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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vorgesehen«, sagte Valis.
    »Kann die nicht bis nächste Woche warten?«
    »Sie sind ein lustiger Vogel, Billy.«
    »So lustig komme ich mir gar nicht vor.«
    »Fühlen Sie sich erleichtert?«
    »Hmmmmm.«
    »Überrascht Sie das?«
    »Ja.« Billy öffnete die Augen. »Sind Sie nun überrascht?«
    »Nein«, sagte der Künstler. »Ich habe das Potenzial in Ihnen gesehen.«
    »Wann?«
    »Schon in Ihren Kurzgeschichten. Bevor ich Sie das erste Mal gesehen habe.« Valis legte den Revolver auf das Tischchen neben seinem Sessel. »Auf jeder Seite war dieses Potenzial erkennbar. Als ich mich näher mit Ihrem Leben beschäftigt habe, wurde es immer deutlicher.«
    »Weil ich meine Eltern erschossen habe.«
    »Das nicht einmal so sehr. Eher der Verlust des Vertrauens.«
    »Aha.«
    »Ohne Vertrauen kann der Geist nicht ruhig werden.«
    »Keine Ruhe«, sagte Billy. »Kein wahrer Frieden.«
    »Ohne Vertrauen gibt es auch keinen Glauben. Keinen Gla u ben an Freundlichkeit oder Integrität. An nichts.«
    »Sie haben mehr Einblick in mein Inneres als ich.«
    »Nun, ich bin älter«, sagte Valis. »Und erfahrener.«
    »Wesentlich erfahrener«, bestätigte Billy. »Wie lange haben Sie diese Darbietung eigentlich geplant? Doch nicht erst, seit Sie am Montag in der Kneipe waren.«
    »Viele Wochen lang«, antwortete Valis. »Große Kunst erfo r dert Vorbereitung.«
    »Haben Sie den Auftrag für das Relief angenommen, weil ich hier lebe, oder kam der Auftrag zuerst?«
    »Beides kam zusammen«, sagte Valis. »Es war ein ausgespr o chen glückliches Zusammentreffen. So etwas geschieht oft.«
    »Erstaunlich. Und da sind wir nun.«
    »Ja, da sind wir.«
    »›Bewegung, Geschwindigkeit, Aufprall‹«, zitierte Billy die stilistischen Merkmale von Valis’ aktuellem Projekt.
    »Angesichts dessen, wie die Darbietung sich entwickelt, würde ich daraus lieber ›Bewegung, Geschwindigkeit, Freiheit‹ machen.«
    »Wie bei den Fischen.«
    »Ja. Wie bei den Fischen. Sehnen Sie sich nach Freiheit, Billy?«
    »Ja.«
    »Ich bin vollständig frei.«
    »Wie lange tun Sie das schon?«, fragte Billy.
    »Zweiunddreißig Jahre. Seit meinem sechzehnten Geburtstag. Die ersten paar Male waren peinlich. Krudes Zerhacken. Keine Selbstbeherrschung. Keine Technik. Kein Stil. «
    »Aber inzwischen …«
    »Inzwischen bin ich zu dem geworden, der ich bin. Kennen Sie meinen Namen?«
    Billy blickte in die grauen, leuchtenden Augen.
    »Ja«, antwortete Valis an seiner Stelle, »ich sehe es. Sie ke n nen meinen Namen.«
    Ein Gedanke kam Billy in den Sinn, und er beugte sich neugi e rig ein wenig vor. »Sind die Mitarbeiter Ihres Teams …«
    »Sind sie was?«
    »Sind Sie … früher geworbene Anhänger?«
    Valis lächelte. »O nein. Keiner von ihnen hat meine Sam m lung je gesehen. Menschen wie Sie und ich … wir sind selten, Billy.«
    »Vermutlich, ja.«
    »Sie stecken wahrscheinlich voller Fragen über dieses Pr o jekt.«
    »Vielleicht, wenn ich ein paar Stunden geschlafen habe.«
    »Vor einer Weile war ich drüben im Haus von Deputy Olsen. Sie haben es makellos rein hinterlassen.«
    Billy zog eine Grimasse. »Sie haben doch nicht noch einmal etwas dort hingeschafft?«
    »Nein, nein. Ich wusste, dass wir uns diesem Augenblick nähern, deshalb war es nicht notwendig, Sie weiterzuquälen. Ich bin einfach durchs Haus gegangen und habe bewundert, wie Ihr Verstand funktioniert, wie gründlich Sie waren.«
    Billy gähnte. »Indizien. Davor habe ich einfach Angst.«
    »Sie sind bestimmt sehr müde.«
    »Ich bin völlig erledigt.«
    »Ich habe zwar nur ein Schlafzimmer, aber Sie können gern das Sofa benutzen.«
    Billy schüttelte den Kopf. »Es ist einfach erstaunlich.«
    »Meine Gastfreundschaft?«
    »Nein. Dass ich hier angekommen bin.«
    »Kunst verwandelt, Billy.«
    »Werde ich mich anders fühlen, wenn ich aufwache?«
    »Nein«, sagte Valis. »Sie haben Ihre Wahl getroffen.«
    »Diese Entscheidungen, vor die Sie mich gestellt haben, waren ganz schön hart.«
    »Sie haben Ihnen die Gelegenheit verschafft, Ihr Potenzial zu erkennen.«
    »Das Sofa sieht so sauber aus, und ich bin furchtbar schmu t zig.«
    »Das macht nichts«, sagte Valis. »Der Stoff ist imprägniert.«
    Während sie sich gleichzeitig aus ihren Sesseln erhoben, zog Billy die Spraydose unter dem T-Shirt hervor.
    Überrascht versuchte Valis, das Gesicht abzuwenden.
    Zu spät. Sie waren kaum zwei Meter voneinander entfernt, und Billy sprühte ihm direkt in die Augen.
    Geblendet tastete Valis nach dem Revolver

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