IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
riecht es aber ganz besonders stark verbrannt«, stellte Karen fest und musste prompt zweimal niesen.
Gesundheit, dachte Jack.
»Wie sollen wir da reinkommen?«, fragte Karen. »Wir besitzen ja keinen Schlüssel. Nur der dicke, fette Immobilientyp hat einen.«
Jack rammte das spitze Ende seines Stemmeisens hinter dem Schließband in die Tür. Dann hebelte er sie auf. Das Eichenholz knarzte und die Schrauben lockerten sich. Er setzte das improvisierte Werkzeug noch einmal an. Nach fünf anstrengenden und verschwitzten Minuten sprang die Halterung plötzlich aus dem Holz und die Tür stand offen.
Doch bereits bevor sie eintraten, bemerkten sie, weshalb es so verbrannt roch. Sie befanden sich in einer riesigen Bibliothek. Genau wie Elmer Estergomys Klinik erstreckte sie sich über zwei Ebenen. An jeder Wand waren bis unter die Decke vollgestopfte Regale mit Büchern zu finden, Tausende und Abertausende von Bänden auf engstem Raum. Doch mindestens hundert von ihnen lagen in der Mitte des Raums auf einem Teppich und waren angezündet worden. Beißender, blauer Rauch machte ihnen das Atmen schwer. Jack kniete sich neben die brennenden Bücher und fuhr mit der Hand durch ihre schwärzlichen Überreste. Ein Wunder, dass nicht das ganze Gebäude abgefackelt war. Der Rauch hatte die Fenster braun gefärbt und der Bibliothekssessel aus Pferdehaar schwelte nach wie vor. Im Teppich prangten riesige Löcher.
Jack stocherte mit dem Stemmeisen in der Asche herum und zog ein halb verbranntes Buch heraus.
»Wirf mal einen Blick auf den Titel!«, sagte er zu Karen. »Awen, der Göttliche Name.«
Er griff nach einem weiteren Lederband aus dem Scheiterhaufen und blätterte eine Reihe verkohlter Seiten durch. »Ursprung und Geschichte der Druiden. Oder das hier: Die Kuldeer im christlichen Britannien. Und hier haben wir Die Druiden im Gallischen Krieg.«
Karen streifte die Bücher nur mit einem kurzen Blick und konzentrierte sich dann darauf, mit der Hand den Rauch wegzufächeln und Kaugummi zu kauen. »Mensch, stinkt das hier. Ekelhaft!«
»Druiden«, sagte Jack und hob weitere zerfallende, schwarze Seiten vom Boden auf. »All diese Werke haben etwas mit Druiden zu tun. Und sie sind absichtlich verbrannt worden, damit wir kein unbequemes Wissen zu diesem Thema sammeln können.«
»Was ist ein Druide?«, wollte Karen wissen.
Jack richtete sich auf. »Nun … Druiden waren so was Ähnliches wie Priester. Im alten Britannien. Das ist alles, was ich in der Schule darüber gelernt habe.«
Karen sah ihn lange schweigend an und meinte dann: »Und was hast du jetzt vor, wo sie alle Bücher verbrannt haben?«
Jack sah sich in der Bibliothek um. »Ich weiß es nicht. Ich schätze, ich muss eine andere Möglichkeit finden, mir Wissen über Druiden anzulesen. Eins steht jedenfalls fest: Sie haben uns mit der Nase auf ihre Schwäche gestoßen.«
»Das verstehe ich jetzt nicht, Jack. Welche Schwäche meinst du?«
»Denk doch mal nach! Warum hat Quintus Miller wohl all diese Bücher verbrannt? Weil er nicht wollte, dass wir sie lesen. Denn mit diesem Wissen könnten wir ihn vielleicht aufhalten, verstehst du? Und dann würden wir ihn dahin zurückschicken, wo er hergekommen ist. Zurück in die Wand oder wohin auch immer. Eigentlich sollte er ja schon seit Jahren tot sein.«
»Wie lautet also dein Plan?«
Jack schnappte sich drei der weniger verbrannten Exemplare. »Ein guter Ausgangspunkt wäre die Universität. Es muss jemanden auf dem Campus geben, der sich mit Druiden auskennt. Immerhin sind dort Gastprofessoren aus aller Welt zu finden.«
Karen streckte ihm die Hand entgegen. »Jack?«, sagte sie.
»Was denn?«
»Na ja, du weißt schon, dass das vielleicht schiefgeht, oder? Ich meine, wenn Quintus Miller wirklich so schlimm ist, wie der Priester dir prophezeit hat, dann ... na ja … dann könnte Randy längst tot sein.«
Jack hatte diese Option schon seit der Entdeckung der halb mit der Kellerwand verschmolzenen Kackwurst in Betracht gezogen.
»Ja«, erwiderte er. »aber das sollte uns nicht davon abhalten, es zumindest zu versuchen, oder?«
Sie verließen die Bibliothek und kehrten in den Gang zurück.
Karen hakte sich bei ihm ein. »Jack, hör mal, Schatz, egal wie das hier ausgeht, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe – und wenn du bei mir einziehen willst, also … das kannst du herzlich gern tun.«
Jack küsste eine ihrer Haarsträhnen und drückte ihre Hand. »Ich weiß nicht, ob ich in Cecils
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