, war er ansprechbar. Er fluchte, warf das Joypad auf das Bett und sah mich an.
    »Fabian«, sagte ich, »weißt du schon, dass   …«
    »Das mit Leo? Weiß ich schon. Aber, hey, das musste früher oder später passieren. Jeder in ganz Meining wusste doch, dass er was vertickt. Ich meine, wer wochenlang mit einem Sack voll Gras durch die Gegend läuft und 1 3-Jährige fragt, ob sie was kaufen wollen, der braucht sich auch nicht wundern, wenn das irgendwann mal schiefgeht. Oder wie siehst du das?«
    Ich sah Fabian mit großen Augen an. Etwas in meinem Körper sackte nach unten. Mein Magen begann zu brodeln.
    »Sie haben ihn   …?«
    »…   gefickt. Hast du das noch nicht gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Irgend so ein Siebtklässler hat wohl seinen Eltern erzählt, dass ihn ein großer Typ mit Rucksack gefragt hat, ob er Gras kaufen will. Die haben daraufhin gleich die Polizei gerufen. Die Bullen haben ihn gestern am Bahnhof erwischt. Er hat auf die S-Bahn gewartet. Das Krasseste ist: Er hat noch versucht wegzulaufen. Wie im Film! Leo rennt die Gleise Richtung Stadt entlang, die |204| Bullen mit Waffe hinterher. Sie rufen ihm zu: ›Stehen bleiben! Stehen bleiben oder wir schießen!‹ Zuerst wirft er seinen Rucksack weg, rennt aber weiter. Irgendwann kriegt er dann doch Schiss und außerdem kann er nicht mehr. Er bleibt stehen. Sie legen ihm sofort Handschellen an und nehmen ihn mit. Weißt du, wie viel sie bei ihm gefunden haben? Ein halbes Kilo! Er hatte ein halbes Kilo im Rucksack, dazu noch Pillen und was weiß ich noch, was für Zeug. Der Vater von einem Kumpel von mir arbeitet bei der Polizei. Der hat gesagt, dass er jetzt erst mal in Untersuchungshaft kommt. Sie haben ihn gleich dabehalten. Er hockt jetzt richtig im Knast, verstehst du?«
    Das Geld, dachte ich. Das Haus, das Geld, der Wald, die Stimme der Frau.
    »Woher weißt du   …?«
    »Woher ich das weiß? Jim hat es mir erzählt, er hängt doch immer am Bahnhof rum und er war dabei, hat alles mit angesehen. Leo hat es einfach übertrieben. Leo halt. Er übertreibt immer alles. Er hätte nur ein bisschen vorsichtiger sein müssen. Aber so musste das früher oder später passieren. Nie, das habe ich schon immer gesagt, nie Drogen an kleine Kinder verkaufen. Das ist das Unsicherste überhaupt. Wenn einer plappert, dann ist es einer von denen. Die meinen zuerst, sie müssten cool sein, aber eigentlich haben sie die Hosen voll. Da muss nur einmal die Mama schreien und sie fallen um.«
    »Was ist, wenn er redet?«
    »Wenn er Zafko dranhängt, kriegt er ein richtiges |205| Problem. Ich möchte gar nicht wissen, was der Zafko für Leute kennt. Wenn Leo den Bullen erzählt, dass er vom Zafko gekauft hat, dann möchte ich nicht in seiner Haut stecken. Dann hat er ein verdammt großes Problem, wenn er wieder rauskommt. Dem Zafko traue ich alles zu. Leo kommt vielleicht mit Bewährung davon, wenn er Glück hat. Aber der Zafko ist erwachsen, der ist 23 oder sogar älter. Den buchten sie ein. An Leos Stelle würde ich mir eine gute Story ausdenken. Außerdem, na ja, das mit dem Haus ist ja eine andere Geschichte. Er wird nicht so blöd sein, ihnen das auch noch zu erzählen.«
    Er nahm sein Joypad wieder in die Hand und wollte zu einer neuen Runde ansetzen. Ich packte ihn an der Schulter.
    »Woher weißt du von dem Haus?! Du weißt es. Du hast es die ganze Zeit gewusst, stimmt’s?«
    »Natürlich habe ich davon gewusst. Jeder hat es doch gewusst.«
    »Jeder?«
    »Na ja, vielleicht nicht jeder. Aber seit der Sache mit Strasser war das doch ein offenes Geheimnis. Außerdem – meinst du, niemand hat gemerkt, dass ihr die ganze Zeit mit alten Hundertern um euch geworfen habt? Carina wusste was, der Strasser wusste was und sogar Jim – und der weiß normalerweise nicht viel, weil er die ganze Zeit besoffen ist. Ihr habt euch ja nicht gerade Mühe gegeben, es geheim zu halten. Du selbst hast mir doch vor Kurzem

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