IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Country Clubs, duckte sich dann zwischen dem Stacheldraht hindurch und machte sich auf den Rückweg zum Auto.
Z W E I
Die ganze Rückfahrt hatte er damit verbracht, sich eine Entschuldigung zurechtzulegen, aber Maggie tobte trotzdem. Sie marschierte in der Küche auf und ab, während er mit einem Bier in der Hand am Küchentisch saß. Das Truthahn-Fertiggericht aus der Gefriertruhe inklusive Toffee-Brownie als Gratisbeigabe hatte schon zwei Stunden vorher ein jähes Ende in der Mülltonne gefunden.
»Sag’s mir!«, schnaubte sie. »Na los! Nenn mir doch nur ein Argument , das mich davon überzeugt, dass du Ahnung vom Management eines Country Clubs hast! Nur ein einziges, das würde mir schon reichen. Vielleicht kann ich dann endlich anfangen, dich ernst zu nehmen!«
Jack zuckte die Achseln. Er versuchte mit aller Macht, vernünftig und gelassen zu bleiben und sich nicht aufzuregen. Denn erstens schlief Randy schon und zweitens verlor er jeden Streit mit Maggie, wenn ihm der Kragen platzte, denn dann musste er sich hinterher immer dafür entschuldigen, dass er durchgedreht war. Maggie widmete das dann immer flugs zur Entschuldigung um, dass er überhaupt Streit angefangen hatte, völlig egal, ob er im Recht war oder nicht.
»Erstens habe ich Ahnung, wie man ein erfolgreiches Geschäft führt!«, konterte er. Beim Wort erfolgreich verzog sie spöttisch das Gesicht.
»Zweitens weiß ich zufällig ganz genau, was ich von einem solchen Club erwarte, wenn ich dort als zahlender Kunde auftauche.«
»Wie kannst du auch nur die geringste Vorstellung davon haben, was man von einem Country Club erwarten kann?«, schnaubte sie. »Schließlich warst du ja noch nie in einem.«
Jack starrte auf sein Bier. »Na ja«, erwiderte er, »sorry, aber das beweist nur wieder, dass du keine Ahnung hast. Ich war schon mal mit Harry Whiteman im Kenosha Golf Club, und als wir den Kongress für Schalldämpfer-Händler in Madison organisiert haben, bin ich im Mud Lake Tennis and Racquet Club abgestiegen.«
»Oh, das hätte ich fast vergessen«, antwortete Maggie. »Der Mud Lake Tennis and Racquet Club. Ein halbes Dutzend bierbäuchiger Männer in Hawaiihemden, die versuchen, Plastikfederbälle über eine Reihe von Klappstühlen zu schlagen.«
»Das Netz wurde gerade repariert!«, protestierte er und dachte dann: Scheiße, sie kriegt mich immer mit den Details dran.
»Das ist also deine Idealvorstellung von einem Country Club? Mud Lake?«
Jack hob den Kopf und warf ihr einen finsteren Blick zu, doch er schaffte es, die Beherrschung nicht zu verlieren. Er hatte sie enttäuscht, das war ihm schon klar. Seit sie geheiratet hatten, bot er ihr nichts als eine Serie von Enttäuschungen. Sie hatte ihn für einen anderen gehalten, für eine andere Sorte von Mann. In elf Jahren Ehe war es ihm nicht gelungen, herauszufinden, welche Erwartungen genau sie an einen solchen Mann stellte.
Er hatte versucht, hinter das Geheimnis zu kommen, indem er sie immer dann, wenn er zu tief ins Glas geschaut hatte, anbrüllte: »Was zum Teufel willst du von mir?« Doch sie antwortete ihm nie. Sie verschanzte sich in solchen Situationen einfach im Schlafzimmer und rollte ihr Haar in Lockenwickler ein. Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht so genau.
Doch sie liebten sich noch immer, obwohl es Jack schwerfiel, diese Liebe in Worte zu fassen. Sie machten einen auf Traumpaar, wenn sie zusammen ausgingen. Jack war groß und schlank, hatte kastanienbraunes Haar, das immer aussah, als müsste es mal geschnitten werden, und eines dieser gutmütigen, makellosen Gesichter, das man nie wirklich ernst nehmen konnte – so wie das von Dick Van Dyke. Er zog sich öfter mal zu gut an und trug eine Krawatte, wenn alle anderen sich mit einem Hemd begnügten. Selbst im Alter von 43 Jahren hatte er es noch nicht geschafft, die übermächtige Förmlichkeit abzulegen, die er von seinem Vater geerbt hatte. Viel zu spät war ihm bewusst geworden, dass dessen Förmlichkeit kein Anzeichen für Traditionalismus und Stärke gewesen war, sondern er seine Schüchternheit und chronische Unsicherheit damit kaschierte.
Maggie (oder Margaret-Ann, wie er sie nannte, wenn er sich wirklich über sie ärgerte) war ein Milwaukee-Eigengewächs mit deutschen Wurzeln in zweiter Generation. Ihr Haar war silberblond, die Augen smaragdgrün und ihr Kinn stark ausgeprägt, typisch deutsch und stark gespalten wie das ihres Vaters. Wenn es ihr gut ging, trat ihre weibliche Seite in den Vordergrund.
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