Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell

während der Sendung! Und was passierte? Vor unserem Hotel drängelte sich das holde Geschlecht. Patrick Meehan und ich landeten mit einer Frau in einem Zimmer … und sie wurde ohnmächtig.
    Meehan brach in Panik aus: „Sie ist tot!“
    Oh, nein. Mein Gott, sie ist tot. Sie ist tot !
    Vor meinem geistigen Auge sah ich schon die Schlagzeilen: „Totes Mädchen im Zimmer von zwei Rockmusikern aufgefunden!“ Die würden glauben, dass wir für ihren Tod verantwortlich waren.
    Meehan japste: „Wir müssen sie loswerden! Wir müssen sie schleunigst loswerden.“
    Er kam auf die glänzende Idee, sie vom Balkon zu werfen und der Polizei zu berichten, es wäre ein Sturz gewesen. Wir konnten keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich schnappte sie an den Füßen und trug sie mit Meehan raus. Wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir immer noch ganz anders. Denn auf dem Balkon kam sie wieder zur Besinnung.
    „Oh Mann, sie ist am Leben.“
    Wahrscheinlich hatte sie sich zu viele Drogen eingeworfen. Um Haaresbreite hätten wir sie in die Tiefe befördert, und ich wäre schon mit 22 Jahren ein Mörder gewesen.
    „Aber Euer Ehren, sie war doch schon tot!“
    Ich wette, dass sie sich an nichts mehr erinnern kann, denn sonst säße ich schon längst im Knast. Falls sie das hier liest, sich meldet und eine Entschädigung verlangt, werde ich ihr höflich antworten: „Es war Meehans Idee. Alles seine Schuld. Wenden Sie sich bitte an ihn.“
    Dieses unangenehme Zwischenspiel war mehr als haarsträubend.
    Das riesige Festival wurde hingegen ein voller Erfolg. Alles lief wie am Schnürchen und der Veranstalter kümmerte sich vorbildlich um uns – kaum zu glauben.
    Wir hörten später, dass er Konkurs anmelden musste.
    Warum bloß?

24: Fliegende Fische
    Im Februar 1971 startete die zweite US-Tour von Black Sabbath. Sie lief grandios, was wir nicht zuletzt unseren Freunden von Mountain zu verdanken hatten. Eine tolle Band, die uns gut behandelte und immer ’ne Menge Drogen im Köfferchen bei sich trug. Ich mochte besonders ihren Gitarristen Leslie West : „Ich finde deinen Sound erstklassig und liebe die Gitarre.“
    Er machte sich auf die Suche und fand eine Gibson, die seiner Gitarre zum Verwechseln ähnelte. Leslie reiste nach England und schenkte sie mir, doch sie wurde gestohlen. Ich verlor auf einen Schlag vier Gitarren, und die Gibson von Leslie gehörte auch dazu. Es brach mir das Herz. Nach dem Einbruch verstaute ich meine Gitarren an einem anderen Ort.
    Auf der besagten Tour übernachtete die Band zum ersten Mal im Los Angeles Hyatt, auch bekannt als „Riot“. Dort lernten wir die ersten Groupies kennen. Von dem Phänomen hatte man in Europa noch nichts gehört. In der alten Welt waren die Frauen eher rückständiger. Als wir zur Rezeption des Hyatt gingen, liefen schon die ersten Mädchen hinter uns her und fragten: „Hey, wie geht es euch. Kommt ihr aus England?“
    Bevor wir uns versahen, hatte jeder ein Mädchen im Arm. Unfassbar!
    „Du meine Güte! Ist das in den Staaten überall so?“
    Ein wenig später sahen wir die Mädchen wieder – mit einem anderen Typen im Schlepptau.
    „Ach, deshalb werden sie Groupies genannt!“
    In Seattle wohnten wir in dem berüchtigten Edgewater, wo man aus dem Fenster heraus angeln konnte. Das Hotel war auf Pfählen gebaut worden und überragte das Wasser. Am Empfang überreichte man uns Angeln! Wir schnappten uns die Dinger und gingen auf Fischjagd. Warum, weiß ich auch nicht mehr. Ozzy hatte einen verdammt dicken Fisch an der Angel – einen Hai. Für die Dauer des Konzerts steckte er ihn in die Badewanne. Natürlich starb das arme Tier, denn Haie müssen sich zum Atmen bewegen, und das ging in der kleinen Wanne nicht. Ozzy zerlegte ihn, was eine unglaubliche Sauerei verursachte – überall Blut und Eingeweide.
    Bill wohnte ein Stockwerk tiefer. Als auch ich einen Hai fing und ihn hochzog, zappelte er an der Angelrute und schoss durch Bills geöffnetes Fenster. Der war mehr als überrascht, dass ein verdammter Hai durch sein Fenster flog – igitt! Bill warf ihn wieder ins Wasser, doch hinterher stank es in dem Zimmer immer noch nach Fisch. Eigentlich stank es in allen Zimmern, denn es war unmöglich, den mit Teppich ausgelegten Boden gründlich zu reinigen. Was erwarteten die bloß von ihren Gästen, wenn sie Fische gefangen hatten?
    Ein anderes Mal knüpften wir die Angelrute an eine Lampe. Als wir wiederkamen, war sie verschwunden – aus dem Fenster geschleudert worden!