Irgendwo da draußen - Kriminalroman
den fünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Sein Friseur leistete ganze Arbeit, dem Kopfhaar eine standesgemäße Fülle zu verleihen, und was die Gesichtsfarbe anging, kauften Wallhorst und Disselbeck anscheinend den gleichen Braunton.
»In den letzten zwei Tagen haben sich neue, belastende Beweismittel gegen Wallhorst ergeben«, erläuterte ich. »Damit hat mein Detektivbüro den von Ihnen gestellten Auftrag erfüllt. Das war in der ersten Rechnung noch nicht ausreichend berücksichtigt.«
»Ist das ein Witz? Der Preis hat sich ja nahezu verdoppelt.« Der Mann konnte Rechnungen lesen, das musste man ihm lassen.
»Ich habe die Erfolgsprämie hinzugeschlagen«, erklärte ich. »Mein Partner hat vor seinem Tod ein Gespräch zwischen Wallhorst und einem unter verschiedenen Namen operierenden Mann aufgenommen. Die Kassette mit dem Gespräch ist erst gestern gefunden worden. Aus der Aufnahme ergibt sich, dass Wallhorst und sein Mittäter einige Subunternehmer der Firma Disselbeck & Wallhorst erpresst und das erpresste Geld unter sich aufgeteilt haben. Näheres können Sie dem beigefügten Bericht entnehmen.«
»Ich habe mitbekommen, dass die Polizei da war.« Der Baulöwe zeigte mir sein gut geschnittenes Profil. »Wallhorst, dieses Weichei, hat sich sofort verkrümelt. Hatte wohl Angst, dass ich ihn zur Rede stellen würde. Warum haben sie ihn nicht verhaftet?«
»Das kann noch kommen«, mutmaßte ich. »Auf jeden Fall haben Sie genügend Material, um Wallhorst aus der Firma zu kicken. Er hat sich eindeutig geschäftsschädigend verhalten.«
»Sie sagten etwas von einer Aufnahme. Kann ich eine Kopie davon haben?«
»Die Kassette ist Beweismaterial. Ich bekomme sie erst zurück, wenn das Ermittlungs- und das Gerichtsverfahren abgeschlossen sind.«
»Wann wird das sein?«
»In zwei bis drei Jahren, schätze ich.«
Disselbeck hob die Rechnung und betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Man hätte annehmen können, er läse ein unsittliches Werbeangebot.
»Einigen wir uns auf die Hälfte der Erfolgsprämie. Ist das ein Angebot, Wilsberg?«
Ich spürte, wie mich die kalte Wut überkam. »Mein Partner ist in Erledigung Ihres Auftrags ermordet worden, Herr Disselbeck. Ich feilsche nicht.«
»Na gut.« Er lachte gekünstelt. »War nur ein Versuch. Ich bezahle Ihre Rechnung. Ich bin schließlich ein sozialer Mensch, nicht wahr.«
Dabei gab er mir einen Klaps auf die Schulter. Bevor ich zurückschlagen konnte, war er aus meiner Reichweite entwichen.
Auf dem Rückweg fuhr ich bei Franka und Mark-Stefan vorbei. Die beiden saßen in der Küche, es roch nach dicker Luft.
»Na, wie hast du die Entführung überstanden?«, fragte ich munter.
»Ach, war doch halb so schlimm«, tat sie großspurig.
Ich erzählte ihnen von der vergeblichen Erstürmung des Hauses in Drensteinfurt.
»Schade, dass ich den Typen nicht gesehen habe, der mich niedergeschlagen hat«, meinte Franka.
»Sei froh, dass du ihn nicht gesehen hast. Wer weiß, was er mit dir angestellt hätte.«
Mark-Stefans Miene wurde immer finsterer.
»Was ist los?«, wandte ich mich an ihn.
»Angernagel«, sagte er nur.
»Franka!«, drohte ich. »Du denkst doch nicht ernsthaft daran, noch einmal zu diesem Scharlatan zu fahren?«
»Was wollt ihr eigentlich?«, verteidigte sich Franka. »Er hat mir eingeredet, ich wäre in einem UFO gewesen. Okay, das weiß ich jetzt und kann damit umgehen. Ich möchte mehr über Angernagel und seine Methoden herausfinden. Und Corinna Lahrmanns Selbstmord ist auch noch ungeklärt.«
»Vergiss es!«, sagte ich. »Mark-Stefan und ich haben genug um dich gezittert. Noch so eine Geschichte, und ich bin akut herzinfarktgefährdet.«
»Was ist eigentlich aus deinem Date mit der anderen Zeugin geworden?«
»Die ist nicht bereit, gegen Angernagel auszusagen«, gab ich kleinlaut zu. »Ich muss das akzeptieren. Sie ist psychisch labil und fürchtet eine öffentliche Diskussion.«
»Dann kommt der Arsch also ungeschoren davon?«
»Vorläufig«, beschwichtigte ich. »Ich werde mir was einfallen lassen.«
Franka machte ein trotziges Gesicht.
»Wenn du nicht versprichst, dich von Angernagel fernzuhalten, werde ich ihn anrufen und über dich aufklären.«
»Ich verspreche es«, knirschte Franka.
Kaum hatte ich die Wohnungstür geöffnet, klingelte das Bürotelefon.
Ich hechtete zum Schreibtisch. »Ja?«
»Pfefferhorst«, sagte eine mürrische Männerstimme. »Ich möchte mal wissen, was Sie in meinem Fall unternommen
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