Irgendwie Top
der hört wirklich genau hin.
„Es klingt wenigstens so. Wie nett du von ihm erzählst“, fügte Arne leiser, beinahe entschuldigend hinzu. „Warst du deshalb so fertig, am Sonntag, weil er jetzt mit Mark zusammen ist?“
Noch immer wusste Markus nicht, was er dazu sagen sollte. Arne schien ihn genau zu durchschauen, seine üblichen Masken funktionierten bei ihm nicht. Noch nie hatte jemand so tief in ihn geblickt. Es war extrem unheimlich und doch ein gutes Gefühl, ehrlich sein zu dürfen. Es war keine Schwäche. Nicht, wenn er es Arne erzählte.
„Ja. War wohl ein wenig so“, gab Markus ein wenig überrumpelt, abweisend und zögerlich zu. Dann seufzte er. Es war Arne. Er konnte ihm vertrauen. „Ich weiß wegen Struppi eigentlich erst, dass ich mehr auf Männer stehe.“ Markus seufzte erneut und dann sprudelten die Worte ganz von alleine heraus. „Damals habe ich ganz viel mit Mädchen rumgemacht. War irgendwie nie so besonders toll. Ich fand sie nur umständlich und dauernd wollten die mehr, als Sex.“ Er lachte humorlos auf.
„Dann kam Struppi zu uns und erst fand ich ihn nur nervig, so ein kleiner Bruder eben. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich ihn anders betrachtet habe, mich von ihm angezogen fühlte. Mann, er war gerade mal vierzehn!“
Arne schwieg, hörte zu.
Markus holte tief Luft. „Und auch noch mein Bruder. Aber ich hatte plötzlich diese wilden Fantasien, was ich alles mit ihm machen wollte. Er war sehr schüchtern und alleine und irgendwie ...“ Er brach ab, schluckte hart, als die Erinnerungen wieder auftauchten, sein Gefühl, diese Angst davor, Tim oder jemand anders würde entdecken, wie er für seinen Bruder empfand. „Ich habe mich in ihn verguckt, schätze ich mal.“
Ein leises Seufzen war Arnes einzige Reaktion.
„Ich hatte panische Angst davor, dass jemand meine Gefühle entdecken würde“, fuhr Markus hastig fort. „Ich kann mit meinen Eltern eigentlich über alles reden, aber darüber natürlich nicht!“ Er lachte gequält auf. „Naja, dann habe ich eben einfach mal mit einem anderen Jungen ausprobiert, was ich mir da zusammenfantasiert habe, und ja, es war viel besser, als mit einem Mädchen. Ganz klar! Da wusste ich es: Ich bin schwul.“
Noch immer schwieg Arne. Markus leckte sich über die Lippen und fuhr fort: „Das habe ich meinen Eltern dann auch gesagt. Klar waren sie geschockt, haben es dann jedoch ganz gut weggesteckt.“
„Da hast du Glück mit deinen Eltern.“ Arne klang wehmütig und Markus nickte, nahm sich prompt vor, seine Eltern mit Arne zu besuchen. Seine Mutter würde sich besonders darüber freuen.
„Hast du es Tim denn je gesagt?“, wollte Arne wissen. Markus schluckte hart.
„Nein. Vorher nicht. Ich glaube aber, er hat es geahnt.“
„Bestimmt. Wenn ihr euch so nahe steht ...“
„Er brauchte einfach jemanden, der sich um ihn kümmert, der auf ihn aufpasst, der dafür sorgt, dass ihm keiner wehtut und so“, sprudelte Markus heraus, als ob er sich nun doch rechtfertigen müsste. „Ich war immer für ihn da, weißt du? Ich habe ihn halt immer beschützt und irgendwie dachte ich wohl, daran wird sich nie was ändern. Es war eigentlich keine Liebe … es hat sich nur so angefühlt.“
Arne antwortete eine ganze Weile nicht, schien über die Worte nachzudenken.
„Mark ist ganz okay, weißt du“, sagte er abrupt. „Harte Schale, weicher Kern, wie man so schön sagt. Mir schien, er hatte nur immer furchtbare Angst davor, verletzt oder enttäuscht zu werden. Eigentlich ist er immer ehrlich. Er macht dir nie was vor, sagt genau, was er will und redet nicht viel drumherum. Er wird ganz bestimmt gut auf Tim aufpassen.“
Dein Wort in Gottes Ohr, dachte Markus lächelnd. Sie redeten noch eine ganze Weile, verabschiedeten sich schließlich herzlich voneinander. Markus lächelte nach dem Auflegen. Selten hatte er so frei mit jemandem reden können. Es hatte schon was für sich, mit Arne befreundet zu sein. Sein Experiment schien gut zu laufen. Er hätte nicht gedacht, dass es so leicht wäre und ihm gefallen würde.
Markus schlief sehr gut in der Nacht. Seine Träume kreisten allerdings weitaus weniger um Arne, sondern mehr um besondere, sinnliche Lippen, braune Augen, einen perfekt gebauten Körper, einen festen, kräftigen Hintern und eine dünne Lage störenden Stoffes.
30 Stilvolle Revanche
Den Dienstag verbrachte Markus in einem seltsam fiebrigen Erregungszustand, schaute ständig auf die Uhr und war
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