Irgendwie Anders (German Edition)
habe. Er ist dabei voll abgegangen. So in Ekstase habe ich noch nie einen gehabt.“
Jetzt fallen Alex gleich die Augen aus dem Kopf. Nun ist es an mir, wissend zu grinsen. Für fast eine Minute ist Alex sprachlos. Er hat den Mund aufgeklappt und starrt mich verblüfft an. Ich lehne mich genießerisch zurück und lasse ihn zappeln.
„Okay ...“ Er holt tief Luft. „Jetzt bist du völlig verrückt geworden, oder? Du und Knutschen? Streicheln? Was war denn da los?“
Ich brumme unwirsch vor mich hin. Das geht wirklich schon gegen meine Ehre. So etwas könnte meinen Ruf zerstören. Zum Glück wird Alex es wohl nicht rumtratschen. Hoffe ich.
„Hat sich eben ergeben. Er hat es ein bisschen mit der Angst gekriegt. Und da habe ich ihn halt geküsst. Aber es war echt toll. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß, ehrlich“, sprudle ich hastig heraus.
Alex schaut mich mit schief gelegtem Kopf an, das typische Lächeln zuckt um seine Mundwinkel. Aber er muss das Ganze erstmal verdauen. Er nimmt sich ein Croissant und wir schweigen eine ganze Weile.
„Und nun?“ Irgendwie kennt Alex mich viel zu gut. Besser als ich dachte.
„Was und nun?“ Ich druckse herum. Genau das hatte ich befürchtet, dass Alex falsche Schlüsse zieht.
„Ich treffe ihn morgen nochmal“, gebe ich möglichst gelassen zu.
„Wie bitte?“ Die Überraschung jetzt ist geschauspielert. Dies ist Alex' Pokerface. Oh, wie er das beherrscht. Er liebt es, zu spielen.
Ich will ihm keine Details verraten. Meine Sache. Wenn Tim überhaupt kommt. Ich bin mir da gar nicht mehr sicher.
„Wann und wo?“ Alex klingt unterdrückt aufgeregt. Ich kenne ihn auch gut genug und schüttle verneinend den Kopf.
„Keine Chance. Ich will gar nicht, dass du ihn siehst.“ Tim gehört mir.
„Okay“, beschwichtigt Alex und grinst mich ganz schön unverschämt an. Und dann kommt, was kommen musste: „Mark? Hast du dich etwa verguckt?“ Mir rinnt ein eiskalter Schauer über den Rücken. Natürlich nicht! So ein Quatsch.
„Nein! Was denkst du denn? Aber der Kleine ist echt anders. Irgendwie besonders.“ Ganz verschwindet das Grinsen nicht aus Alex' Gesicht.
„Und was ist mit der Wette?“, fragt er lauernd nach.
„Hat damit doch nichts zu tun“, wende ich sofort ein.
„Nicht?“ Er tut überrascht.
„Nein“, sage ich bestimmt. „Er war die Nummer fünfzehn. Fehlen nur noch weitere fünfzehn und wir haben erst den 14. Ich bin also bereits im Plus. Mach dich darauf gefasst, mir ein Auto zu kaufen. Ein rotes, teures.“
Alex lächelt und nickt anerkennend. Er schneidet sich seelenruhig einen Apfel auf und beobachtet, wie ich das letzte Rührei vernichte.
„Aber der Kleine zählt trotzdem nur einmal“, erklärt er süffisant lächelnd wie nur Alex es kann.
Irgendwie anders als nur Sex
Samstag der 14.
Abends 19.50 Uhr.
Ich bin zu früh. Ich weiß, ich bin viel zu früh. Ich war bereits vor zehn Minuten schon da und habe reglos in meinem Auto auf dem Parkplatz gehockt und vor mich hin gestarrt.
Ich habe echt Bammel, dass er nicht kommt. Verdammt.
Und wenn nicht? Da draußen gibt es noch jede Menge andere Kerle, die liebend gerne mit mir ins Bett steigen würden. Nummer sechzehn, siebzehn und so weiter.
Leider keinen wie ihn.
Scheiße, ich habe mich doch nicht wirklich in ihn verguckt? Nein. Er ist einfach nur genial im Bett. Das ist, was bei mir wirklich zählt. Er wäre mir ja kaum im Gedächtnis geblieben, wenn der Sex mit ihm nicht so irre gewesen wäre. Was ist mir denn eigentlich an ihm aufgefallen, dort auf der Party außer, dass er immer wieder zu mir herüber geschielt hat?
Na, sein perfekter Körper, okay. Solche Typen wie ihn mag ich eben. Er wurde doch erst interessant, als er sich hat küssen lassen und dann so abgegangen ist. Probiere ich ja sonst auch nicht soviel aus. Vielleicht wäre es mit einem anderen Mann genau so geworden. Vielleicht ...
Blöde Gedanken. Ist ja eh alles egal, wenn er nicht kommt. Und selbst wenn. Klar will ich ihn nochmal ins Bett bekommen. Nun ist es doch egal ob zweimal oder dreimal oder … mehr.
Ich gebe mir einen Ruck und steige um 19.55 Uhr endlich aus meinem Auto und schlendere betont langsam zum Club hinüber. Vor dem Eingang hat sich schon eine Schlange gebildet.
Das Gaytronic ist legendär. Hier trifft sich alles, was schwul, jung, gut aussehend und geil ist. Oder sich dafür hält. Ein paar Typen lungern rauchend herum, beäugen das Angebot kritisch. Den
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