Irrsinn
noch an.
Nachdem er durch die Hintertür in die Küche getreten war, ließ er sich von seinem Instinkt leiten. Bestimmt hatte Valis die Hand von Giselle Winslow nicht in ein Glas mit Formaldehyd eingelegt, um sie hier zu verstecken. Ein solcher Behälter wäre zu unpraktisch und zerbrechlich gewesen, um rasch und versto h len damit hantieren zu können. Der Instinkt verwies auf die einfachste Lösung.
Billy trat zum Kühlschrank und zog die Gefrierschublade im unteren Teil auf. Zwischen Eiskrembehältern und Beuteln mit allerhand Resten lagen zwei mit Alufolie umwickelte Objekte, die Billy dort noch nie gesehen hatte.
Er legte sie auf den Boden und wickelte sie aus. Zwei Hände, jeweils von einer anderen Frau. Eine hatte wahrscheinlich der mit den roten Haaren gehört.
Valis hatte einen neu entwickelten Typ Alufolie verwendet, der nicht klebte. Der Hersteller wäre erfreut gewesen zu hören, dass das Zeug genauso funktionierte, wie es in der Werbung versprochen wurde.
Während Billy die Hände wieder einwickelte, bekam er sein Zittern einfach nicht unter Kontrolle. Eine Weile hatte er gedacht, er sei immun gegen das Grauen geworden. Dem war nicht so.
Noch heute musste er den gesamten Inhalt des Gefrierfachs in den Müll befördern. Es war zwar unmöglich, dass eine Kont a mination stattgefunden hatte, aber schon bei dem Gedanken daran wurde ihm übel. Vielleicht musste er sogar den ganzen Kühlschrank verschrotten.
Vor allem aber mussten die Hände aus dem Haus. Es war zwar nicht zu erwarten, dass die Polizei mit einem Durchsuchungsb e fehl an die Tür klopfte, doch die Hände mussten trotzdem weg.
Sie irgendwo auf dem Grundstück zu vergraben, war wohl keine gute Idee. Zumindest hätte Billy dann davon geträumt, wie sie sich nachts aus ihren kleinen Gräbern wühlten und ins Haus krochen.
Bis ihm eingefallen war, was er damit tun wollte, legte er die gefrorenen Hände in eine kleine Kühlbox.
Dabei fiel ihm ein, dass in seinem Portemonnaie noch das Foto von Ralph Cottle als jungem Mann, Cottles Mitgliedskarte von der Amerikanischen Gesellschaft der Skeptiker und das Bild der rothaarigen Frau steckten. Er hatte die Sachen mit der vagen Idee behalten, es seinem Gegner mit gleicher Münze heimzuza h len, indem er ihm ebenfalls belastende Indizien unterschob. Nun warf er alles zu den Händen in die Kühlbox.
Lannys Mobiltelefon besaß er auch noch, aber es widerstrebte ihm, es ebenfalls in die Box zu tun – als ob die Hände in der Lage gewesen wären, sich aus der Folie zu wickeln und die Notrufnummer zu wählen. Er legte das Telefon auf den Küche n tisch.
Um die Hände wenigstens aus dem Haus zu schaffen, trug er die Kühlbox in die Garage und stellte sie in seinem Wagen auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Als er die Garage wieder verließ, schloss er sie ab.
Der heiße Nachmittag war vorüber. Sechs Minuten nach halb sieben.
Hoch am Himmel kreiste ein Habicht auf seinem letzten Beutezug des Tages.
Billy stand da und beobachtete, wie der Vogel immer weitere Kreise zog.
Dann ging er hinein. Er sehnte sich danach, sich ausgiebig und so heiß zu duschen, wie es gerade noch auszuhalten war.
Der Umgang mit den Frauenhänden hatte ihm den Appetit verdorben. Wahrscheinlich war ihm die Vorstellung, jetzt zu Hause etwas zu essen, einfach nicht geheuer.
Ob er zum Abendessen wohl in die Raststätte fahren sollte? Jasmine, die Kellnerin, verdiente eigentlich ein größeres Trinkgeld als das, was er ihr beim letzten Mal dagelassen hatte.
Als Billy auf dem Weg zum Bad durch den Flur ging, sah er in seinem Arbeitszimmer Licht. Er warf einen Blick durch die Tür.
Die Jalousien waren heruntergezogen, und die Schreibtisc h lampe brannte. Er erinnerte sich zwar nicht daran, sie angelassen zu haben, doch er war vorher eilig aufgebrochen, um Ralph Cottle loszuwerden. Ohne auf die andere Seite des Tischs zu gehen, knipste er die Lampe aus.
Cottle saß zwar nicht mehr auf der Toilette, aber Billy erinne r te sich nur zu gut daran, wie er dort gewesen war. Leider war dies sein einziges Badezimmer, und sein Bedürfnis zu duschen war stärker als seine Zimperlichkeit.
Das warme Wasser schmolz langsam die Schmerzen aus seinen Muskeln. Die Seife roch himmlisch.
In bestimmten Abständen überkam ihn angesichts des Dusc h vorhangs regelrecht Platzangst. Er hatte das ungute Gefühl, die Rolle von Janet Leigh in Psycho zu spielen, nur mit vertausc h tem Geschlecht.
Erfreulicherweise gelang es ihm, sich nicht vor sich
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