Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Drogen nichts anbrennen ließen. Ich machte da nur selten mit. Zugegeben, ich war auch kein Heiliger, dachte aber, es sei klug, einen klaren Kopf zu bewahren. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
21: Happy Birthday, ihr Hexen und Hexer!
Zu Beginn der Siebziger konnten viele Menschen unsere Texte nicht verstehen, weil sie des Englischen nicht mächtig waren. Sie interpretierten die Ausstrahlung und die Stimmung der Musik als satanisch. Es gab auch satanische Sekten und Zirkel, die an Black Sabbath herantraten und uns einluden. Alex Sanders , der berühmteste Hexer und okkulte Großmeister Großbritanniens, man nannte ihn auch „The King of the Witches“, kam zu unseren Shows und versuchte uns in seinen Kreis hineinzuziehen. In den USA tauchte ein weiterer Satanist auf. Als wir zum ersten Mal in San Francisco auftraten, organisierte Anton LaVey, der Gründer der Church of Satan, eine Prozession für die Band. Ich besitze davon noch ein Foto: LaVey sitzt in einem Rolls-Royce und über seinem Kopf weht ein Plakat mit der Aufschrift: „Welcome Black Sabbath“. Was sollte das? Nett, dass er für uns Werbung machte.
Als wir eine Einladung zu einem Konzert in Stonehenge zur Walpurgis-Nacht ablehnten, belegte uns die Sekte mit einem Fluch. Damit war nicht zu spaßen. Um Ozzys Hals baumelte ein kreuzähnliches Ding, dass er sich aus einem Wasserhahn gebastelt hatte, aber schon bald in ein richtiges Kreuz umschmieden ließ. Wir unterhielten uns oft über unsere Träume, und wie sich herausstellte, drehten sie sich bei allen Musikern um die gleichen Themen, was wohl mehr als ungewöhnlich war. Vielleicht lag es ja an dem Fluch. Eines Nachts träumten alle davon, zum Schutz gegen das Böse Kreuze zu tragen. Das wurde schleunigst in die Tat umgesetzt.
Ozzys Dad schenkte uns Aluminiumkreuze, die wie silberne aussahen. Nachdem er die ersten vier angefertigt hatte, konnten sie in Massenproduktion gehen, denn wir verkauften sie bei den Konzerten, um ein wenig Geld nebenbei zu verdienen.
Später überreichte uns Patrick Meehan Goldkreuze. Er hatte uns mit den Aluminiumdingern gesehen, die an billigen Ketten hingen, und sich wohl gedacht, dass wir unser Image edler gestalten müssten.
Ich gehe niemals ohne das Kreuz auf die Bühne. Auf Tour muss ich auf zwei Dinge aufpassen – meine Fingerhütchen und das Kreuz. Das Kreuz ist ziemlich groß, und ich habe es mir schon einige Male um die Ohren gehauen. Du steigst schnell in den Wagen ein – und bäng – hast du einen Kratzer mehr im Gesicht. Das tut verdammt weh. Geezer verlor sein Goldkreuz bei einem Fußballspiel in Aston . Bill hat seins sicher verstaut und trägt das alte aus Alu. Ich habe das Alukreuz verloren. Wahrscheinlich lief es wie immer ab: Ich legte etwas beiseite und vergaß es wie so oft. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie jemand, der eins meiner Häuser gekauft hat, das Kreuz und dazu noch ein Gramm Koks fand und sich fragte, was das zu bedeuten habe.
Kein Musiker von Black Sabbath hatte jemals was mit dem Satanismus am Hut. Geezer und seine Familie waren sehr religiös und pflegten den irisch-katholischen Glauben, was ihn aber nicht davon abhielt, sich mit dem Okkultismus auseinander zu setzen. Er las viele Bücher des britischen Okkultisten, Mystikers und Autors Aleister Crowley . Wir interessierten uns beide für jenseitige Welten und neue Horizonte und beschäftigten uns mit diesen Themen. Beim Debütalbum spielte das eine tragende Rolle. Später wurden viele Einfälle vom Okkultismus und politischen Themen und Problemen inspiriert. Für Geezer drückte die Musik eine Schwere und tiefgehende Bedeutung aus, die er textlich adäquat untermalen wollte. Damals bestimmte Flower Power die Musikszene. Alles war so nett und freundlich, dass viele Musiker sich nur noch auf Belangloses konzentrierten und die Realität ignorierten: Krieg, Hungersnöte und Katastrophen. Wir erkannten das und drückten es mit der Musik aus. Aber beschuldigt zu werden, eine okkulte oder, noch schlimmer, satanistische Band zu sein – das war vollkommen lächerlich.
Trotzdem wurde Black Sabbath dieser Stempel aufgedrückt, besonders in den USA, da die Kirche dort noch sehr einflussreich ist. Manchmal standen Priester und Gemeindemitglieder mit Plakaten vor den Konzerthallen: „Hütet euch vor der Band! Sie sind Satanisten!“
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