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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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nach Schöppingen hinein.
    Schöppingen war ein Dorf wie jedes andere, abgesehen von der Tatsache, dass es eine Handvoll bildender Künstler und Schriftsteller als Stipendiaten beherbergte und die drei Gehöfte, in denen das für normale Schöppinger mindestens so seltsam wie Außerirdische anmutende Völkchen hauste, Künstlerdorf nannte.
    Die Lahrmanns wohnten etwas außerhalb des historischen Dorfkerns an der Bergstraße, deren Name natürlich maßlos übertrieben war.
    Nachdem ich den melodischen Dreitongong zweimal hatte erklingen lassen, öffnete eine grauhaarige ältere Dame die Tür gerade so weit, dass ich den größten Teil ihres Gesichtes und einen Teil der schwarzen Kleidung sehen konnte. In ihrem trauerverhangenen Blick war nicht die geringste Spur von Interesse zu erkennen.
    Ich stellte mich vor und nannte ihr den Grund meines Besuches.
    »Katja hat Sie beauftragt, sagen Sie? Was soll denn das? Was macht das jetzt noch für einen Sinn?«
    »Wer ist denn da?« Die Tür wurde weiter geöffnet, und ein Mann stellte sich neben die Frau. Eine stattliche Erscheinung im dunklen Anzug, mit sorgfältig gekämmten, weißen Haaren und einer Aura von Autorität, die die Frau um einige Zentimeter schrumpfen ließ. Er war nicht direkt groß, aber er hielt sich so kerzengerade, dass man sich vorstellen konnte, wie seine früheren Untergebenen vor ihm gezittert hatten. Mit kalten Augen schätzte er mich ab.
    »Katja hat einen Privatdetektiv beauftragt, damit er den Tod von Corinna untersucht«, erklärte die Frau.
    Erstaunen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Warum hat uns Katja nichts davon gesagt?«
    Ich hielt den Zeitpunkt für gekommen, mich erneut bemerkbar zu machen. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
    »Fragen? Was für Fragen?« Der Grauhaarige legte den Arm schützend um die Schultern der Schwarzgekleideten. »Meine Frau leidet furchtbar unter dem Tod unserer Tochter. Das sehen Sie doch.«
    »Es dauert nicht lange«, versicherte ich.
    Er dachte darüber nach. Frau Lahrmann wirkte wie erstarrt, offensichtlich wartete auch sie auf seine Entscheidung.
    »Na schön, wenn Katja es so will. Und wo Sie schon einmal hier sind, Herr …«
    »Wilsberg.«
    Ich folgte ihnen durch einen schmalen Flur in ein Wohnzimmer, das mit dunkelbraunen Möbeln und Polstergarnituren vollgestellt war. Sobald eine ebene Fläche genügend Quadratzentimeter aufwies, wurde sie von einer Vase oder Figur, stets unterlegt mit einem kleinen Deckchen, besetzt. Neben der Tür hing ein schwarz gerahmtes Foto, auf dem eine junge Frau mit Pferdeschwanz und Metallbrille zu sehen war, die ernst in die Kamera guckte. Auch ohne das schwarze Stoffband, das akkurat über der rechten oberen Ecke hing, hätte ich auf Corinna Lahrmann getippt.
    »Was macht so ein Privatdetektiv, Herr Wilsberg?«
    »Das kommt darauf an, Herr Lahrmann. Meistens beschäftigen wir uns mit Versicherungsbetrug, Diebstahl in der Firma, Beobachtung von Familienangehörigen, ganz selten auch mit Außerirdischen.«
    Mir entging nicht, dass Frau Lahrmann bei dem Wort Außerirdische zusammenzuckte, während sich ihr Mann ungerührt auf einem Sofa niederließ und mit der flachen Hand auf das Polster klatschte. Das war für sie das Zeichen, sich neben ihn zu setzen.
    Ich suchte mir unaufgefordert einen Sessel.
    »Ich habe Ihre Anspielung verstanden«, sagte Lahrmann mit grimmiger Stimme. »Und ich muss Ihnen sagen, dass ich nichts von diesen Spekulationen halte. Genauso wenig wie von Ihrem Auftrag. Ich weiß nicht, was Katja sich dabei gedacht hat.«
    »Sie glauben also nicht, dass Corinna entführt wurde?«
    »Von kleinen grünen Männchen? Sind Sie noch bei Trost, Mann?«
    »Nun, irgendetwas muss sie so stark belastet haben, dass sie sich umgebracht hat.«
    Frau Lahrmann schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht. Ihr Mann beugte sich zur Seite und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie schüttelte den Kopf, dann sprang sie auf und lief mit kurzen, trippelnden Schritten in den Flur hinaus. Kurz darauf knackten hölzerne Treppenstufen, begleitet von einem kehligen Aufschrei der Verzweiflung.
    »Sehen Sie, was Sie mit Ihrer Fragerei bewirken? Was bringt es, Corinnas Leben hin- und herzuwenden, bis man einen Punkt gefunden hat, auf den man mit dem Finger deuten kann? Sie ist tot, und nichts und niemand wird sie wieder lebendig machen.«
    »Es tut mir leid, Herr Lahrmann«, sagte ich. »Aber diese Fragen dürfen Sie nicht mir stellen.

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