Irgendwie Anders (German Edition)
herüber.
„Nein. Eher er. Ist wohl umgekehrt“, lenke ich ab, mehr will und werde ich nicht erzählen. Markus seufzt.
„Es ist mit ihm irgendwie anders, als sonst, ganz anderer Sex“, gebe ich ebenso seufzend zu und versuche zu erklären: „Erst war er ja nur meine Nummer fünfzehn, aber es war so völlig anders mit ihm. Irgendwie anders eben.“
„Nummer fünfzehn?“ Er horcht auf.
Oh Mist, jetzt hat er mich. Kann ich ihm das erzählen? Muss ich wohl. Ich will nicht lügen. Kann ich gar nicht.
„So eine blöde Wette mit meinem Kumpel“, erkläre ich möglichst neutral.
„Wette?“ Markus runzelt argwöhnisch die Stirn. Okay, ich erkläre es ihm mit wenigen Worten.
Er grinst. „So etwas könnte mir auch passieren. Ich führte mal eine Liste. Hatte mal was Ähnliches an einem Wochenende laufen. Aber 30 in 30 Tagen? Wow! Wieweit bist du?“
Ich seufze unecht, als er sich zurücklehnt und mich gespannt mustert. Jäger unter sich. Zählen wir mal die Trophäen.
„Nur sechzehn“, gebe ich zu und weil er natürlich fragend schaut, ergänze ich: „Tim war Nummer fünfzehn und danach hatte ich irgendwie nicht wirklich Bock auf einen andern. Nummer sechzehn war voll die Katastrophe. Ich habe kaum einen hochgekriegt und gekommen bin ich auch nicht.“
Das ist mir irgendwie gar nicht wirklich peinlich, ihm das zu erzählen. Jäger unter sich eben.
Markus grinst trotzdem süffisant vor sich hin, hängt seinen Gedanken nach, scheint es.
„Werde die Wette wohl verlieren. Scheiß drauf. War eh blöde“, schließe ich selbst endlich damit ab. Markus schaut nachdenklich. Wir sitzen schon recht lange hier. Sind beide beinahe am wegdösen. Es ist irgendwas nach 2 Uhr, glaube ich.
„Meinst du, dass passiert uns einfach so?“, fragt er träge und ich schaue ihn fragend an, folge nicht mehr ganz seinen Gedanken. Meine Augen wollen zufallen.
„Naja, dass man irgendwann jemanden findet, der mehr als nur eine schnelle Nummer ist.“
„Keine Ahnung. Ich habe es nicht sofort bemerkt. Ehrlich gesagt finde ich es auch jetzt noch komisch. Aber ich denke, es ist wohl so, das es einfach passen muss.“ Wir werden langsam philosophisch. Ist auch schon wirklich spät. Ich rapple mich mühsam hoch.
„Werde dann mal gehen“, murmle ich. Bin doch wirklich ganz schön müde, denn ich taumle etwas. „Meldest du dich, wenn du was von ihm hörst?“
„Klar“, kommt Markus schläfrige Stimme und kommt ebenso schwankend hoch.
„Du kannst aber auch auf der Couch pennen, wenn du willst“, bietet er an. Ich zögere kurz, doch das Angebot ist zu verlockend.
„Okay, morgen bin ich gleich weg.“ Alte Angewohnheiten eben. Er grinst und schlurft in sein Schlafzimmer, um mir Bettzeug zu holen.
Erdbeeren
Samstag der 28.
9 Uhr irgendwas.
Ich bin eigentlich noch immer hundemüde und würde am liebsten weiterschlafen. Irgendwas war gestern. Meine Couch fühlt sich anders an als sonst. Irgendwie fremd …
Moment. Ich werde wacher. Das ist doch nicht mein Fernseher? Er sieht ganz anders aus. Und wieso steht er auf der anderen Seite? Verwirrt komme ich hoch und sehe mich um. Fast wie bei mir zuhause. Aber verwirrend anders. Wo zur Hölle bin ich?
Irritiert starre ich den Fernseher an und dann kommt ganz langsam eine Erinnerung zurück: Tim … Sein tränenüberströmtes, enttäuschtes Gesicht. Markus. Unsere Blutalkoholfreundschaft. Sein Vater. Unser Gespräch.
Aufstöhnend falle ich zurück. Ich bin in Markus Wohnung, auf seinem Sofa. Und unsere Ähnlichkeit hört eben nicht an der Wohnungstür auf. Mein Kopf fühlt sich nicht gut an. Das wird langsam ein Dauerzustand.
Ich rolle mich ächzend vom Sofa und suche das Badezimmer. Mist, kein Handtuch. Und ich trage keine Unterwäsche. Aber Markus kann mir bestimmt eins von beiden geben.
Ich trete vor die Badtür und überlege ob sich das Schlafzimmer, wie in meiner Wohnung, auch gegenüber befindet. Das finde ich sofort heraus, weil Markus ebenfalls schon wach ist. Er öffnet gerade die Tür, als ich klopfen will.
„Moin“, begrüße ich ihn schläfrig. „Hast du mal ein Handtuch für mich? Im Bad finde ich keins.“ Er ist noch völlig verschlafen, sein Blick gleitet routinemäßig über mich und tiefer. Er grinst, wohl weil ich nackt vor ihm stehe.
„Sorry, trage nie Unterwäsche“, entschuldige ich meinen Anblick.
„Klar, Moment“, nuschelt er noch immer schlaftrunken und öffnet die Tür ganz. Ich stehe im Türrahmen zu seinem Schlafzimmer.
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