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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Polizei erkennen, wie das Loch im Sessel entstanden war. Man würde also wissen, dass jemand eine Waffe abgefeuert hatte, daran war nichts zu ändern.
    Nicht wissen würde man allerdings, ob der Schuss auf oder von Valis abgegeben worden war. Ohne jede Blutspur würde man zudem nicht bestimmen können, ob hier jemand einer Gewalttat zum Opfer gefallen war, geschweige denn, wer.
    Während Billy sich langsam im Kreis drehte, versuchte er sich zu erinnern, ob er in dem kurzen Zeitraum, in dem er keine Handschuhe getragen hatte, irgendwo Fingerabdrücke hinterla s sen hatte. Nein. Alles war sauber.
    Die stählernen Jalousien ließ er geschlossen. Die Rolltüren aus Bambus hingegen mussten aufbleiben, damit die Sammlung von Gesichtern und Händen sichtbar war.
    Als er das Fahrzeug verließ, ließ er auch die Tür nach draußen offen stehen. So wirkte sie einladender.
    Welch eine Überraschung für das glamouröse Team aus Künstlern und Kunsthandwerkern.
    In der Zeit, die Billy brauchte, um aus der trockenen Wiese auf die Straße zu fahren, kam kein anderes Auto vorbei.
    Falls seine Reifen im Staub Spuren hinterlassen hatten, dann würden diese verwischt werden, wenn in einigen Stunden Valis’ Mitarbeiter eintrafen.
     

73

    Noch einmal schleppte Billy eine Leiche zum Vulkanschlot, diesmal auf einer anderen Route, um nicht schon wieder dieselbe Vegetation zu zertrampeln.
    Während er den Holzdeckel entfernte, öffnete sich an den Konturen der Berge im Osten die schmale, schartige Wunde einer angemessen blutigen Dämmerung.
    Ein Gebet zu sprechen kam ihm nicht angemessen vor.
    Vielleicht wirkte die Schwerkraft stärker auf Valis als üblich, jedenfalls schien seine Leiche schneller in dem hungrigen Schacht zu verschwinden als die Toten, die ihm vorangegangen waren.
    Als die Geräusche des polternden Körpers verstummt waren, sagte Billy: »Älter und erfahrener – dass ich nicht lache!«
    Dann dachte er rechtzeitig daran, auch noch Lannys Port e monnaie in den Schlot zu werfen, und schloss den Deckel.
    Während die Nacht sich vergeblich gegen das frühe, purpu r farbene Morgenlicht wehrte, rangierte Billy seinen Wagen in den Garten hinter Lannys Garage. Durch die Hintertür ging er ins Haus.
    Es war Donnerstag, der zweite von Lannys zwei freien Tagen. Erst am Freitag würde sich jemand Gedanken über seinen Verbleib machen oder gar herkommen, um nach ihm zu suchen.
    Obwohl Valis behauptet hatte, nach Billys letztem Besuch keine weiteren Indizien hinterlassen zu haben, beschloss Billy, das Haus noch einmal gründlich zu durchsuchen. Manchen Leuten konnte man einfach nicht trauen.
    Mit einer durch seine extreme Erschöpfung bedingten Bedäc h tigkeit fing er oben an, und als er wieder in der Küche stand, hatte er keine belastenden Spuren gefunden.
    Durstig nahm er ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit kaltem Leitungswasser. Da er noch Handschuhe trug, brauchte er nicht darauf zu achten, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Er spülte das Glas aus, trocknete es mit einem Geschirrtuch ab und stellte es in den Schrank zurück, aus dem er es genommen hatte.
    Irgendetwas fühlte sich nicht stimmig an.
    Wahrscheinlich hatte er ein kleines Detail übersehen, das ihn ans Messer liefern konnte. Abgestumpft durch die große Müdigkeit, war sein Blick über irgendein Indiz gewandert, ohne dessen Bedeutung zu erkennen.
    Im Wohnzimmer umrundete er das Sofa, auf das Valis die Leiche von Ralph Cottle gesetzt hatte. Weder auf dem Möbel noch auf dem Teppichboden ringsum waren irgendwelche Flecken entstanden.
    Billy hob die Polster an, um nachzuschauen, ob etwas aus Cottles Taschen dazwischen gefallen war. Als er nichts fand, schob er sie säuberlich wieder an Ort und Stelle.
    Noch immer von dem beunruhigenden Gefühl geplagt, etwas übersehen zu haben, setzte er sich hin, um nachzubrüten. Weil seine Kleider so schmutzig waren, verzichtete er auf einen Sessel und hockte sich mit einem erschöpften Seufzer im Schneidersitz auf den Boden.
    Da hatte er gerade einen Menschen – oder etwas Ähnliches – getötet, konnte sich jedoch trotzdem noch Sorgen um den Zustand von Polstermöbeln machen. Er war eben ein höflicher Bursche. Ein rücksichtsvoller kleiner Wilder.
    Dieser Gegensatz kam ihm so komisch vor, dass er in lautes Lachen ausbrach. Je länger er lachte, desto lustiger kam ihm seine Pingeligkeit bezüglich der Polster vor, bis er schließlich über sein eigenes Gelächter lachte, amüsiert von dem unang e brachten Taumel,

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